Walter Trout - Survivor Blues

waltertrout survivorbluesSeit er vor fünf Jahren dem Tod von der Schippe gesprungen ist, erlebt der Blueshaudegen einen wahren Höhenflug. Für seine Projekte denkt er sich immer etwas Besonderes aus, war "Battle Scars" eine Aufarbeitung seiner Krankengeschichte, so lud er sich für "We´re All In This Together" viele Gastmusiker ins Studio. Bei seinem neuesten Studiodreher hält WALTER TROUT es umgekehrt und nimmt sich fremde Kompositionen vor. Dabei versucht er allzu gängige Standards zu vermeiden, ein weiteres "Stormy Monday" brauche laut dem Mann niemand mehr. Viel lieber hat er sich fast vergessene Nummern vorgenommen und ihnen so ein Überleben gesichert. Mit Hinblick auf seine eigene Geschichte erscheint dann auch der Albumtitel "Survivor Blues" mehr als passend.

Ruhig geht es Trout an, fast so als wolle er nach seinem eigenen Überleben erst einmal Luft holen. Dabei gelingt mit der Jimmy Dawkins-Komposition "Me, My Guitar And The Blues" gleich das Highlight der Scheibe, welches zuvor als Video veröffentlicht wurde. Auf den sechs Saiten spielt er sich die Seele aus dem Leib, lässt eine Leadorgie auf die nächste folgen und singt zwischendurch butterweich. Als hätte es noch einen Beweis für sein Feeling gebraucht, hier hat man ihn, wobei der eigene Beitrag im Mittelpunkt steht, die Tasten höchstens ein paar Tupfer setzen.
Ein wenig erinnert das an die vielen Slow Blues-Stücke, die GARY MOORE einst selbiges beweisen ließen. Der viel zu früh von uns gegangene könnte auch bei der folgenden Version von "Be Careful What You Vote", aus der Feder von Sunnyland Slim, Pate gestanden haben. Dessen rock´n´rolliger Ansatz kennt man von "Walking By Myself", WALTER TROUT rockt ähnlich geradlinig und bläst dazu die Mundharmonika. Die Orgel hat auch hier ein paar kleine Einsätze, aber im Verlauf der Scheibe kann sich Skip Edwards wenig durchsetzen.

Neben der Gitarre des Meisters ist es sein Saitenkumpel Johny Griparic, der immer wieder im Fokus steht und für den nötigen Druck sorgt. Dabei zieht er das Bluesschema sehr stoisch durch, wie etwa im schleppenden "Out Of Bad Luck", oder fordernder in "It Takes Time" des großen Otis Rush. Das verleiht einen tollen Swing, von dem auch "Please Love Me", die ursprünglichste Bearbeitung profitiert. Ein wenig zu viel gerät es dann aber bei "Something Inside Of Me", welches etwas um sein schönes Bar-Feeling gebracht wurde, gerade auch weil das Piano zurück stecken muss. Wenn Edwards denn mal zum Einsatz kommt, sollte man ihm auch den Raum gönnen. Den hat er bei Luther Johnsons leicht angefunktem "Woman Don´t Lie", in dem er am E-Piano zeigen kann was er wert ist, und dem Sugaray Rayford als Gastsänger zusätzlichen Soul verleiht.

Ganz stark ist "Survivor Blues" dann, wenn das Tempo ein wenig heraus genommen wird wie im Opener. "Sadie", das von Hound Dog Taylor stammt hält sich trotz des angesprochenen Swings erstaunlich zurück und bietet so eine coole Atmosphäre. Noch lässiger agiert der gute Walter in "Nature´s Disappearing", einer Neuaufnahme seines Mentors John Mayall, ein Text welcher heute aktueller denn je ist. Ganz großartig, mit einer leichten DIRE STRAITS-Note lässt er die Wüste vor dem geistigen Auge erscheinen, welche auf den Raubbau an der Natur folgen könnte. Die Nummer von 1970 ist ein gutes Beispiel, wie es gelingt, den Covern einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Noch besser funktioniert das im Anschluss bei "Red Sun", das glatt von den DOORS stammen könnte, aber in der Bridge nach dem Refrain mit einem rockigen Ausbruch zu begeistern weiß, der die Sphärik sogar unterstützt.

Interessant ist der Querverweise auch, da die Aufnahmen im Studio von Robbie Krieger in Los Angeles stattfanden. Hier hat Eric Corne dem Ganzen dieses trockene und dennoch warm rockende Soundgewand verpasst, welches auch Schlagzeuger Michael Leasure viel Platz einräumt. Und wo WALTER TROUT schon mal den Klangtempel des ehemaligen DOORS-Gitarristen aufsuchte, konnte er diesen zu einem Gastbeitrag auf "Goin´ Down To The River" überreden. Hier hält er sich ebenfalls zurück, so dass sich beide herrlich an den Slidegitarren austoben können. Damit reiht sich dieser Longplayer in die Reihe starker Arbeiten ein, welche das Wiedererstarken des 67-jährigen weiter untermauern. Eine neue Stärke, die sein Spiel und seinen Gesang über alle Zweifel erheben und ihn all diese Perlen wieder ins Bewusstsein der Bluesgemeinde rücken lässt. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 62:17 min
Label: Provogue/Mascot
Veröffentlichungstermin: 25.01.2019

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