Derek Sherinian - The Phoenix

dereksherinian thephoenixAls Keyboarder von ALICE COOPER und DREAM THEATER konnte sich DEREK SHERINIAN einen Namen machen. Unter seinem eigenen startete er in den Nullerjahren eine Solokarriere, die bis zu "Oceana" 2011 sieben Alben beinhaltete. In der Zeit fand er sich bei der Supergroup BLACK COUNTRY COMMUNION ein und war auch für ein paar Jahre in der Tourband von JOE BONAMASSA. Mit seinem alten DREAM THEATER-Kollegen Mike Portnoy hat er derzeit SONS OF APOLLO am Start, nebenbei fand er auch wieder Zeit ein neues Solowerk einzuspielen. Auch bei "The Phoenix trifft er auf einen alten Wegefährten.

Schon auf seinem letzten Soloausflug war Drumlegende Simon Phillips sein kreativer Partner, Co-Songschreiber und Produzent, eine Rolle in der der noch weiter gereiste auch dieses Mal schlüpft. Daneben geben sich die illustren Gäste die Klinke in die Hand, die Saiteninstrumente sind bei jedem Track hochkarätig besetzt, sei es mit Ron "Bumblefoot" Tal ein weiterer SONS OF APOLLO-Crack, Frickel-Gott Steve Vai, MEGADETH-Shredder Kiko Loureiro oder eben Bonamassa himself an den sechs Saiten, sowie Tony Franklin, Jimmy Johnson oder Billy Sheehan am Langholz.

Wobei die Saitenzahl beim Opener deutlich über dem Standard liegen dürften, was die Herren bei der Abfahrt da an Material aufgezogen haben. Wie ein Motor heult die Gitarre auf, dann geht es in einen wilden Parforceritt, der in Sachen Geschwindigkeit und Technik alles toppt. Irgendwo im Spannungsfeld zwischen Fusion und Prog angesiedelt, das sich durch die gesamte Scheibe zieht, ziehen die Jungs ihre Show ab und der Tastenvirtuose hält sich bis auf ein paar Fills höflich zurück. Das Titelstück könnte aufgrund seiner Rhythmik als Michael Schenker-Instrumental im Schleudergang durchgehen.

Doch mit dem folgenden "Empyrean Sky" gibt auch Sherinian Gas, mit einer Hand legt er Hammond-Spuren unter die abgedrehten Riffs, mit der anderen kontert er sie auf dem Synthesizer. Dabei vergisst er nie auch mal den Fuß vom Pedal zu nehmen und etwas sphärischer zu agieren, nur um dann wild mit der Orgel zu solieren. Ähnlich gelagert ist auch der Rausschmeißer "Pesadelo", in dem ebenfalls Äxte und Tasten ihre Kämpfe ausfechten. Gemäß dem Titel gibt es eine akustische spanische Gitarre als atmosphärisches Topping obendrauf, was zusätzliche Klangfarben einbringt.

Heftiger, wenn auch nicht so furios wie zum Auftakt lässt es Sherinian später noch einmal in "Octopuss Pedigree" angehen, die Riffs krachen schön in die Synthesizergebilde rein, tönen durchaus modern und fast metallisch. Passend dazu kommen ein paar orientalische Takte dazu, Bassläufe und eine psychedelische Passage runden die Nummer ab. Runder präsentiert sich "Clouds Of Ganymede", welches eher locker aufläuft und stark in den Achtziger verwurzelt ist.
Die sanften Leads, die öfter von den Tasten gedoppelt werden haben etwas von TOTO-Instrumentals, bei den Obertönen muss man schon im Infoschreiben lesen, dass Steve Lukather nicht involviert ist. Am ruhigsten agiert die Könner-Riege in "Temple Of Helios", in welchen die Drums seltsamerweise am meisten Akzente setzen können. Möglicherweise weil sie aufgrund der Gangart Luft zum Atmen bekommen und Orgel und Synths gekonnt akzentuieren.

Zwei Lieder ragen hier ganz klar heraus, interessanterweise jene mit der spürbarsten Jazz-Schlagseite. "Dragonfly" wird fast vollständig vom genialen Pianospiel des Meisters getragen, nur die Rhythmusfraktion darf ein paar coole Fills beisteuern, welche sich ebenso klar in der Stilrichtung bewegen. Der Anschlag des guten Derek ist um einiges kräftiger und percussiver als der feingliederig perlende von Reese Wynans, seines Nachfolgers an der Seite von Bonamassa, damit kann er den Song bewusster führen.
Für die Kollaboration mit dem derzeitigen Blues-Überflieger hat er sich die einzige Fremdkomposition vorgenommen, welches auch im Gegensatz zum Rest mit Gesang daher kommt. Das Spiel und der Gesang von JOE BONAMASSA sind unverkennbar, so dass die "Them Changes" auf einem Album von ihm nicht auffallen würde. Als Gegenpart kann der Showman unter den Keyboardern am E-Piano brillieren. Zwar hat die Buddy Miles-Komposition den stärksten Songcharakter, doch DEREK SHERINIAN verliert auf "The Phoenix" die Nachvollziehbarkeit bei allem technischen Showdown nie aus den Augen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 42:53 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 18.09.2020

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