Duff McKagan - Tenderness

DuffMcKagan TendernessDUFF MC KAGAN überrascht uns mit einem weiteren Solo-Album, obwohl der Bassist derzeit mit GUNS N ROSES sicherlich genug um die Ohren hat. Doch bereits SLASH zeigte, dass man nebenbei erfolgreich noch Solo-Alben veröffentlichen kann. Dabei widmet sich Duff deutlich ernsteren Themen, was sich in der Musik niederschlägt.

“Tenderness” ist keineswegs ein typisches Album für den Bassisten geworden, der im Alter zunehmend nachdenklicher geworden ist. Die Intention für das Album war für ihn der Zustand der jetzigen Welt, und was er alles auf der Tour mit GUNS N ROSES erlebt und gesehen hat. Kein Wunder dass so etwas in der heutigen Zeit zum Schreiben animiert. Herausgekommen ist ein sehr tiefgründiges, bewegendes und musikalisch wertvolles Album, das unter Umständen nicht ganz leicht zu verdauen sein wird.

“Tenderness” stellt für mich dabei den logischen nächsten Schritt nach den Alben mit den WALKING PAPERS dar, denn irgendwie erinnert der Stil stark an die Band mit JEFF ANGELL. Duff singt alle Stücke selbst, auch das hätte ich dem nun 55-jährigen Basser so nicht wirklich zugetraut, Wahnsinn, wie gut hier alles zusammenpasst. Bereits das Titelstück zeigt was er musikalisch zu bieten und zu sagen hat. Ein großartiger Song, der so gar nicht vermuten lässt, dass dieser Mann einst zu “Appetite For Destruction”-Zeiten durchs Land zog. Inhaltlich orientiert sich das Stück (ebenso wie “Chip Away”) auf die derzeitige politische Lage in den USA. Ein Thema, das sich auch auf Europa und den Rest der Welt auswirkt. Neben diesen ernsten Themen gibt es mit Stücken wie “It’s Not Too Late” auch eine Art Country-Einlage, die dem Album sehr gut steht.

Songs wie “Wasted Heart” oder “Last September” kommen gänzlich im Akustikgewand und machen Laune. Die Piano-Einlagen in fast jedem Song dienen jeweils der Musik, wie man so schön sagt. Soll heißen, dass es keineswegs als störend empfunden wird. Bei einem Stück wie “Falling Down” kann man sich daher komplett aus dem Alltag zurückziehen und gänzlich in der Musik abtauchen. Andere brauchen dafür LSD, ich benötige lediglich die Musik, ein großartiger verträumter Song. Zum Teil kommen auch Folk-Einflüsse zum Einsatz, auf “Chip Away” sind Maracas zu hören. Bei “Feel” zeigt sich auf großartige Art und Weise, wie gut Duff mit seiner Stimme umzugehen weiß. “Breaking Rocks” ist sehr verträumt und kommt mit einem interessanten Rhythmus und einem coolen Solo daher. “Parkland” ist eine sehr düstere und verdammt coole Nummer, die mich zeitweilig ein wenig an VELVET REVOLVER erinnert, was sicherlich am Effekt über der Stimme liegt. Textlich verarbeitet Duff hier das Parkland-Shooting, ein Thema, das in den USA leider immer wieder auftaucht.

Den perfekten Abschluss bestreitet “Don’t Look Behind You”, “These Better Days Leave It All Behind You … Never Look Back, Don’t Look Behind You” gibt ein paar Lichtblicke, auch musikalisch ist der Song so aufgebaut, dass er auf seine Art und Weise Hoffnung gibt. Für ein atmosphärisch düsteres Album ein guter Schlusspunkt. Duff möchte uns nach all den schwierigen Dingen, die textlich von den einzelnen Songs behandelt werden,sicherlich noch etwas Hoffnung mit auf den Weg gehen. Klar, die Welt ist kaputt, aber es gibt offenbar noch Hoffnung. Musikalisch setzt er das perfekt um.

Duff überraschte mich schon mit seiner Autobiografie und vielen Tatsachen, die mir über den Bassisten nicht klar waren. Stand er bei GUNS N ROSES zwar nie ganz im Dunkeln und eher im Scheinwerferlicht wirkte er immer wie eine Art wilder Punk. Das hat sich mit dem Überwinden seiner Heroinsucht geändert, er ist heute tatsächlich ein neuer Mensch, sofern ich das aus der Entfernung einschätzen kann. Das zeigt er auch mit seinem neuen Album “Tenderness”, das richtig gut geworden ist. Für Fans seiner Projekte wie den WALKING PAPERS ist “Tenderness” sicherlich ein geniales Album. Für die, die mit Songs im Stile von GUNS N ROSES rechnen, wird es eine Enttäuschung sein. Doch wie schon bei MYLES KENNEDY bleibt mir hier nur zu sagen, “Was hätte ein Soloalbum für einen Sinn, wenn der Musiker darauf genau das Gleiche macht wie auf den Alben seiner Band?”. “Tenderness” ist für mich ein Highlight des Jahres, unbedingt reinhören. (Pascal)

 

Bewertung:

Pascal8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 11 
Spielzeit: --:-- min
Label: Universal Music
Veröffentlichungstermin: 31.05.2019

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