Kirk Windstein - Dream In Motion

Kirk Windstein Dream In MotionBei diesem Album wird meine Objektivität mal wieder schwer auf die Probe gestellt. Glaubt man Herrn Windstein, wie viel Herzblut und Leidenschaft in all die zahlreichen Schaffensjahre gesteckt wurden, wundert es einen auch nicht, wenn man zurecht stolz auf das Resultat ist und nun erhobenen Hauptes die Reaktionen einfängt.

Aber ist hier wirklich alles Gold was glänzt, auch aus dem Hause Windstein? Mit Spannung erwartete man die Fertigstellung des Soloalbums von Kirk, ist er doch als Essenz von CROWBAR auch in anderen musikalischen Gegenden immer durchweg positiv aufgefallen.
Kaum einer huldigt so dem Ursprung des Rock und Metal wie er, kaum einer ist so schwer zu bändigen, wenn es um die alten Helden geht. Sein Körper spricht dahingehend Bände, indem er gespickt ist von Bildern ebendieser Reminiszenzen. Selbst damals im Interview ließ er noch nicht allzu viel bekannt geben, was er mit seinem Soloalbum im Schilde führt. Doch jeder ahnte und hoffte, seine Version der Backstage- und Kneipenauftritte nun endlich in gebührender Form zu erhalten.

Die heiß ersehnte erste Singleauskopplung brachte einen aber letztendlich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, denn der Titelsong ist weder nostalgisch noch klassisch, sondern eher romantisch und modern.
Viel Neues, Unerwartetes, ja sogar Überragendes blieb dabei allerdings auf der Strecke. Wählt man danach die anderen der insgesamt zehn Songs an, stellt sich heraus, dass „Dream In Motion“ noch mit der härteste Song auf diesem Debüt ist. Die anderen Stücke sind überwiegend akustisch gehalten, gemäßigter im Sound und durchweg sanft und dabei nur einen Hauch melancholisch. Dabei überließ der Rifflord nur das Schlagzeug dem Produzenten Duane Simoneaux bei den Aufnahmen und spielte alles andere selbst ein.

Man hört einen Kirk Windstein, der zwar nach wie vor zu einem der besten Gesangskünstler zählt, aber hierbei einem nicht wirklich die Wurst vom Brot zieht. Gerade live ist man einfach einiges mehr von dieser „Institution“ gewöhnt, sein stimmlicher Umfang und seine Ausdauer sind nicht von dieser Welt. Aber darum scheint es beim Alleingang nicht primär zu gehen, sondern eher um einen sensibleren und verletzlicheren Kirk Windstein. Seichter und immer seichter geht es weiter, dass einen schon fast die Müdigkeit übermannt. Keine Überraschungen, keine Glanzlichter, kein Hammersong ist zu finden, dabei aber auch kein schlechter Song, aber eben nichts Vergleichbares mit einem „Existence Is Punishment“.

Aber „Dream In Motion“ endet zum Glück mit einer übergeilen Coverversion von JETHRO TULLs „Aqualung“, dem Song, den man immer wieder mal im Liveset von CROWBAR anno 1994 vernahm, aber nie offiziell als Studioaufnahme fand. Nun ist sie da, und sie überragt alles, was zuvor auf dem Album passierte, um Längen. Sehr nahe am Original gehalten überzeugt jetzt auch Kirks ebensolcher Gesang, der kaum wiederzuerkennen ist. Ein krönender Abschluss zur Zielgeraden auf einer sonst eher dornenreichen Strecke.

Geschmack ist subjektiv, keine Frage, aber es ist nun mal ernüchternd, dass nicht alles mit dem Stempel KIRK WINDSTEIN erste Sahne ist. Eine bittere, wenn auch nicht erschreckende Erkenntnis. So sehr ich den kastigen Kauz auch schätze, hat er sich bei diesem Alleingang bestimmt nicht nur Freunde gemacht. Kann man aber seine Solointeressen mit denen von CROWBAR sauber trennen, kann sich jeder natürlich selbst ein Urteil erlauben. Ich lege mich da auf jeden Fall auf Altbewährtes fest. (Jochen)

 

Bewertung:

Jochen7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 44:02 min
Label: eOne Music
Veröffentlichungstermin: 24.01.2020

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