Scorched Oak - Withering Earth

scorchedoak witheringearth200pxUnd wieder überrascht mich eine Stonerrock-Walze aus dem musikalisch schwer aktiven Dortmund. SCORCHED OAK hatte ich nicht auf dem Schirm, bis sie beim letztjährigen "Winter Night Festival" im Kultopia in Hagen für die verhinderten BLACK VULPINE eingesprungen sind. Nach ein, zwei Songs war ich gleich überzeugt, dass das mit uns was wird.

Es gibt eine Menge Spötter die nicht zu solchen Konzerten gehen, weil sie von den, oft von ihnen hämisch betitelten, "Undergound-Bands" keine hohe Qualität oder einen Unterhaltungswert erwarten. Dann sollten diese Zeitgenossen wissen, dass sie dann von mir nicht als Musikfans wahrgenommen werden. Aber genug gedisst! Hier soll es nun um das Debüt-Album gehen, welches SCORCHED OAK in konzertarmen Zeiten in Form gegossen hat.

Beim Festival hatte ich gegen eine Spende in die Bandkasse mir das am Stand ausliegende Demo gekrallt und war nach einmaligem Anhören froh, dass ich die Band an dem Abend live gesehen habe, so gut war das Demo - nicht. Sowas schreckt mich jedoch nicht ab, denn kurze Zeit darauf kündigten SCORCHED OAK mit "Withering Earth" ihr langersehntes Debüt-Album an, welches am 18. September im Eigenvertrieb erscheint. Da ich ja vom Liveauftritt fasziniert war, willigte ich ohne zu Zögern ein mir das Album vorab anzuhören und meine Gedanken dazu aufzuschreiben.

Drummer Freed läutet das Album mit einem wuchtigen Beat ein und schon geht es den Berg hinauf mit "Mountain". Den Song kannte ich schon vom Auftritt, aber als Studioaufnahme hat der Sound nochmal eine ganz andere Qualität. Der wuchtige fuzzgetränkte Bass und die entsprechenden Gitarrenriffs bohren sich direkt Richtung Gehör. Die spärlichen Gesangslinien von Linda prägen sich jedoch nachhaltig ein "I know all the words and never learned to talk". Aufgelockert wird der Brocken zu Beginn von einer CB-Funk-artigen Nachricht wie aus einer Raumkapsel.

Dafür bekommt man beim nächsten Stück "Swamp" die volle Breitseite, direkt ins Gesicht: "all of your words turn into lies, your promise today, losing worth after a night, you’re a liar!" singt Linda nun energisch und mit einer Übersteuerung leicht verfremdet. Gitarrist Ben steuert abwechselnd seinen rauen Gesang passend zum Text bei und ergänzt sich so gut mit Lindas anklagendem Tonfall. Riffmäßig beinhaltet der Song sämtliche Arschwackel - und Nackenbrecher Qualitäten. Das ist ein Hit!

Das mittlere und somit dritte Stück von "Whitering Earth" nennt sich "Forest" und wurde schon vorab als Appetithappen veröffentlicht. "Forest" klingt anfangs wie aus einem Endzeit-Western, dazu anklagend und verloren, bevor die fetten Riffs über einen hinweg rollen. "can't you hear the bird song? they sing the song of pain" grollt Ben ins Mikrofon. Was auffällt ist, dass die Lieder mit steigender Spielzeit des Albums immer länger werden. Dabei werden diese nicht unnötig in die Länge gezogen, sondern leben von unterschiedlich kombinierten Riffideen, manchmal auch bis zu meiner Erträglichkeitsgrenze ausgekostet, mal hypnotisierend und auch mal mantra-artig. Aber ich höre ja auch gerne die langstrecken Stonerrockungetüme von THE RED WIDOWS, also passt das schon.

Und so gelingt auch das Klanggemälde "Tide"! Wer schonmal den Wellen der Gezeiten ausgeliefert war, kennt das Gefühl einer gewissen Verlorenheit. Wuchtig hämmern Gitarre, Bass und Drums ins Trommelfell. Beim spärlichen Text grummelt Ben, wie das zurückfliessende Salzwasser zwischen den Felsen und Linda kommentiert im Hintergrund angsteinflößend. Und so tragen einen die wellenartig auftretenden Riffs zum Strand nur damit man anschliessend
in der sengende Sonne der Wüste landet.

"Desert" nimmt den Hörer beinahe eine Viertelstunde mit auf die Reise. Die zuvor schon mehrfach erwähnten Qualitäten der Songs von SCORCHED OAK sind hier nochmal kombiniert zu finden. Linda klebt Ben bei den Strophen mit ihrer faszinierenden Stimme an den Hacken und kommentiert energisch und fesselnd.

Das Album "Withering Earth" verspricht zu jeder Zeit eine spannende Reise und wirkt nicht langweilig oder aufgesetzt. Der Sound des Albums wirkt dann und wann zu komprimiert und übersteuert, was schade ist, denn insgesamt wirkt die Aufnahme sehr live-haftig und aus einem Guss. Weniger ist hier manchmal mehr. Ruhige Parts dürfen auch gerne leiser sein um mehr Spannung durch eine höhere Dynamik zu erreichen. In ruhigen Momenten hört man auch mal
den Verstärker brummen oder die Hi-Hat rasseln, was mir gut gefällt da es dadurch nicht klinisch oder wie aus dem Computer wirkt, denn das hat man heutzutage einfach zur Genüge. Ich mag die Idee von eingewebten Soundfiles und würde mir, als Auflockerung und passend zum Song, mehr davon wünschen. Da gibts doch sicher schon Ideen fürs nächste Album.

SCORCHED OAK fügen der Stonerrock-Klanglandschaft mit ihrem gelungenen Debüt-Album eine eigene weitere Facette hinzu, ohne einen ausgespuckten Kaugummi vom Boden zu kratzen und weiterzukauen. Für Fans des Genres und die, die es noch werden wollen, sehr empfehlenswert! (Andreas)

 

 

Bewertung:

Andreas9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 48:51min
Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungstermin: 18.09.2020

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