Evergrey - Escape Of The Phoenix

evergrey escapeofthephoenixMit dem letzten Album „The Atlantic“ haben EVERGREY eine Trilogie abgeschlossen. Und oft ist es ja so, dass das Album danach, das dann nicht mehr bestimmten Zwängen bezüglich Texten und Musik unterliegt, regelrecht befreit klingt. Und diesen Eindruck habe ich zunächst einmal auch bei „Escape Of The Phoenix“. Was jedoch geblieben ist, ist die etwas härtere Ausrichtung, die die Schweden auf den letzten Alben eingenommen haben. Und in dieser härteren Ausrichtung gefallen sie mir halt doch einfach besser.

Beim letzten Album hatte ich ja noch geschrieben, dass man die Songs oft nicht sofort als EVERGREY erkennen kann. Das ist hier nicht mehr so. Bei jedem Song merkt man schon nach wenigen Takten, wer hier spielt. Man ist also wieder ganz und gar zum typischen EVERGREY-Sound zurückgekehrt – erweitert um ein paar Neuerungen, die man sich auf den letzten Alben angeeignet hat. So geht z.B. der Opener „Forever Outsider“ direkt in die Vollen, während „Where August Mourn“ eher die typische EVERGREY-Melancholie aufgreift.

„Stones“ startet dann wie die typische Quotenballade. Nur zu Klavierklängen singt Tom Englund, bevor nach einiger Zeit dann doch die übrigen Instrumente einsetzen und sich das Stück zur Powerballade wandelt. Dennoch ist mir auch der Text hier zu standardballadenmäßig und insgesamt ist der Song etwas zu einfallslos. Da lobe ich mir doch einen Titel wie „In Absence Of Sun“, der zunächst mal fast genauso anfängt. Nur Tom und ein Klavier, aber schon gleich ist hier einfach mehr Dynamik und Gefühl im Spiel. Auch dieses Stück wandelt sich zur Powerballade, immer wieder unterbrochen von ruhigen, atmosphärischen Momenten. Das ist eine Ballade in EVERGREY-Qualität.

Aber besser gefallen mir dennoch die schnelleren, härteren Songs, wie „Dandelion Cipher“, der zwar durchaus seine harten Phasen hat, bei dem aber immer wieder Toms Stimme im Vordergrund steht. Das ist so eine richtig schöne typische EVERGREY-Nummer, wie man sie als Fan hören will.

Ein Song, um den im Vorhinein viel Aufhebens gemacht wurde, der gesondert beworben wurde und bei dem mit James LaBrie ein prominenter Gastsänger an Bord ist, kann mich dagegen nicht wirklich überzeugen. Das Stück ist eher ruhig, fast schon langweilig und auch die Stimme von LaBrie kommt nicht wirklich zur Geltung. Es kann gut sein, dass ich mich mit dieser Meinung in der Unterzahl befinde, aber ich finde, dass es auf dem Album deutlich bessere Stücke gibt als „The Beholder“.

Nach den ganzen ruhigen Songs ist es wirklich angenehm, wenn die Scheibe mit „Eternal Nocturnal“ nochmal richtig Fahrt aufnimmt. Das hier ist wieder so ein richtig schöner, typischer EVERGREY-Song mit Ohrwurmmelodien und gerne mal ausufernden Gitarrensoli. Bitte mehr davon! Der Titelsong „Escape Of The Phoenix“ dagegen ist der vielleicht progressivste Song des Albums und öfter mal etwas sperrig. Aber trotzdem oder gerade deswegen richtig gut.

„You From You“ startet zunächst ruhig und melodisch und man denkt sich schon „Nicht noch eine Ballade!“, aber das Stück legt dann in Sachen Härte doch noch ordentlich zu und wird schön heftig. „Leaden Saint“ schlägt in eine ähnliche Kerbe – ein typischer EVERGREY-Song mit einer guten Portion Härte. Umgekehrt als die meisten anderen Songs auf dem Album macht es „Run“. Als Midtemponummer startend wandelt sich der Song in seinem Lauf zu einer ruhigen Ballade mit schönen sanften Instrumentalpassagen, der das Album somit ruhig ausklingen lässt.

Und damit bietet „Escape Of The Phoenix“ keine allzu großen Überraschungen. Während das Songwriting, wie bereits erwähnt, befreit wirkt, sind mir persönlich ein wenig zu viele ruhige Songs auf diesem Album. Das ist aber nur ein kleiner Meckerpunkt. Im Großen und Ganzen bekommt man hier genau das, was drauf steht: EVERGREY. Fans werden dieses Album lieben, denn es steckt voller guter, typischer EVERGREY-Songs, die, wenn es nicht gerade eine Ballade ist, auch durchaus mal etwas härter sind. Und so macht „Escape Of The Phoenix“ halt auch einfach Spaß beim hören, das Album kann mich aber nicht so überzeugen wie das Vorgängeralbum. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 58:40 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 26.02.2021

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