Alter Bridge - Walk The Sky

ALTER BRIDGE Walk The SkyALTER BRIDGE melden sich mit ihrem neuen Longplayer “Walk The Sky” diesen Monat zurück und der hat es in sich. Wie es fast nicht anders zu erwarten war, bietet die Band um Mark Tremonti, Myles Kennedy, Brian Marshall und Scott Phillips erneut eine hochqualitative Platte.

Dabei war mein Gefühl vorab gar nicht so extrem gut. Nicht dass die erste Single “Wouldn’t You Rather” nicht meinen Erwartungen entsprochen hätte, ich hatte lediglich Zweifel daran, dass die Songs gut ins Ohr gehen. Dieser Gedanke verflüchtigt sich bereits nach dem ersten Durchgang von “Walk The Sky”. Denn spätestens beim letzten Stück “Dying Light” ist klar, dass man diese Platte gleich nochmal hören möchte. Das liegt mitunter daran, dass bereits durch den Opener die für ALTER BRIDGE typische Atmosphäre anklingt. Ebenjene die sich durch alle bisherigen Alben zog und auch weiter zu ziehen scheint. Dabei gehen die 14 (!) Stücke dieses Mal besonders gut ins Ohr und sind sehr griffig komponiert. Die Stimme von Myles Kennedy trägt ihr Übriges dazu bei und gibt den Songs den letzten Schliff. Auch Tremonti selbst kommt diesmal am Mikro zum Einsatz, was die Songs noch weiter verstärkt.

Das moderne Riffing gepaart mit dem klassischen Hard-Rock macht ALTER BRIDGE und deren Stil unverkennbar. Nicht unschuldig daran ist gewiss Mark Tremonti, der auf Gitarre ein moderner Gott ist und an den nur schwer zu tippen ist. Irgendwie habe ich dennoch das Gefühl, dass ALTER BRIDGE nicht überall so akzeptiert werden wie sie es eigentlich müssten. Ich drücke es mal vorsichtig wie folgt aus. Das was NICKELBACK damals nicht schafften, haben ALTER BRIDGE richtig angegangen. Sie lehnen sich nicht zu sehr an den Mainstream, sind dennoch sehr erfolgreich (gerade in den USA) und bleiben ihrer ureigenen Sache treu. ALTER BRIDGE besteht eben auch aus vier begnadeten Musikern, die neben der Band noch einige Projekte am Laufen haben. Mich wundert es sowieso wie sie hier alles unter einen Hut bekommen und dabei noch derart starkes Songmaterial hervorbringen.

Durchatmen ist auf “Walk The Sky” übrigens nicht angesagt Jeder Song rockt ordentlich drauf los, und wenn es mal etwas ruhiger wird wie teilweise bei “In The Deep”, hält dies nicht lange. Dieser Song wird hoffentlich seinen Weg ins Live-Programm finden, denn das Gefühl, das Myles hier in die Stimme legt, ist purer Wahnsinn. Bereits nach dem ersten Durchgang sitzt der Song im Kopf, großartig. “Godspeed” beginnt mit überraschend ungewohnten Keyboardklängen, die sich perfekt ins Gesamtbild einpassen und kurz darauf mit genialen Gitarrenmelodien kombiniert werden, großartige Nummer. Selten haben mich Keyboards derart wenig oder besser gesagt überhaupt nicht gestört. Das darauf folgende “Native Sun” erinnert mich ein wenig an die letzten Werke der Band, die Atmosphäre ist extrem dicht und das kurze Intro wird mit den einsetzenden Drums und einem steinharten Riff durchbrochen. Bei den Gitarrenbreaks hat sich Tremonti scheinbar ein wenig vom Großmeister Iommi beeinflussen lassen.

“Take The Drown” beginnt eher ruhig mit zarten cleanen Gitarrenklängen, was nach einer halben Minute aber passé ist. Dieser Song entpuppt sich als waschechtes Groove-Monster. Auch “Indoctrination” zehrt von seiner wahnsinnigen Atmosphäre und dem lebendigen Groove, den Basser Brian Marshall und Drummer Scott Phillips zum Leben erwecken. Ein weiterer Live-Favorit meinerseits. Die Halbzeit ist vorbei und “The Bitter End” klingt entgegen des Titels eher fröhlicher Natur, steigt dann in die typisch Tremonti-artigen leicht vertrackten Riffs ein. Der Gesang von Myles ist hier auch wieder besonders hervorzuheben und verleiht dem Song eine wahnsinnig geniale Melodie, die sich grandios mit den Gitarrenriffs verträgt. Einfach unglaublich. Mit “Pay No Mind” wird es sehr modern, IN FLAMES lassen fast schon grüßen. Dennoch hört man den ur-typischen Tremonti/ALTER BRIDGE Stil heraus. Eine sehr coole Nummer, obwohl ich in der Regel eher auf den klassischen Kram stehe. Mit eines der eingängigsten Stücke der Platte mit einem Refrain, der sofort ins Ohr geht. Das dachte sich wohl auch Tremonti, der hier Myles beim Gesang mit unterstützt.

“Forever Falling” ist die erste und einzige Nummer, die mit Akustik-Klängen beginnt. Man vermutet zunächst eine ruhige Ballade, doch bereits nach 25 Sekunden ändert sich dies schlagartig. Der Tempowechsel ist sogar derart unerwartet, dass er mich glatt an die frühen METALLICA erinnert. Auch hier zeigt Tremonti einmal mehr, was für ein genialer Sänger er ist. “Clean Horizon” wird von einer cleanen Gitarre und dem Gesang von Myles getragen, langsam pirscht sich Tremonti mit seiner Gitarre von der Seite an, und wenn dann die ganze Band einsetzt, entfaltet sich die ganze Power dieser coolen Nummer, unerwartet.
“Walking On The Sky” beginnt mit einer Art Synthesizer, wo ich andere CDs bereits aus dem Player verbannt hätte, höre ich hier sogar gespannt weiter. Der im Mid-Tempo gehaltene Track stellt sich als weitere Ohrwurm heraus, bei dem sich die cleanen Parts gekonnt mit den modernen Riffs von Tremonti abwechseln. Der Song gewinnt auf diese Weise enorm an Abwechslung und macht ordentlich Laune. “Tear Us Apart” kommt mit einer ungewohnt fröhlichen Melodie daher und bringt kurz vor Abschluss noch eine ganz neue Dynamik in die Platte. Mit “Dying Light” läuten ALTER BRIDGE anschließend sehr gekonnt den Abschluss von “Walk The Sky” ein. Myles Kennedy lässt noch einmal alles raus, mein Gott wie gerne höre ich diesen Mann singen. Es ist immer unglaublich, wie viel Gefühl er in die Texte steckt. “In The Dying Light” hallt nach, genau wie das gesamte Album.

ALTER BRIDGE haben es in zweierlei Hinsicht geschafft. Sie halten ihren Albumzyklus von drei Jahren und noch dazu die hohe Qualität. Mir persönlich gefällt Album Nummer sechs sogar noch besser als der Vorgänger “The Last Hero”. ALTER BRIDGE Fans können sich freuen, und wer noch immer gegen die modernen Klänge kämpft, wird hier dennoch Gefallen finden. Denn ALTER BRIDGE schaffen es einmal mehr ihren modernen Stil mit klassischen Melodien zu paaren und schaffen so einen ureigenen Stil, der diese Band hoffentlich noch lange Jahre auszeichnen wird. “Walk The Sky” ist grandios, in jederlei Hinsicht, nun muss ich mich nur darum kümmern zu einem der Deutschland-Termine Urlaub zu bekommen. (Pascal)

 

 

Bewertung:

Pascal9,5 9,5 / 10


Anzahl der Songs:  14
Spielzeit: 60:20 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 18.10.2019

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