Dennis DeYoung - 26 East: Vol. 2

dennisdeyoung 26eastvol2Vor einem Jahr überraschte der ehemalige STYX-Frontmann mit dem grandiosen "26 East: Vol. 1", mit dem er ein würdiges Alterswerk vorlegte. Zeitgleich kam die Ankündigung seine Karriere ausklingen zu lassen, nicht aber ohne ein weiteres Mal Musik nachzuschieben, wenn er dann wieder dabei war. Wie der Titel schon vermuten ließ, habe wir es hier mit "26 East: Vol. 2" zu tun, wobei DENNIS DEYOUNG die beiden Scheiben ja als Doppelalbum heraus bringen wollte. Ob er noch einmal auf die Bühnen zurück kehren wird, ist angesichts der Weltlage nicht sicher. Kann die zweite Scheibe dem ersten Teil das Wasser reichen, wobei ein Vergleich noch interessanter ausfallen dürfte: Eine Woche später bringen seine alten Kollegen ebenfalls neues Material auf den Markt.

Wie schon bei "Vol. 1" klingt der Auftakt stark nach den Mainstream Prog-Helden. Die klimmperden Sounds, die sich mit flächigen Gitarren abwechseln, die leichten Progressive-Einsprengsel und die Harmonien würde man direkt dort verorten. Die rockige Attitüde ebenso, wobei die nicht so direkt zur Sache geht wie im ersten Aufgalopp, sondern eher lässiger wie im folgenden "Land Of The Living", wo noch stärker auf mehrstimmige Gesänge gesetzt wird. Beim Gitarrensound denkt man auch öfter mal an alte FOREIGNER, die allerdings auch nie so weit weg waren.
Interessant wird es im dritten Titel "The Last Guitar Hero", der sicher am direktesten auf der Scheibe rifft. Wem die Geschichte vom letzten Gitarrenhelden gewidmet ist lässt sich nicht entschlüsseln, aber vielleicht ist Tom Morello gemeint, der nach einem ruhigen Mittelteil mit einer Spoken Word-Passage angekündigt wird. Dies hat der Rockfan auch nie geglaubt hören zu können, wie sich der Erneuerer der Neunziger gegen Synthesizerfanfaren durchsetzen muss, was eine durchaus tolle Symbiose ergibt, zumal der Mann eindeutig heraus zu hören ist.

In der Folge wird das Tempo gedrosselt und eine ganze Reihe ruhiger Songs folgen, was ein wenig für Eintönigkeit sorgt. Dazu sind die Kompositionen nicht so opulent ausgeschmückt wie auf dem Vorgänger, der Bombast zurück gefahren. Dabei ist die Produktion hier etwas zeitgemäßer ausgefallen, auch wenn die Klänge mehr gen Siebziger schielen, während "Vol. 1" klar in den Achtzigern verhaftet war. Auf typische Mainstream-Nummern wie das an SURVIVOR gemahnende "Unbroken" muss man hier leider verzichten.
Dafür ertönt in "Your Saving Grace" ein Gospelchor, der gut zur Geltung kommt, da die Instrumentierung spartanischer ausfällt, auch die Streicher. Hier macht DeYoung aus seinem christlichen Glauben keinen Hehl, wobei er an "Show Me The Way nicht heran reicht. Einen Hauch von SUPERTRAMP versprühen die Tasten in "Proof Of Heaven", welches thematisch anschließt und im Refrain sehr getragen arrangiert wurde. Am Überzeugendsten in der Albumphase agiert der Mann im schönen "There´s No Turning Back Time", das zu Beginn dem STYX-Klassiker "Crystal Ball" ähnelt.

Was ich bei den ruhigen Liedern ein wenig vermisse ist eine wundervolle BEATLES-Hommage wie "To The Good Old Days", wie man sie auf dem Vorgänger finden konnte. Nur im vorab veröffentlichten Epos "The Isle Of Misanthrope" wird die Dynamikschraube etwa angezogen, da kommt auch das Soundgewand voll zur Geltung. Der Chorus braust dann so richtig auf, wie man es erwartet hatte, diesen Pathos hatte man über die meiste Spielzeit vermisst. Zudem gibt es noch ein paar Spielereien und ein feines Solo im Mittelteil, bevor es am Ende in "Grand Finale" übergeht. Wie schon beim Werk zuvor, wird auch dieses mit einem STYX-Zitat beschlossen, hier stammt es von "The Grand Illusion".

Im Gegensatz zu "Vol. 1" fehlt hier ein wenig das Besondere, die Abwechslung, "Vol. 2" wirkt dafür in sich geschlossener. DeYoungs überdrehte Theatralik von "St. Quarantine" konnte man im letzten Jahr "The Promise Of This Land" auch schon hören. Sicherlich hat DENNIS DEYOUNG hier keine Resterampe veröffentlicht, denn "26 East: Vol. 2" ist ein starkes Rockalbum geworden, das eben im Schatten seines Vorgängers steht. Schwache Songs liefern beiden Teile nicht, aber so wie man sich hier stilistisch nicht so viel wagt, so gibt es auch qualitativ keine Ausreißer nach oben. Wenn er jetzt noch eine Tour wagen würde, wäre ich rundum glücklich. (Pfälzer)

 

Pfaelzer8,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:17 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 11.06.2021

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