Clouds - Durere

clouds durereDie Alben von CLOUDS haben auf den ersten, flüchtigen Blick alle etwas gemeinsam: Sie beginnen alle mit D. Da stellt „Durere“ (Schmerz) keine Ausnahme dar. Auch ist die Musik der Rumänen grundsätzlich von Traurigkeit und Düsternis geprägt. Doch „Durere“ ist hier nochmal konkreter, nochmal intensiver, noch persönlicher. Denn auf dem Album hat Sänger Daniel Neagoe den Tod seines Vaters nach langem Kampf gegen den Krebs im vergangenen Jahr verarbeitet.

Und auch wenn in den Texten vieles eher nur angedeutet wird, das man ohne dieses Hintergrundwissen vielleicht nicht zu 100% verstehen kann, so spricht die Musik umso deutlicher. Noch kein Album der Band war so tieftraurig, so hoffnungslos und so ruhig. Nur um dann doch wieder wütend den Schmerz in die Welt zu schreien.

Die meisten Songs starten akustisch, mit Gitarre, Klavier oder Geige und sanftem Cleangesang und steigern sich dann ganz allmählich, so wie der Schmerz intensiver wird, je bewusster man sich der Endgültigkeit des Verlustes eines geliebten Menschen wird, bis sie in purer Verzweiflung kulminieren. Das funktioniert bei jedem einzelnen Song sehr gut, insgesamt muss ich jedoch kritisieren, dass mir hier der Aufbau der einzelnen Songs zu gleich gestrickt ist. Dennoch wird das Album nie langweilig, weil man einfach bei jedem Ton hört, wie viel Herzblut und Tränen in diesem Album stecken.

Wunderschön ist der Kontrast zwischen sanfter Traurigkeit und brutaler Wut, wie sie hier musikalisch sehr schön umgesetzt wurden, wie z.B. in „Above The Sea“, das unglaublich sanft beginnt und dann von harten Growls aufgewertet wird. Der einzige Song, der mir nicht so zusagt, ist „The Sailor Waves Goodbye“. Das Stück ist das längste des Albums und ich muss sagen, dass er sich mit der Zeit einfach zieht. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Der offenste und deutlichste Song ist sicher „A Father’s Death“. Und als jemand, der selbst auch schon den Vater verloren hat, kann ich Daniels Schmerz absolut nachvollziehen. Und ich weiß immer noch nicht, was schmerzhafter ist: Jemanden ganz plötzlich, ohne die Möglichkeit eines Abschieds zu verlieren, oder gezwungen zu sein, jemandem über Wochen beim Sterben zuzusehen, aber immerhin die Möglichkeit zu haben, sich zu verabschieden und Dinge zu sagen, die man schon immer sagen wollte. „A Father’s Dearh“ ist dementsprechend auch der intensivste Song auf „Durere“. Neben ganz ruhigen, sanften Tönen setzen Daniels tiefe Growls immer wieder wie ein Paukenschlag ein und Spoken Words verleihen dem Ganzen zusätzliche Intensität.

„Durere“ ist ein Album geworden, das sehr, sehr persönlich ist, mit dem sich aber dennoch fast jeder identifizieren kann, da fast jeder wohl schon einmal in einer ähnlichen Situation war. Musikalisch ist es eines der besten Alben der Band, allerdings bin ich nach wie vor kein Fan von Daniels Growls. Während mir der Cleangesang wirklich gut gefällt, sind mir die Growls einfach einen Ticken zu gurglend, das geht mir auf die Dauer dann auf die Nerven. Davon abgesehen ist „Durere“ ein traurigschönes, aber in gewisser Weise auch tröstendes Album. Und wenn der Trost nur darin besteht, dass man erkennt, dass man nicht alleine ist mit seinem Schmerz. (Anne)


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 58:28 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 27.04.2020

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