Crematory - Unbroken

crematory unbrokenNachdem sie schon öfter gegen das heutige Musikbusiness, ordnen sich die Vorderpfälzer jetzt doch etwas unter und betreiben Dienstleistung an den Fans. Man kann in jedem zweiten Spätwinter den Wecker nach den Dark Metallern stellen, denn sie liefern ihre Scheiben pünktlich ab. Dabei ließen sich CREMATORY auch nicht vom großen personellen Aderlass vor etwa fünf Jahren ausbremsen, sondern ziehen ihr Tempo weiter durch. Dabei wusste vor allem "Monument" das erste Album in runderneuerter Besetzung zu gefallen, der Nachfolger "Oblivion" fiel ein bisschen schwächer aus, weil man wieder alte Fehler machte. Nun stieg Gitarrist und Backgroundsänger Tosse Basler aus und wurde von Connie Andreszka ersetzt, was aber nur wenig Welle schlug. Mit "Unbroken" wählen sie einen reißerischen Titel für ihren fünfzehnten Longplayer können sie die Stärke liefern, die sie propagieren?

Kritik mussten sie ja in der Vergangenheit immer wieder einstecken, dennoch sind sie immer noch da und wissen auch eine gewisse Fanbase hinter sich, dem Umstand ist sich der Fünfer voll bewusst. Und ganz ehrlich waren die Kommentare zu ihren Scheiben öfter mal etwas überzogen, sie haben mittlerweile ihren eigenen Sound geschaffen und auch einer Reihe passabler Werke komponiert. Auch hier gibt es wenig anzukreiden, das klingt wie man sie kennt und hat auch wieder reichlich Schmiss. Negativ fällt vor allem auf, dass man den Rundling zu voll gepackt hat, irgendwann kann der Hörer nicht mehr folgen und ein einheitlicher Charakter wie bei EBM-lastigen "Antiserum" oder dem rockigen "Infinity" stellt sich nicht ein.

Dabei gehen die unterschiedlichen Tempi gar nicht so weit auseinander, bis auf ein paar ruhige Momente ist alles eher im gehobenen Midtempo gehalten, es variieren eher die Soundzutaten. Dynamik war ohnehin noch nie die Stärke der Band, dazu hantiert sie auch in in den sphärischen Momenten zu sehr mit der groben Kelle. Auf dem neuen Longplayer sind jedoch die Gitarren wieder kantiger, während die Synthesizer mehr Akzente setzen dürfen, anstatt auf dem etwas glatten Vorgänger zu viel in Harmonien aufzugehen. Wenn die Instrumente dann mal harmonieren, tun sie dies mit Geschick wie in "Rise And Fall", bei dem sich Piano und Leads ebenso gut paaren wie die Grunts und Melodien im Refrain.

Die harten Riffs des titelstiftenden Openers erinnern an die NDH-Phase zu Comebackzeiten, zusammen mit der Elektronik und etwas Phantasie kann man sich einen Remix eines "Roots"-Tracks von SEPULTURA denken. Noch mehr Elektronik gibt es im stampfenden "Behind The Wall" zu finden, welches auf "Antiserum" gepasst hätte. Und die spacigen Synthesizer von "Abduction"  klingen wie die Genre-Kollege von THEATRE OF TRAGEDY in ihrer Elektro-Phase. Einen Hauch angerockter kommen die Beats in "Voices", welches von dem schönen Wechselspiel der Stimmen lebt. Der neue Mann an der Klarstimme reiht sich gut in die Reihe seiner Vorgänger ein, aber das Affektierte, was schon in der Vergangenheit störte, kann er nicht immer umschiffen.

Rockig geht es auch im flotten "The Downfall" zu, zu dem Rolf Munkes ein feines Solo beisteuert. "Broken Heroes" beginnt atmosphärisch, bevor die Nummer von perlenden Keyboards flankiert anzieht. Interessant fällt auch die Melodielinie beim Gothic Rocker "As Darkness Calls" aus, hier schmachtet der neue Sänger ein wenig wie Ville Valo. Generell wäre es aber besser gewesen, ihn nicht zu inflationär einzusetzen, Titel wie "A Piece Of Time" wo nur Felix grunzt erinnern an die Frühphase. Dass der Mann mit den tiefen Growls in ruhigen Passagen ebenso den Ton trifft beweist er mit dem getragenen "Inside My Heart", in welchem er sich ein gutes Duett mit seinem Partner am Mikrofon liefert.

Am Ende liefern sie mit der Ballade "Like The Tides" gar den sanftesten Titel ihrer Karriere ab. Dazu bauen sie ein paar coole Ideen ein wie den fast Musical-artigen Swing von "I Am", in welchen Katrin Jülich ungewohnt agiert. Und der leicht sakrale Chorus des weiten "The Kingdom" weckt Assoziationen zu SECRET DISCOVERY, die zu Hochzeiten auch viel dazu beitrugen, den Gothic Metal in Deutschland salonfähig zu machen. Dies kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass sich über die opulente Laufzeit kein einziger Hit auf "Unbroken" heraus kristallisiert. Das ist irgendwie zu viel von allem und mir ohne klare Linie, da wäre weniger mehr gewesen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 66:26 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 06.03.2020

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