"Das neue Album von Barry Gibb ist endlich angekommen."
"Barry Gibb, der Name sagt mir etwas."
"Denk mal an die BEE GEES. Kommt er dir nun bekannt vor?"
"Natürlich! Der Schwarm unserer Jugend."
So ist es, BARRY GIBB, der letzte lebende Gibb Bruder hat 2020 ein neues Album namens "Greenfields" aufgenommen. Wirft man einen Blick auf das Cover oder den Titel, lässt sich bereits erahnen, dass es sich um ein Country Album handelt, das die alten Songs von den BEE GEES wieder aufleben lässt. Leider ohne die Begleitung von Maurice und Robin, doch Barry holte sich dafür Unterstützung von seinen Lieblingsmusikern. Mit von der Partie sind alte Bekannte wie DOLLY PARTON, KEITH URBAN, JAY BUCHANAN oder BRANDI CHARLIE, die teilweise in der Country-Szene bekannt sind.

Sein ältester Sohn Stephen spielte GIBB den Künstler CHRIS STAPLETON vor. Dieser war so begeistert von seinem Sound, dass er nach dem Produzenten von Chris fragte. So kam es zu einer Anfrage bei Dave Cobb, der diese annahm. Ein Traum ging für BARRY GIBB in Erfüllung - er wollte schon immer mit seinen Lieblingsmusikern zusammen arbeiten.
Im RCA Studio in Nashville (in dem Künstler wie ELVIS, WILLIE oder THE EVERLY BROTHERS ihre Alben produzierten) gab es nun die Möglichkeit den alten Liedern der BEE GEES neues Leben einzuhauchen und sie wieder aufleben zu lassen.

Wer die BEE GEES noch kennt, der weiß, dass einige Lieder vom Country, als auch der Natur beeinflusst wurden. Auf der anderen Seite haben sie ebenfalls mit ihrem Pop die Discos beherrscht und eingenommen. Den Film "Saturday Night Fever", ist hoffentlich noch einigen ein Begriff, haben sie dominiert und damit einer der größten Hits erschaffen. Nun findet man ihren musikalischen Mix auf dem neuen Album.

Nun konnte ich die Band aus den späten 60ern nicht miterleben. Trotzdem bin ich mit ihnen aufgewachsen und kenne einige Stücke aus ihrem Repertoire. Lange nicht habe ich alles ergründet, weshalb das neue Album weitere Einblicke in die Band ermöglicht.

"I've Gotta Get A Message To You" ist bereits ein sehr romantischer und melodischer Song, der in die Country Schiene eingebettet wurde. Tatsächlich haben die Streicher, das Klavier und die Orgel die alte Version aufgewertet und ihn verstärkt, sodass er um einiges melodischer und moderner erklingt. KEITH URBAN kannte ich bislang nicht. Er hat eine sehr angenehme Stimme, die zum Stück beziehungsweise zu diesem Duett passt. An BARRY GIBBs Stimme wird nur keiner herankommen. Im Laufe der Zeit hat sich seine Stimme natürlich verändert, doch das unverkennliche Stimmenmerkmal blieb erhalten, sodass einem im ersten Moment eine Gäbsehaut überkommt.

Der nächste Song erfüllt alle Klischees für einen Country Song. Ein typischer Country Blues, der von einer sehr trübseligen und trägen Melodie geprägt ist, und trotzdem eine gemütliche Wärme ausstrahlt. Diese Wärme geht vor allem von den akustischen Gitarren aus. Auf denen spielt man mit einer Bottleneck, wodurch der Song harmonischer erklingt. Dies in Kombination mit der Orgel und dem Klavier und er passt perfekt zusammen."Words Of A Fool" wird von JASON ISBELL stimmlich untermalt und verkörpert ihn mit seiner melodischen Stimme.

Es ist das Piano, das die ersten paar Töne spielt und man sofort seufzt. "Too Much Heaven" ist und bleibt ein unverkennlicher Klassiker. Auch in der neuen Version wiegt er den Hörer sanft in einer unsichtbaren Wiege und hält ihn warm. Jedoch wurde er um einiges romantischer, wobei man schon sagen könnte schnulziger. Oder eventuell ein moderner Schlager? Die Streicher und hohe Stimme von ALISON KRAUSS tragen es auf jeden Fall dick auf. Hier holt GIBB nochmal alles raus, was er in seiner Stimme trägt und wirft einen ein paar Jahrzehnte zurück, als das Trio noch vollständig war.

"Lonely Days" war mir bislang ein unbekannter Song. Aber ich habe ihn wirklich schnell ins Herz geschlossen. Die Kombination mit LITTLE BIG TOWN und BARRY GIBBS Stimme ergibt einen wunderschönen Farbklang, da sie in stimmlich im Hintergrund unterstützen und dem Gesamtpaket eine Ladung Soul verleihen. Zusätzlich hört man die Streicher, die von einer melancholischen Situation in einen ansteigenden, spannenden Refrain überleiten. Dieser ist gepaart mit kraftvollen Tönen einer Mellotron, die gespeicherte Töne einer Trompete abgibt. Alles in allem ein Song bei dem man mitsingen muss. Dabei erinnert er mich sogar ein wenig an NEIL YOUNG, der seine Stimme ebenfalls dafür hergeben hätte können.

Viele alte Bekannte sind dabei wie DOLLY PARTON auf "Words". Wer hätte gedacht, dass sie jemals alt werden könnte. Es ist eine Ikone in der Country-Szene, die nicht wegzudenken ist. Nun haben die beide ein Duett, in dem sie ihre gebrechlichsten Stimmen hervor holen. Mein Geschmack trifft es nicht, da es zu dick aufgetragen ist und nicht mehr natürlich klingt. Aber wer etwas fürs Herz braucht, für den wird der Song eine Nummer eins sein.

"Jive Talkin'" hat womöglich die größte Veränderung hingelegt. Von einer schnelleren, gute Laune Pop-Hymne zu einer langsamen Country-Hymne, die weniger "Jive" enthält, ist Mut erforderlich. Aber die allergrößte Überraschung ist für mich, dass JAY BUCHANAN (RIVAL SONS) mitsingt, dessen raue Stimme ich erst nach dem zweiten Durchlauf heraus gehört habe. Mir war noch nie bewusst, wie wandelbar seine Stimme ist. In Kombination mit der souligen Stimme von MIRANDA LAMBERT und der Stimme von GIBB entsteht ein völlig neuer Song. Hier hat man sich auf jeden Fall eine feine Veränderung für die Nummer einfallen lassen. Natürlich ist und bleibt "Jive Talkin'" einer der Pop Songs, trotzdem finde ich die Version sehr gut gelungen.

Zu guter Letzt das Outro "Butterfly", dessen Titel des Albums an den Song angelehnt ist. Dieser bietet mit seinen akustischen Gitarren einen ruhigeren Song, der ein letztes Mal frischen Wind in das Album bringt. Wortwörtlich einen frischen Wind, denn man kann sich sehr gut vorstellen, wie einer durch die grünen Wiesen in Amerika wandert. Damit wird die Reise durch die alten Songs der BEE GEES ein Ende gesetzt, mit dem man runherum zufrieden sein kann.

Das Album heißt "Greenfields - The Gibb Brothers' Songbook Vol.1" - wer ist nach diesem Album gespannt auf Volume 2? Ich bin es definitiv. Denn das Album wurde kein einziges Mal langweilig. Man hat sich gut überlegt, wie man die einzelnen Songs gestaltet oder der Country-Szene anpasst, wenn es einer der Popsongs der BEE GEES waren. Damit gibt es auf jeden Fall viel Abwechslung, die einen auch überraschen kann. Ein paar wenige Songs sind mir zu kitschig geraten oder waren mit zu melodisch, aber das macht den Kohl nicht fett.
Aber nicht nur das, auch die Künstler Auswahl ist hervorragend gelungen. Stimmlich haben sie alle mit GIBB harmoniert und die Songs in einen Einklang gebracht. Country ist ein Genre, welches in Deutschland noch lange nicht so wichtig ist und aktiv gehört wird, wie in den USA. Aber wer daran interessiert ist, der findet hier einen Haufen verschiedener Künstler, die alle einzigartig sind und einen eigenen Ton angeben. Bei mir hat es auf jeden Fall das Interesse geweckt in die Künstler hinein zu hören, damit ich mir einen besseren Einblick verschaffen kann. Es ist ein unglaublich gutes Album geworden und ich denke Maurice und Robin wären sehr stolz auf das Album. Auf jeden Fall bleibt ihre Seele auch auf diesem Album erhalten. (Sarah-Jane)

Bewertung:

9,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 44:11
Label: Capitol Records
Veröffentlichungstermin: 08.01.2021