Santana - Blessings And Miracles

santana blessingsandmiraclesBeweisen muss Carlos Santana niemanden mehr etwas, Plattenverkäufe im dreistelligen Millionenbereich und höchste Weihen als Gitarrist sind ihm nicht mehr zu nehmen. Insofern kann er auch künstlerisch tun und lassen, was er will, die Ergebnisse sprechen für sich. Auf "IV" entzückte er die Rockwelt mit einer Wiederauflage des klassischen Line-Ups, für "Power Of Peace" tat er sich mit den ISLEY BROTHERS zusammen und "Africa Speaks" förderte die afrikanischen Wurzeln seiner Musik hervor. Nun versucht sich SANTANA an der Herangehensweise, welche um die Jahrtausendwende so erfolgreich war, und integriert bei jedem Song einen anderen Künstler, wobei ihnen die Songs auf den Leib geschneidert werden. Die Auswahl offenbart seine breite stilistische Vielfalt, kann "Blessings And Miracles" an seine kommerziell erfolgreichste Zeit heran reichen?

Die Frage lässt sich immer schwer beantworten, aber zumindest wird alles versucht, um möglichst daran anzuknüpfen. Mit MATCHBOX 20-Sänger Rob Thomas nahm der Großmeister einst den Hit "Smooth" auf, hier legt man mit "Move" die Kollaboration neu auf. Die Stücke ähneln sich in ihrer gleichsam rockigen und tanzbaren Gangart durchaus und auch produktionstechnisch schielt man auf Airplay, was leider nach hinten losgeht, denn das Mastering nimmt den Bläsern zu viel Eigenklang. Bereits mit den folgenden Alben sollte klar gewesen sein, dass man den Megaerfolg von "Supernatural" nicht kopieren kann.

Daher tut sich Carlos Santana gut daran, auch seine alten Fans zu bedienen wie mit dem Eröffnungstriple, das von "Ghots Of Future Pull/New Light" eingeleitet wird, dessen Coda am Ende der Scheibe das Outro bildet. Legt er hier seine sofort zu identifizierbaren Leadfills über das Piano, so darf er sich beim folgenden Instrumental "Santana Celebration" über der Orgel austoben. Hier rockt es angenehm, zusätzlich treiben viele Congas den heißen Rhythmus weiter an, von dem auch "Rumbalero" lebt. Hier kommt Sohn Salvador am Synthesizer zum Zuge und kontert den Papa meisterhaft, während der Gesang an die afrikanischen Vibes des Vorgängers erinnert.

Noch rockiger präsentiert sich "Mother Yes", in dem Gattin Cindy Blackman Santana mit den Drums mächtig fordert, Cowbell inklusive, während die Gitarre fiebrig vibriert. Noch eine Schippe legt man im großartigen, treibenden "Peace Power" drauf, bei dem Corey Glover von LIVING COLOUR singt. Die dröhnende Hammond weckt Assoziationen an "Hope You´re Feeling Better", teilweise sogar an DEEP PURPLE, während der Refrain hymnisch ausgefallen ist.
Mit Kirk Hammett hat man bereits in "Trinity" auf"All That I Am" zusammengearbeitet, hier ist er in "America For Sale" zu hören, zu dem Bay Area-Kumpel Mark Osegueda die Vocals beisteuert. Allerdings überzeiht man die lässige Southern Rock-Nummer mit zu viel Hendrix-Anklängen, die der METALLICA-Mann sonst nicht ausleben darf. Cool arrangiert ist es schon, wie man die Effektorgie aus dem ruhigen Mittelpart steigert, aber harmonisch finden die beiden Saitenhexer nicht zueinander.

Der stilistische Parforce-Ritt setzt sich in "Joy" fort, das gekonnt Soul und Reggea verknüpft. Rhythmisch wunderbar authentisch in der Karibik verankert setzen die scharfen Chöre tolle Kontrapunkte zu dem beseelten Gesang von Chris Stapleton. Und "Angel Choir/All Together" wird im ersten Teil ebenso himmlisch von Gayle Morean Corea intoniert, die ihrem im Winter verstorbenen Ehemann gedenkt. Dann darf der große Chick Corea beweisen, was er an der Fender Rhoads zu leisten im Stande war. Zum Glück war der große Jazzmusiker noch dazu in der Lage sich hier zu verewigen, da die Scheibe über die letzten zwei Jahre aufgenommen wurde.

Eine andere Größe an den Tasten darf leider nur am Gesang ran, ich hätte ihn gerne an der Orgel gehört. Mit Steve Winwood bietet man den Klassiker "A Whiter Shade Of Pale" sehr sanft dar, und fügt ihm die klassischen SANTANA-Trademarks bei. Nicht das einzig ruhige Lied, bei dem er glänzen kann, sein "Song For Cindy" schließt an die vielen gefühlvollen Instrumentals an, die der Mann schon eingespielt hat. Niemand hat bei derart schnellen Leads noch so einen weichen Ton, alleine seine Beiträge werten jedes Album auf, auf "Blessings And Miracles" gibt es viele solcher Momente zu entdecken.

Am ehesten an den R´n´B-Appeal seines Hitalbums reichen die beiden Kompositionen von Songschreiber-Legende Diane Warren heran. X-Factor-Sternchen Ally Brook haucht das in weiten Teilen programmierte "Break" mit viel Feeling ein, wobei sich der gute Carlos auch hier nicht zurückhält. G-EAZY rappt "She´s Fire" mit fast balladeskem Flow, bringt so eine fast hypnotische Atmosphäre hinein. Wäre in den Neunzigern sicher zum Hit geworden, weil es auch Nichtanhänger des Genres überzeugen kann. Überzeugen kann am Ende auch das ganze Werk, das dank Santanas Spiel trotz der stilistischen Sprünge zusammen gehalten wird, wie sieht das unsere junge Kollegin? (Pfälzer)

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Eins muss man SANTANA lassen. Es war ein kluger Schachzug mit „Move“ den ersten Song zu veröffentlichen. Natürlich zieht das alle Aufmerksamkeit auf sich, nachdem „Smooth“ bis heute unglaublich gut ankommt. Und um ehrlich zu sein, ich bin auch darauf reingefallen. Allein die Kombination aus Rob Thomas and Zac Barnett ließ und lässt mich eine Augenbraue nach oben ziehen. Und somit durchforstete ich das Internet, um Informationen zum neuen Album zu finden. Und siehe da, das Album besteht aus unzähligen Features.
Zunächst befürchtete ich das schlimmste: SANTANA möchte dem Mainstream folgen, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Aufmerksamkeit und Fans hat die Band mehr als genug, aber wenn das Musikbusiness eines sehr gut kann, dann ist es verkaufen und Trends folgen. Und warum dieser Gedanke NICHT unbegründet und abwegig bleibt, der schaut sich bitte mal an, was ELTON JOHN derzeit im Musikgeschehen betreibt. Damit möchte ich nicht sagen, dass es grundsätzlich schlecht ist, sich mit jüngeren Musikern zusammenzutun, um auf seinen Namen und Erbe aufmerksam zu machen. Das ist wichtig und leider gibt es immer mehr Musikliebhaber, die wenig Ahnung von den Ursprüngen der Musik haben.

Jedenfalls wurde diese Sorge abgewendet, da die Features aus Musikern bestehen, die schon ein „paar“ Jahre Erfahrungen mit sich bringen und die Songs allemal zu einem ordentlichen Ergebnis steuern. Und wie bereits mein Kollege sehr ausführlich und akkurat beschrieben hat, gibt es einige Lieder bei denen man aus den Schuhen und Socken fallen wird. Wer die Musik von FIFTH HARMONY kennt, der kennt auch Ally Brooke und ihre Stimme, die vom Soul getragen wird. Somit ist es garantiert, dass „Break“ in Dauerschleife gehört wird, da er den Hörer auf solch einer seichten Welle dahin trägt. „Peace Power“ könnte dagegen ein Song aus den 60er Jahren sein, der einen neuen rockigen Anstrich bekommen hat. Es könnte keine bessere Harmonie aus Gesang und Gitarre geben, die beide Melodien vereinen und doch eigenständig werden lassen.

Ich könnte stundenlang über das neue Album berichten, aber ich halte mich kurz. Es ist selten, dass mich ein Album bereits nach dem ersten Durchgang begeistert. Deshalb freut es mich umso mehr, dass dieses Album so unglaublich gelungen ist und eigentlich für jeden Hörer etwas zu bieten hat. Jeder Song ist eigenständig, bietet Abwechslung und spricht aus dem Herzen der Gitarre und der Stimmen. Damit ist das Album definitiv ein Muss im Regal! (Sarah-Jane)

sarahjane 10,010 / 10

 


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 56:53 min
Label: Explorer1 Music Group/EX1 Records
Veröffentlichungstermin: 15.10.2021

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden