KK´s Priest - Sermons Of The Sinner

kkspriest sermonsofthesinnerAls 2011 Kevin Ken Downing bei JUDAS PRIEST ausstieg war der Schock groß. In der Tat war es um Stimmung in der Band nicht zum Besten bestellt, nachdem die Reunion so gut angelaufen war. Zwar kamen die Hohepriester des Metal mit Richie Faulkner wieder in die Spur, zurück aber es fehlt einfach mit das beste Gitarrengespann der Rockwelt. Als dann Glenn Tipton wegen seines Parkinson-Leidens nicht mehr in der Lage war Konzerte durchzustehen, hoffte K.K. darauf, dass ihn seine ehemaligen Kollegen zurück bitten, zumal ihm die Bühne immer mehr fehlt. Das geschah aber nicht, weswegen er nun seine eigene Version auf die Beine gestellt hat, bei der ihm mit Les Binks und Tim "Ripper" Owens weitere frühere Mitstreiter zur Seite stehen. Allerdings schied Binks wegen einer Verletzung vor kurzem bei KK´s PRIEST wieder aus, was einen Schatten auf das Debüt "Sermons Of The Sinner" wirft.

Wie sollte es nach dem Intro "Incarnation" aus düsteren Soundscapes und bedrohlichen Stimmen anders losgehen als mit einer rasanten Riffarbeit, die sowas von den Geist der Band atmet, welche Downing einst mitbegründet hat? Ganz typisches Futter für die Fans mit knackigen Gitarrensalven, die nicht immer geradeaus gehen, sondern ihre Widerhaken ausfahren. Mit A.J  Mills, seinem neuen Partner an den Äxten schmiedete der Priester das Eisen kantig, dazu hauen sie sich gleich im ersten Soloteil die Parts nur so um die Ohren. Von pfeilschnell bis vertrackt sind da alle Facetten dabei, doch auch der Frontmann hält mit technischem Showdown nicht hinterm Berg und strapaziert bei seinen Screams gleich mal massiv seine Stimmbänder. Wobei bei ihm weniger schon immer mehr gewesen war, eine größere Betonung auf Melodie und Gefühl würde nicht schaden.

Nach "Hellfire Thunderbolt" wird mit dem Titeltrack noch mehr auf das Gaspedal gelangt, und statt filigraner Akkordfolgen wird hier flottes Gezocke serviert. Doch schon dessen Auftakt deutet es an, was der ruhige Mittelteil an zusätzlichen Ideen offenbart. Die sakrale Stimmung, die einst mit "Touch Of Evil" Einzug in den Priestschen Kosmos hielt, kehrt zurück, nachdem sie vor allem die Ripper-Jahre geprägt hat. Sehr präsent sind sie beim ausladenden Longtrack "Metal Through And Through", der ruhig beginnt, um dann mächtig zu pumpen, ohne den epischen Unterton zu verlieren. So in etwa könnte es sich anhören, wenn JUDAS PRIEST einmal BLACK SABBATH´s "Heaven And Hell" covern.
Im Mittelteil nach einer ruhigen Passage flirten KK´s PRIEST dann eher mit den Siebzigern und nehmen sich für den gekonnten Exkurs viel Zeit, um allerhand Stimmungen zu erzeugen. Ähnlich gelagert ist auch der Abschlusstrack "Return Of The Sentinel", wobei dieser nicht mit der Vehemenz des 84er-Songs zurück kommt. Vielmehr beweist Downing in den einleitenden Leads und dem fast bluesigen Solo viel Gefühl, was ebenso zu den Zeiten zurück geht, als seine alte Combo noch nicht lupenreinen Stahl schmiedete. Da fügen sich die fiesen Riffs und die walzende Grundstruktur hervorragend ins Bild ein.

Die Siebziger tangiert auch der Auftakt von "Hail To The Priest", das wie einst "Delivering The Goods" los stürmt. Flirrende Leadgitarren und der melodische Refrain sprechen wieder eine andere Sprache und von der Rhythmik ist man am ehesten an der Ripper-Phase. Die Nummer belegt das Fehlen einer klaren Linie, auf "Semons Of The Sinner" wird munter durch die eigene Historie gehüpft, noch mehr als bei Comeback "Angel Of Retribution". Ganz simpel gerockt wird auch, "Brothers Of The Road" ist, wie der Titel schon sagt eine typische Bikerhymne. Nomen est Omen präsentiert auch "Raise Your Fists", das im Marschtakt noch hymnischer voran schreitet.
Natürlich können Priest-Fans hier absolut nichts falsch machen, im Prinzip ist für jeden was dabei, und die Wartezeit auf eine weiteres Album wird so nebenbei verkürzt, was sicher nicht die Intention war. Doch die Form wie zuletzt auf "Firepower" erreichen KK´s PRIEST nicht, dazu ist die Formation nicht eingespielt und selbstsicher genug. Vom Klang muss man auch ein paar Abstriche machen, obwohl versucht wird mit ein paar Bassläufen tatsächlich Old School-Flair rein zu bekommen. Leider klingen die sechs Saiten in manchen Leadparts nicht zwingend genug, und liegen normalerweise die Stärken. (Pfälzer)

 

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:30 min
Label: Explorer1 Music Group/EX1 Records
Veröffentlichungstermin: 01.10.2021

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden