Mindpatrol - Ikaria

mindpatrol ikariaEs kommt mir wie gestern vor, dass das Vorgängeralbum „Vulture City“ erschienen ist – aber irgendwie sind seitdem dann doch 4 Jahre vergangen und die Luxemburger MINDPATROL haben das nächste Album am Start. Wie schon bei „Vulture City“, so basiert auch „Ikaria“ auf einem Buch, das Sänger Luc Francois geschrieben hat. Inhaltlich hängen die beiden Stories zusammen, aber zunächst einmal sehr lose. Beide Städte werden im jeweils anderen Roman erwähnt und ich bin jetzt schon gespannt, ob es denn noch ein drittes Album-Buch-Gespann geben wird, in dem beide dann wirklich verknüpft werden.

Überhaupt bin ich ja wieder sehr froh, dass es auch einen Roman zum Album gibt, so dass man sich die Story so richtig ausführlich erschließen kann. Alleine aus den Texten ist das ziemlich unmöglich, aber wenn man das Buch gelesen hat, findet man in den Lyrics natürlich ganz leicht Hinweise auf die jeweilige Handlung.

In den vier Jahren seit „Vulture City“ hat es auch bandtechnisch einige Veränderungen gegeben. Einige Mitglieder sind gegangen, neue sind dazu gekommen. Das dürfte den Songwritingprozess nicht unbedingt vereinfacht haben – dennoch ist ein sehr stimmiges Album dabei herausgekommen. Man geht den Weg weiter, den man auf „Vulture City“ eingeschlagen hat: Progressive Metal mit extremer Schlagseite.

Growls sind ein ständiger Begleiter, aber auch der Cleangesang oder bombastische Chöre kommen nicht zu kurz. Und auch die Gitarren dürfen immer wieder mal Freilauf genießen. Die Komplexität ist ebenfalls geblieben, ja eigentlich ist „Ikaria“ sogar noch komplexer geworden. Hier braucht man schon einige Durchgänge und dennoch entdeckt man auch beim x-ten Hören immer wieder mal etwas Neues. Was ich auch gemerkt habe: Zum Hören beim Autofahren ist das Album eher ungeeignet (zumindest, wenn man so ohrenschonend hört wie ich), denn dabei gehen durch die Nebengeräusche einfach zu viele Nuancen und Details verloren und das Album kann schon mal ein paar Längen entwickeln.

Ganz anders jedoch, wenn man die Scheibe zu Hause auf der Anlage hört und sich auch auf die Details konzentrieren kann. Da ergibt sich dann gleich ein ganz anderes Bild und ein viel interessanteres Album. Und dass man neben all den lauten Tönen auch ganz leise kann, das beweist der Titelsong „Ikaria“, bei dem Akustikgitarren im Mittelpunkt stehen. Das ruhige Instrumental teilt damit das Album in zwei Teile.

Insgesamt ist man eigenständiger geworden als noch auf dem letzten Album, hat den eigenen Stil konsequent weiter entwickelt. Ab und an, z.B. in „Guilt“ fühle ich mich, insbesondere bei den Gesangslinien, nach wie vor an TÝR erinnert – wobei ich mir gar nicht mal sicher bin, ob die überhaupt ein Einfluss sind oder ob das jetzt einfach purer Zufall ist. Aber gerade „Guilt“ ist auch ansonsten ein sehr interessanter Song, dem Spoken Words in Nachrichtenform noch mehr Intensität verleihen.

Während die meisten Stücke auf „Ikaria“ nicht sonderlich lang sind, hat man sich den mit über elf Minuten Spielzeit mit Abstand längsten Song ganz zum Schluss aufgehoben. Und während das Stück zunächst etwas einförmig und ruhig beginnt, entwickelt es sich in seinem Verlauf zu einem richtig genialen Song, der zeigt, zu was die Luxemburger im Stande sind. Ein großartiger Abschluss für ein tolles Album.

Die einzige echte Enttäuschung von „Ikaria“ ist ja dann doch, dass es das angeblich absolut furchtbare Wolkenlied aus dem Roman nicht auf das Album geschafft hat (oder gibt es noch einen Hidden Track, den man sicherheitshalber der Promoversion vorenthalten hat?). Aber gut, wenn der Roman recht hat, ist es vielleicht besser so. Doch werden wir es je erfahren? (Anne)

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 63:36 min
Label: Greenzone Music
Veröffentlichungstermin: 04.06.2021

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