Jenner - To Live Is To Suffer (Re-Issue)

jenner toliveistosufferDas ehemalige Jugoslawien war noch nie ein gutes Pflaster für Metal jeglicher Couleur. Ja, der Kommunismus ist offiziell abgeschafft, das heißt aber nicht, dass er nicht in den Köpfen der Mehrheit weiterexistiert. Genauso wie die erzkonservativen Ansichten der orthodoxen Christen. Wohin das führt, sieht man momentan unter anderem an Kroatien, welches wohlgemerkt Mitglied der Europäischen Union ist, wo derzeit wieder reihenweise vor allem Black Metal Konzerte abgesagt werden, weil man die „bösen Satanisten“ (oh ja wir huldigen alle Luzifer und verspeisen kleine Kinder zum Frühstück) dort nicht haben will. Aber das ist noch lange nicht der einzige Grund, warum es noch keine Band vom Balkan geschafft hat, über die Landesgrenzen hinaus großartig für Aufmerksamkeit zu sorgen. Das gilt übrigens für jedes Land des ehemaligen Jugoslawiens.

Fragt man jemand nach einer harten Band aus diesem Winkel der Erde, wird man wohl von den meisten Befragten keine Antwort bekommen. Dabei gibt oder gab es diese sehr wohl. Mir fallen da zuallererst die nicht mehr existenten VORTEX aus Kroatien ein.

Aber wie ist die Situation eigentlich in Serbien? Nun noch um einiges schlimmer. Dort gilt nämlich noch immer das „gute, alte“ Vorurteil: Lange Haare, schwarze Klamotten ist gleich Satanist. Wir können das Frage/Antwort-Spiel also locker auf Serbien ausweiten.

„Nennen Sie mir eine serbische Metal Band!“ Na?

Okay, es gibt tatsächlich jede Menge. Doch kennen tut sie in der Regel so gut wie niemand. Insider kommen wahrscheinlich noch auf CLAYMOREAN. Wer sich etwas besser auskennt auf DOWNSTROY. Aber wer käme denn spontan auf OATHBRINGER, SCAFFOLD oder NEMESIS?

Dabei gibt es nicht wenige bekannte Musiker mit serbischen Wurzeln. Der bekannteste ist wohl Alex Lifeson von RUSH, welcher eigentlich Alex Zivojonovich heißt. Eine neuere Band? Oscar Dronjak von HAMMERFALL hat serbische Vorfahren. Also, warum tun sich Gruppen aus dieser Ecke so schwer? Nun, neben den genannten Gründen gibt es da noch einen, doch der ist der entscheidende. Mangelhafte musikalische Fähigkeiten und fehlende Qualität. Sprich, die meisten serbischen Bands können im internationalen Vergleich einfach nicht mithalten!

Gilt das auch für JENNER? Nun, zuerst möchte ich zu bedenken geben, dass die Belgraderinnen auch schon seit 2013 am Start sind. Man hat zwar bereits ein Demo (2015), das Debütalbum „To Live Is To Suffer“ (2017) und die EP „The Test Of Time“ (2020) veröffentlicht, großartig etwas gerissen haben Aleksandra Stamenkovic´ (Gitarre, Gesang), Anja Mirkovic (Bass) und Selena Simic (Schlagzeug) in den letzten zehn Jahren jedoch nicht. Die Gründe sind wohl in einer Kombination der bereits genannten zu finden.

Momentan arbeitet man am Nachfolger des 2017er Debüts. Um die Wartezeit zu überbrücken, wurde am 07.03. über Fighter Records das erste Album unter dem Titel „To Live Is To Suffer (Re-Issue)“ wiederveröffentlicht. Und wie klingt das jetzt?

Ehrlich gesagt recht altmodisch. Der Opener „Factory Of Death“ hat zum Beispiel etwas von ganz alten EXODUS. Technische Fähigkeiten kann man JENNER durchaus nicht absprechen. Nummern wie „Hear The Thunder Roar“, „Demon’s Call“ oder „Silent Killer“ sind gar nicht schlecht. Was aber schwer gewöhnungsbedürftig ist, ist die Stimme von Stamenkovic´. Wer typischen Thrash-Metal-Gesang erwartet, wird hier eine herbe Enttäuschung erleben. Manche werden den „normalen“ Gesang sogar als Pluspunkt werten. Mich erinnert er ein wenig an Cara McCutchen (MORTILLERY). Und genau wie ihre kanadische Kollegin geht mir die Serbin nach mindestens drei Songs furchtbar auf die Nerven.

Für denjenigen, der etwas Abwechslung von der Thrash-Metal-Standardkost sucht, mögen JENNER ein gefundenes Fressen sein, im internationalen Vergleich gehen sie jedoch höchstens als leicht überdurchschnittlich durch. (Matthias)

Bewertung:

Matthias6,5 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 37:03 min
Label: Fighter Records
Veröffentlichungstermin: 07.03.2023

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