Lamb Of God - Lamb Of God

lambofgod lambofgodGanz fünf Jahre dauerte es bis zum nächsten Album, eine viel längere Pause als noch vor "VII: Sturm Und Drang", in der sich die ganze Gerichtsgeschichte um Sänger Randy Blythe ereignete. Ereignislos ging das zurückliegende halbe Jahrzehnt dennoch nicht vorüber, nicht nur wegen exzessiven Touren. Musste sich Drummer Chris Adler zu Zeiten des Vorgängers noch zwischen LAMB OF GOD und MEGADETH entscheiden, so ist er nach einem Motorradunfall mittlerweile bei beiden draußen und wurde bei den Jungs aus Richmond von Art Cruz ersetzt. Neben Soloscheiben von Gitarrist Mark Morton veröffentlichte man unter dem früheren Namen BURN THE PRIEST mit "XX: Legion" ein Coveralbum. Nun gehen die Bandgeschicke mit dem selbstbetitelten Longplayer endlich weiter, ist es das definierende Statement?

Überraschenderweise lässt man es in der ersten Minute düster und atmoshpärisch angehen und zügelt die Wut enorm. Dann rollen die Riffs von "Memento Mori" über die Köpfe der Zuhörer hinweg und ebnen in bekannter Manier alles ein. In der Strophe nimmt sich Frontmann Randy Blythe zurück, während Gitarren und Drums immer wieder heftige Attacken einschieben, bevor es wieder mit ganzer Macht losballert. Es sind genau diese Gegenpole, welche das Geschehen immer wieder bestimmen, dann wenn man Zeit hat zum Luftholen, bevor es einen noch mehr mitreißt.

Nicht selten trägt das ganze fast psychotische Züge, gerade beim relative eingängigen "Blooodshot Eyes", was aber eher die Ausnahme der Scheibe bildet. Wo LAMB OF GOD viele unterschiedliche Zutaten einrühren, bleibt die Nachvollziehbarkeit der Strukturen ein wenig auf der Strecke, Am ehesten gilt das noch für das ähnlich aufgebaute "Gears", in welchem die Staccato ansonsten derbe mahlen. Doch der Refrain nimmt den Fan mehr mit als beim ebenso riffenden "Checkmate", das hektischer und abgedrehter wirkt. Damit knüpft die neue Scheibe eher an das experimentelle "Resolution" als an den Vorgänger an.

Gelungen sind die Kompositionen dennoch, sie benötigen nur mehr Anlauf, um sich festzusetzen, dafür kann man sich im Ideenreichtum suhlen. "Reality Bath" betont die psychotische Seite noch mehr betont und fast in SLIPKNOT-Gefilde führt. Der Bass, das ultraschwere Grundthema und gelegentliches noisiges Fiepen der Gitarrenfraktion verortet das Stück fast schon in sumpfigem Terrain. Selbiges gilt für "Ressurection Man". Das schwere Riff walzt unaufhaltsam voran, immer wieder flankiert von den fiependen Gitarrenfills, wie man sie einst SEPULTURA salonfähig machten, bevor das Breakdown am Ende alles zerlegt.

Hier fällt aber auch der Stil des neuen Schlagwerkers auf, der nicht so perkussiv ausfällt wie der von Adler. Cruz hat seine Vorteile eher, wenn es geradlinig nach vorne geht wie vor allem im Rausschmeißer "On The Hook" mit seinen Blasts. Auch dieses Stück nimmt immer wieder das Tempo heraus und öffnet mit einem akzentuierten Riff Türen für alternative Momente. Richtig durchgethrasht wird lediglich im furiosen "Routes", in dem es ein klassisches Solo hagelt und mit Chuck Billy von TESTAMENT die passende Unterstützung kommt, der gesanglich interessante Facetten einbringt.

Was die Formation auf dem selbstbetitelten Longplayer perfektioniert hat ist das Zusammenspiel des hohen Thrash-Anteils und der vielen Leads, wie man sie in ihren Metalcore-Wurzeln viel verwendet. Bereits in der Auftaktnummer verschmelzen die PANTERA-Schule und die schwedische zu einer so nie gehörten kompakten Einheit. Davon profitiert auch das direkte "New Colossal Hate", wo es streckenweise mit den bretternden sechs Saiten fast schon rockt.
Ob das genügt, um von einer Neudefinition zu sprechen muss jeder für sich entscheiden, im Prinzip führt man die bisherige Geschichte einfach nur fort. Ihren eigenen Stil hatten LAMB OF GOD schon zuvor sehr eigenständig gefunden, oft mit größerer Hitdichte wie zuletzt mit "512". Aufgrund der unverändert vorhandenen Qualitäten und des tighten Zusammenspiels, das die Intensität noch erhöht, liefern sie hier erneut eine feine Abrissbirne. (Pfälzer)

 

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 45:08 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 19.06.2020

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