Metal Church - Damned If You Do

metalchurch damnedifyoudoMit JAG PANZER haben die Männer aus Seattle mehr gemeinsam als nur ihre permanenten Auflösungen und Reunions. Beide Combos definieren sich bis heute über ihr Debüt, welches jeweils das härteste Werk ihrer Karriere war, und das sie nie mehr erreicht haben. Nur haben METAL CHURCH deutlich mehr Besetzungswechsel zu verzeichnen, der vorletzte war aber vielleicht ein Glücksfall, denn mit Mike Howe kam der Sänger ihrer erfolgreichsten Phase zurück. Dazu noch ein Plattenvertrag beim Branchenriesen Nuclear Blast und fertig schien das Glück, doch "XI" hielt nicht, was es versprach. Mit Stet Howland kam ein neuer Schlagzeuger, der nach einer gut verlaufenen Tour mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten, was die Truppe erneut zurück warf. Doch sie stehen immer wieder auf und präsentieren nun mit "Damned If You Do" Howlands Studioeinstand.

Schon beim ersten Reinhören wird aber schnell klar, dass man auch hier nur der Topform der Achtziger hinterher jagt. Und wie auf dem voran gegangenen Werk liegt dies vor allem am unzureichenden Soundgewand, das eben in den Glanzzeiten fein kantig ausfiel. Hier wird komprimiert, bis die Gitarren fast alle Ecken und Kanten verloren haben, und auch der neue Mann kann keine Durchschlagskraft entwickeln. Auch die seltsamen "Ohm"-Stimmen zu Beginn des Longplayers verstören etwas, Mike Howe sieht ja schon anders aus als bei seinem ersten Gastspiel, aber auf Yoga-Lehrer würde ich jetzt nicht tippen.

Zum Glück gehen die in das schöne Staccatogewitter des Titeltracks über, zu dem sich noch die Doublebass gesellt. Insgesamt haben die Herren etwas Tempo gegen über "XI" heraus genommen und suchen ihr Heil in variableren Songstrukturen als dem reinen Druck nach vorne. Das eröffnet natürlich Räume für Howes eher melodische Stimmfärbung, welche dieser gleich zum Auftakt zu nutzen weiß. Von der Riffarbeit ist "Into The Fold" durchaus ähnlich, wobei hier aber Howland eher auf lässige Grooves setzt, anstatt das Gaspedal durchzutreten. Dass der Refrain recht schwer daher kommt, gibt der Nummer eine weitere Klangfarbe.

Richtig regiert der Knüppel nur bei "Rot Away", das mit seinem prägnanten Riff wunderbar vor sich hin thrasht und an die Achtziger denken lässt. Mit den Thrash-Tendenzen haben METAL CHURCH einen guten Gegenpol zu der melodiöseren Gangart, hier loten sie ihr Feld mehr aus. Im Rausschmeißer "The War Electric" pirschen sie sich hinter knalligen Drum-Breaks heran, um dann so sich dann so richtig angriffslustig zu zeigen. Dass Thrash auch herrlich rocken kann beweist die Truppe in "By The Numbers", das in der Folge zwischen getragener Bridge und schnellem Chorus hin - und her pendelt.

Dahingegen haben sie eben auch die groovigen Töne von "Monkey Finger" im Angebot, in dessen Bridge der wiedergenesene Stet seine Sticks schön kreisen lässt. Leider klingt hier Howe ungewohnt nasal und lässt fast seinen Vorgänger am Mikro vermuten, was den Zugang erschwert, da plötzlich Inhomogenität anstatt Vielfalt herrscht. Gesanglich ist auch der leiernde Refrain von "Out Of Balance" ein Schwachpunkt, wobei der flotte Lauf zu Beginn zu überzeugen weiß und den Power Metal ein Stückchen nach Europa rückt. Ebenso cool ist die Passage nach dem Solo, bei dem man METALLICA-Riffing mit IRON MAIDEN-Harmonien verbindet.

Noch ruhiger lässt man es bereits beim zweiten Song angehen, "The Black Things" bekommt ein Akustikintro spendiert, der eine tolle Atmosphäre aufbaut, welche die Band schon in der Vergangenheit erzeugen konnte. Die Art und Weise wie die einsteigenden Leads diese mitnehmen ist ebenso stark komponiert, genauso wie die stete Steigerung zum treibenden Chorus hin. Atmosphärische Fills bietet auch "Revolution Underway", die sich dann noch toll mit dem Picking verbinden. Ruhige Leads bringen den melodischsten Track ganze nahe an das Mike Howe-Werk "Hanging In The Balance", welches seinerzeit etwas epischer ausgerichtet war.

Am stärksten sind METAL CHURCH aber, wenn sie beide Welten unter einen Hut bringen wie in "Guillotine". Die Gitarrenfills haben sie schon lange nicht mehr so gut gebracht, bevor sich dann die Riffs langsam aber sicher aus ihnen heraus schälen. Ganz los werden sie diese nicht, ein Musterbeispiel was man mit zwei Gitarren anstellen kann. Die rockige Attitüde des thrashigen Tempos gefällt ebenfalls wieder, gleiches gilt für das schleppende Intermezzo vor dem Solo. Ach, könnte das ganze doch mit dem Klangbild ihres Klassikers "Blessing In Disguise" aufgenommen worden sein, würde "Damned If You Do" sicher über ein solides Album hinaus kommen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 45:18 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 07.12.2018

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