Vola - Witness

vola witnessDie Dänen ließen schon 2015 mit ihrem Debüt "Inmazes" aufhorchen, 2018 wurden sie mit dem nächsten Werk "Applause From A Distant Crowd" zu einer der großen Hoffnungen der Prog-Szene. Die Truppe um Asger Mygind verknüpft geschickt die Geschichte dieser Spielart mit modernen Elementen und gibt so musikalisch die Zukunft vor. Nun holen VOLA zum großen Schlag aus und veröffentlichen mit vielen Vorschusslorbeeren den dritten Longplayer "Witness". Gehen sie darauf ihren Weg weiter?

Sie weichen tatsächlich nicht weit davon ab, bleiben ihrem eigenen Stil treu, mit dem sie sich eigenständig zwischen mehrere Stühle setzen. Auf der einen Seite hat man vom Riffing und den Harmonien sicher den klassischen Prog Metal verinnerlicht, fühlt sich aber ebenso im Fahrwasser zeitgemäßer Formationen wie TESSERACT wohl. Von der Stimmung her hatte die Truppe schon immer diese futuristischen Vibes, die sich vor allem auf die Keyboards von Martin Werner beziehen. Nicht nur die werden als Kontrast zu den harten Riffs eingesetzt, auch die Melodien verfügen über einen hohen Melodiegehalt. Mit dem dritten Werk ist man nun selbst sicher genug, eben jenen Alleinstellungsmerkmalen noch mehr Tiefenschärfe zu verleihen.

Das macht man direkt mit dem Opener deutlich, "Straight Lines" geht nach anschwellenden Tastenteppichen in die Vollen, in der Strophe wird den Staccato etwas das Tempo genommen, mit dem Gesang schleppen sie sich über Synthesizerflächen, bevor sich die Bridge sanft gibt. Urplötzlich explodiert die Nummer, der Chorus ist dermaßen süffig, die Keyboards bringen mit Achtziger-Fanfaren noch mehr Pop rein, was für ein Hit! Dabei gelingt es ihnen mit ihrer Eigenwilligkeit dennoch sämtliche Klischeeklippen zu umfahren, welche dieser Ansatz bietet.
Noch sanfter scheint "24 Light-Years", das wie ein Werbejingle beginnt und dann von fiebrigen Drums voran getrieben wird, während die sechs Saiten fast stumm sind. Aber schon alleine die hypnotische Arbeit von Schlagzeuger Adam Janzi hat progressive Züge, was das angesprochene Abgleiten verhindert. Viel eher erarbeitet man sich eine großartige, bislang ungehörte Atmosphäre. Wie die Elektronik den schwebenden Refrain umspielt ist ganz großes Kino, und genau dieses transportiert man ebenso in die Köpfe der Zuhörer, die hin - und hergerissen werden.
Dabei hält sich die alte Gleichung nicht, nach der mehr Melodie auch gleichzeitig ruhiger bedeutet, der balladeskeste Titel "Freak" geht gesanglich ernsthafter zur Sache und findet sich eher in Art Rock-Sphären wieder. Wobei das typische Solo kurz gehalten wird, überhaupt erschaffen VOLA ihre Stimmungen auch in sehr kompakten Kompositionen. So benötigt der Rausschmeißer "Inside Your Fur" nur fünf Minuten, um auf den Schwingen von Werners luftigen Gebilden komplett Raum und Zeit zu entschweben.

Wenn es dann knackiger zugeht wie etwa bei der ersten Single "Head Mounted Sideways" ist der Djent-Einfluss bei Mygind nicht von der Hand zu weisen. Nicolai Mogensen arbeitet mit seinem klackernden Bass die Kanten noch weiter heraus, bei jenem Stück kontert auch die ruhigen Melodien seines Frontmanns, während die Strophe durch den Vocoder gejagt wurde. Seine vier Saiten federn in "Napalm" schön mit den Drumattacken, welche über die schwebende Elektronik gelegt wurde und in "Future Bird" legen sie ein feines Fundament für die Pianotupfer. Wobei diese Töne auch immer wieder in die Refrains gehämmert werden, um diese noch weiter abheben zu lassen. Völlig aus dem Korsett wagen sich die Vier mit "These Black Claws", bei dem sie mit den Elektronikern von SHAHMEN zusammen arbeiten und auch vor Rap-Skills nicht zurück schrecken.

Somit wird die Entwicklung auf "Witness" weiter voran getrieben, von allem noch ein bisschen mehr, sei es Härte, Experimente, Atmosphäre, komplexe Arrangements oder die vielfältigen kleinen Einfälle, die bei jedem Hördurchgang etwas Neues entdecken lassen. Schon das Artwork drückt diese Fokussiertheit aus, sich nicht zu lange irgendwo aufzuhalten. Obwohl schon viele Eindrücke in kurzer Zeit auf einen einprasseln, findet man immer einen Zugang, die großartigen Melodiebogen öffnen stets eine Tür in die Welt von VOLA.
Diese Welt hat aber eher die Schattenseiten des Lebens zum Thema, in den Liedern werden Ängste, Verlust und Ausgrenzung thematisiert. Dem verschließen sich Metalcombos ohnehin zusehends nicht, in den Fall nur ein weiteres Indiz wie sehr die Vier im Hier und Jetzt angekommen sind. Clevere Kompositionen mit intelligenten Texten, immer auf der Höhe der Zeit. Die Band hat ihren Weg gefunden und der wird sie weiter nach vorne bringen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 44:29 min
Label: Mascot Records
Veröffentlichungstermin: 21.05.2021

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