Halford With Family And Friends - Celestial

robhalford celestialWeihnachtsalben von Rockmusikern werden immer etwas kritisch beäugt und oft als Kommerz und Ausverkauf verunglimpft. Man muss schon eine Ikone wie der Metal God schlechthin sein, um so ein Unterfangen zweimal zu wagen. Vor zehn Jahren haben HALFORD bereits mit "3-Winter Songs" ein solches Werk veröffentlicht, nur hat sich Rob Halford nun andere Musiker ins Boot geholt. Von seiner Stammformation mit Mike Chlascziak oder Bobby Jarzombek ist keiner dabei, weswegen er hier unter dem Banner ROB HALFORD  WITH FAMILY AND FRIENDS firmiert. So hört man auf "Celestial" seinen Bruder Nigel am Schlagzeug, seinen Neffen Alex Hill (Sohn von JUDAS PRIEST-Viersaiter Ian) am Bass, seine Schwester Sue am Glockenspiel. Die Gitarren übernehmen seine Kumpels Jon Blakley und Robert Jones, während Produzent Mike Exeter in die Tasten haut. Die Idee klingt fast nach Weihnachtsmusik der ersten "Lindenstraßen"-Folge, oder kann die Scheibe am Ende was?

Ebenso wie beim ersten Anlauf hat der gute Rob eine Reihe traditioneller Weihnachtslieder in ein völlig neues Arrangement gegossen, um ihnen eine für ihn typische Note zu verleihen. Gänzlich unkreativ war er auch nicht, denn zu dem Material hat er noch vier Songs aus eigener Feder dazu gefügt, wie er es schon beim 2009er Werk getan hat. Die machen gleich den Anfang, wobei es sich beim eröffnenden Titelsong um ein sphärisches Intro handelt.
Wo wir grad bei Glocken sind, auf selbige gibt es direkt im Anschluss bei der nächsten Eigenkomposition, dem vorab veröffentlichten "Donner And Blitzen". Die Gitarren schneiden, das Ding treibt wunderbar nach vorne und der Chorus baut sich hymnisch auf. Die Nummer könnte ohne Probleme auf einem Album seiner legendären Stammband Platz finden, bis auf die lyrische Botschaft bietet sie lupenreinen Heavy Metal.

So kraftvoll wird das Gaspedal ansonsten nur noch im Traditional "Deck The Halls" durchgetreten, dessen trockenes Riff mächtig voran geht. Allerdings harmoniert die Melodie nicht unbedingt mit dem hohen Tempo, vor allem bei den "Rapapapapa"-Chören im Refrain, die schon gewöhnungsbedürftig sind. Die dezenten modernen Anleihen kommen vor allem im schwerfälligen Mittelteil zum Vorschein. Bei den meisten Songs baut man eher auf rockige Töne wie mit "Joy To The World" in einem weiteren Klassiker, der auch von der getragenen Stimme Halfords lebt.

Dem altbekannten "Hark! The Herald Angels Sing" wird neben rockigem Drive sogar etwas Punk-Attitüde eingehaucht. Richtig stark ist die Version von "God Rest Ye Merry Gentlemen" ausgearbeitet worden. Stoische Riffs begleiten die eher schleppende Strophe, bevor es wieder getragener wird. Doch nach dem Chorus hauen ROB HALFORD WITH FAMILY AND FRIENDS plötzlich ein rockiges Riff hinein, welches so auch von IRON MAIDEN stammen könnte. Das ist große Arrangierkunst, die aus Weihnachtsliedern etwas Besonderes macht und jegliche Zweifel an der künstlerischen Integrität beiseite fegt.

Es ist nicht alles Metal was glänzt, jedoch wissen auch weniger metallische Nummern zu überzeugen, die Bandbreite des Metal God ist hier sehr breit. "Away In A Manger" geht mit seinen schweren Synthesizern fast in die Art Rock-Richtung, akustische Einsätze und schöne Leadfills unterstreichen die Atmosphäre zusätzlich. Noch sphärischer fällt "The First Noel" aus, Kirchenorgel und großer Chor hatten bislang nur MANOWAR zu ihren besten Zeiten, das hier ist ähnlich gelungen. Und in der Eigenkomposition "Morning Star" verbreiten die Klampfen fast Hippie-Feeling, welches an "My Sweet Lord" des großen George Harrison denken lässt.

Ist deswegen "Celestial" besser als der quasi Vorgänger? Ja, aber nicht nur, denn die Scheibe überzeugt mit einer Dynamik und Schärfe, welche "3 - Winter Songs" abging. Da war das Klangbild zu undifferenziert und völlig totkomprimiert, so dass sich die Unterschiede zwischen den Liedern kaum offenbarten. Unter dem Problem litten später auch "4 - Made Of Metal" sowie "Redeemer Of Souls" von JUDAS PRIEST. Hier kommt man der Klasse von "Firepower" näher, vor allem im Soundbereich.
So wirken auch die verschiedenen Titel viel besser und bekommen zusätzlich Kontur und Tiefe. Man könnte jetzt natürlich auch so argumentieren, dass der Longplayer noch inhomogener rüber kommt, doch die einzelnen Titel sprechen für sich. Natürlich ist das Anhängern des Mannes nicht bedenkenlos zu empfehlen, aber wer Mut hat, soll belohnt werden. Von solchen Ausflügen aus dem Hause diverser Rockacts würde ich das als eine der besten einordnen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs:  12
Spielzeit: 45:20 min
Label: Legacy/Sony Music
Veröffentlichungstermin: 18.10.2019

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