Dragonforce - Extreme Power Metal

dragonforce extremepowermetalDer Albumtitel hätte wohl passender kaum gewählt sein können, wurde das internationale Hochgeschwindigkeitskommando in seinen Anfangstagen doch genau mit dem Etikett beworben. Extrem waren DRAGONFORCE in der Tat schon immer, sei es vom Tempo als auch vom Melodiegehalt her. Auf dem letzten Longplayer "Reaching Into Infinity" packte man noch eine Schippe drauf und versuchte sich an ein paar Death Metal Zitaten, was nicht überall gut ankam. Seitdem ist viel passiert, Keyboarder Vadim Prushanov ist weg und Bassist Frederic Leclercq, der hier noch zu hören ist, hat gerade bei KREATOR angedockt. Hier erfahrt ihr wie die Truppe mit "Extreme Power Metal" auf die ganzen Ereignisse reagiert hat.

Eine weitere Änderung war die Trennung von Produzent Jens Bogren nach zwei Alben, um in Los Angeles bei Damien Rainaud aufzunehmen. Ehrlich gesagt finde ich den Schweden in seinen Fascination Street Studios ohnehin überbewertet, aber Frühaufsteher fand ich schon immer suspekt. Er verpasst den Bands einen Einheitssound und arbeitet die individuellen Merkmale nicht heraus. Dafür überredet er sie dazu, viele neue Ideen einzubauen, die nicht immer passen, was wohl auch beim Vorgänger der Fall war. Auch AMORPHIS leiden auf ihren letzten beiden Scheiben unter der Problematik, weswegen ich für das nächste Werk auch auf einen neuen Mann an den Reglern hoffe. Einzig POWERWOLF konnten sich erfolgreich gegen die Vereinnahmung wehren, zumindest bei der bislang ersten Zusammenarbeit.

Insofern war die Trennung nicht falsch, den Effekt hört man sofort, denn das dunklere, zeitgemäßere Klangbild ist der typischen Kantigkeit mit ihrer Achtziger-Schlagseite gewichen. Die Gitarren und die Vocals dürfen wieder jubilieren, die Drums sind nicht mehr so voluminös, was das Ganze ein wenig zurück zum Debüt bringt. Ebenso wie dort überdreht sich beim Gesang auch hier der Kitsch-Faktor mehrere Male, was weniger stört als vielmehr eine gewisse Unbedarftheit aufkommen lässt.
Wenn irgendetwas an den Vorläufer erinnert, dann noch das Intro von "Trooping Into Stars", auf einen düsteren Basslauf folgt ein reines Todesblei-Riff. Nach ein paar Sekunden löst sich das mit einem jener angesprochenen Melodiebogen auf, was den Fan fast erleichtert aufatmen lässt. In der Folge gibt die Nummer durchweg Vollgas, hält die heitere Note hoch und geizt nicht mit abgedrehten Solodarbietungen, auch von den Tasten, welche von EPICA-Mann Coen Janssen bedient werden.

Nach unten geht der Bleifuß oft auf "Extreme Power Metal", so dass Herman Li und Sam Totman zeigen können, dass sie immer noch zu den heißesten Gitarrenduos zählen. Allerdings legen sie ihre Kompositionen kompakter und kürzer an, haben sie vielleicht Angst diese erneut zu überfrachten? Dafür nehmen sie kurz mal das Tempo raus für einen eher schwerfälligen Part oder ein paar knallige Arrangements wie in "In A Skyforged Dream". Beim sehr melodischen "Razorblade Meltdown" bringen sie auch wieder die schönen melancholischen Leads, welche den Zweitling "Sonic Firestorm“ ausgezeichnet haben. Ganz interessant ist "Cosmic Power Of The Infinite Shred Machine" aufgebaut, bei welchem die sechs Saiten rasen, Drums und Gesang sich aber zurückhalten, um den Melodien mehr Raum zu geben.

So richtig kann sich dadurch "Last Of The Dragonborn" entfalten, das eher konventionellen Power Metal wie auf den ersten beiden Scheiben mit Mark Hudson bietet. Nach ein paar fernöstlichen Klängen von den Synths gehen diese in einen wuchtigen Stampfrhythmus über, der so richtig nach vorne drückt. Gee Anzalone ballert in der Bridge heftige Breaks aus den tiefsten Toms, welche die Fäuste unweigerlich nach oben schnellen lassen. Nur um dann im Chorus gleich das Schwert mit zu erheben, das Ding hat sowas von Macht, die Gesänge tragen mehr Schlachten als der gesamte Backkatalog von AMON AMARTH. Dabei ist es noch eingängiger als "Three Hammmers", dieser Titel verleiht dir ein Kilo Muskelmasse - bei jedem Durchlauf.

Mit wuchtigen Breaks ist mit "Remembrance Day" auch der ruhigste Track gesegnet, fast schon eine Ballade. Allerdings kommt er nicht ganz an den Mega-Schmachtfetzen "Starfire" heran. Die Chance darauf wurde mit "My Heart Will Go on" am Ende vertan, denn die Vorlage hätte songwriterisch genau den Stoff geboten, der dazu nötig ist. DRAGONFORCE zogen es jedoch vor, das Ding in Überschallgeschwindigkeit runter zu ballern. Das hat bei der JOHNNY CASH-Coverversion „Ring Of Fire“ sehr gut funktioniert, die CELINE DION-Neubearbeitung wirkt dagegen ein wenig wie parodiert. Was würde ich für ein paar akustische Töne, weite Gitarrenflächen und eben diese massiven Drumschläge geben, sie würden das Stück zu etwas großem machen.

Ein paar Mal treten auch die oben erwähnten Achtziger-Einflüsse stärker hervor, was zusätzliche Facetten mit sich bringt. Tracks wie„Heart Demolition“ atmen ein wenig Hair Metal-Attitüde, die bekannte Trademark mit zurückgenommener Strophe nach fanfarenhaftem Einstieg wird hier gerne strapaziert. Dann pirscht sich die Dynamik rockig heran, bevor es im Refrain wieder herrlich klebrige Keyboards setzt. Somit hat sich das Zurückrudern gelohnt, denn eine größere stilistische Vielfalt ist weiterhin gegeben. Mit diesen Ausflügen werden die Anhänger eher zurecht kommen, aber ich denke das war auch als solches Statement geplant. So macht die Truppe wieder einfach nur Spaß, das aber auf hohem musikalischen Niveau. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs:  10
Spielzeit: 53:21 min
Label: EAR Music/Edel
Veröffentlichungstermin: 27.09.2019

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