Das mir zur Rezension vorliegende Album „Shining In The Half Line“ hat mich direkt in den Bann gezogen, kannte ich die Künstlerin ELLES BAILEY bislang doch nicht. Ohne die Hintergrundinformationen hätte ich die Sängerin mit der angenehmen rauchigen Blues-Stimme definitiv irgendwo im Mekka der amerikanischen Country-/Americana-Musik angesiedelt.

Aber die 34-jährige ELLES BAILEY ist Britin, die nach ihrem Debutalbum „Wildfire“ des Jahres 2017 und dem Nachfolger „Road I Call Home“ aus 2019 jetzt ihr brandaktuelles Album „Shining In The Half Line“ vorlegt. Im Gegensatz zu den beiden ersten Alben, die in Nashville, Tennessee, aufgenommen wurden, war es der Corona-Pandemie geschuldet, die Produktion für das neue Album ins heimatliche Devon in die Middle-Farm Studios zu verlegen. Zur Situation erklärte die Künstlerin:“ Bisher hatte ich alle meine Platten in Nashville aufgenommen, aber da im Vereinigten Königreich ja so eine großartige Tour-Band zur Verfügung steht, eröffnete mir das die Möglichkeit und die neue Erfahrung, eine Platte mit ihr zu machen.“ ELLES BAILEY spielte das Album zusammen mit Gitarrist Joe Wilkins, Bassist Matthew Waer, Pianist Jonny Henderson und Schlagzeuger Matthew Jones ein.

Und man kann nur anerkennen, dass auch englische Produzenten in der Lage sind, ein derart authentisches Werk im Bereich Rock, Americana und Slow-Blues zu schaffen. Produziert hat das Album ihr Landsmann Dan Weller, selbst Gitarrist und sonst eigentlich eher im Heavy Metal Bereich fest verankert.

ELLES BAILEY klingt sehr amerikanisch, scheint tief im Süden Amerikas verwurzelt zu sein. Dazu trägt auch ihre Band bei, die mit Slide-Gitarren, begleitenden harten Rock-Riffs, hier und da einer wabernden Hammondorgel und „souliger“ Backgroudsängerinnen eine coole Southern-Rock und „Swamp“- Atmosphäre schafft.

Zum Songwriting äußerte sich die Künstlerin im Interview folgendermaßen:“ Ich bin bei diesem Album sehr sehr aufrichtig gewesen, was mir sehr wichtig ist. Fürs Songwriting ist Ehrlichkeit überhaupt das Allerwichtigste.“

Insgesamt ein sehr „rundes“ und empfehlenswertes Album. Sie explodiert in ihrem Gesang nicht wie eine BETH HART aber mit ihrer lässig rauchigen Stimme sorgt ESSES BAILEY für ein völlig entspanntes Feeling, eine Art Freiheit unter endlosem Horizont.

Stücke „Cheats And Liars„, „The Game“ und „Stones“ oder „Coulors Start To Run“ sind absolute Anspieltipps. Das Album setzt sich bei mehrfachen Anhören richtig fest und ich hoffe, dass die Musikerin, die JANIS JOPLIN zu ihren Vorbildern zählt, schnell aus ihrem „Underground-Status“ heraustreten wird, denn trotz Auszeichnungen wie dem „UK Blues Artist Of The Year 2021“ oder einer Nominierung zum „Artist Of The Year“ bei den UK Americana Awards 2022, ist sie über den Status als „Geheim-Tipp“ noch nicht wirklich hinaus getreten. ELLES BAILEY ist eine Frau, die es wert ist, gehört zu werden. (Ebi) 

Bewertung:

 8 / 10

Label: Outlaw Music
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 37:31 min
Veröffentlichungstermin: 25.02.2022