Phil Campbell And The Bastard Sons - King Of The Asylum

PhilCambpellSo muss knüppelharter melodischer Rock der Neuzeit mit positiv nostalgischem Beigeschmack klingen. Phil Campbell, seines Zeichens 35 Jahre lang Gitarrist und „rechte Hand“ von Lemmy Kilmister, holt mit seinen „Bastard-Sons“ zum nächsten Schlag aus. „Kings Of The Asylum“ wird als drittes Studioalbum der mittlerweile auch schon fast sechs Jahren bestehenden Band am 01. September 2023 via Nuclear Blast erscheinen.

Erneut versammelt MOTÖRHEAD-Ikone Phil Campbell seine Söhne Todd Campbell (Gitarre), Tyla Campbell (Bass) und Dane Campbell (Drums) um sich. Die signifikante Steigerung zu den Vorgängeralben verdanken die „Bastarde“ aber dem Einstieg des neuen Sängers Joel Peters, der den keineswegs untalentierten Neil Starr ersetzt, jedoch manchmal doch etwas farblos in der Großfamilie wirkte. Joel Peters ist ein Wahnsinns-Shouter, sieht aus wie die Mischung aus einem abgefuckten Hells Angel und Zakk Wylde, und so schreit er auch seinen dreckigen, Whiskey-verseuchten Rock`N Roll in immenser Bandbreite heraus.

Die BASTARD SONS sind eine eigenständige Band, deren Charakteristik dennoch klar von MOTÖRHEAD beeinflusst ist, z.B. in dem ultraschnellen „Too Much Is Never Enough“, mit dem textlich klassischen Rock`N Roll-Statement: „Rock`N Roll Will Save Your Soul“. „Hammer And Dance“ setzt in Sachen Drive und Speed noch einen drauf und Phil Campbell und sein kongenialer Sohn Todd schreddern die ultraschnellen Riffs in gängiger MOTÖRHEAD-Tradition bis zum Exzess. Dazu gesellt sich perfekt die ungeschliffene und kraftvolle Stimme von Joel Peters.
Auch „Strike The Match“ folgt dem Schema des sehr harten Metals, völlig egal, dass man das begleitende Riff schon einmal von AC/DC gehört hat. Überhaupt lässt Phil Campbell, bekennender JIMI HENDRIX-Fan, der sich selbst als „sehr lauten Blues-Gitarrist“ tituliert, seinem Sohn großen Spielraum bei der Gitarrenarbeit.

„Schizophrenia“ lässt beim Hörer keine Atempause zu, powert aus den Boxen wie Maschinengewehrfeuer. Die prägnanten Stimmwechsel des Vokalisten beindrucken zwischen „clean“ und „brachialer Rohheit“, die integrierte kurzweilige Soloarbeit ist grandios und die Riffs purer Speed.

Erst mit dem Titelsong „Kings Of The Asylum“ wird das Tempo etwas gedrosselt, befindet sich schleppend geil im Midtempo-Bereich und ist von einer Ballade so weit entfernt wie eine Jungfrau von einer „Bitch“. Der Folgesong „The Hunt“ erscheint dann wieder in Vollgas-Manier und zeigt die stärksten Reminiszenzen zu MOTÖRHEAD, insbesondere zu „Ace Of Spades“. Auch „Maniac“ enthält so viele „Fuck You“-Ansagen im Text, dass der „back tot the roots“-Song wie ein Dampfhammer mit ausgestrecktem Mittelfinger im Stil von R.A.M.O.N.E.S daherkommt. Da empfindet man einen Song wie „Ghosts“, der das Tempo reduziert, schon fast als dringend erforderliche Verschnaufpause.

PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS haben verlässlich und berechtigt das Erbe von MOTÖRHEAD angetreten und ehren dessen verstorbenen Frontmann mit größtem Respekt. Trotz dem hohen Härtegrad zeigt das Album sehr abwechslungsreiche Facetten und schafft die Balance zwischen Old-School-Vibe und modernem Heavy-Metal, was sicherlich den Söhnen des Protagonisten geschuldet ist. Der größte Zugewinn ist jedoch der Einstieg des neuen Sängers, der eine expandierte neue Klangfarbe ins Spiel bringt, ähnlich räudig wie die des großen Lemmy Kilmisters. Wenn auch die Nähe zu den glorreichen MOTÖRHEAD-Zeiten im vorliegenden Werk unverkennbar ist, imitiert Joel Peters den Meister jedoch nicht. Man merkt einfach, dass hier die Chemie zwischen Sänger und der perfekt eingespielten und versierten Rhythmus-Truppe stimmt.

Fazit: Eine extrem geiler Longplayer ohne Schwachstellen oder Lückenfüller, der den großen Lemmy Kilmister mit Stolz erfüllen würde. In der Besetzung kann ich es kaum erwarten, die Band live auf der Bühne zu erleben. (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi9,5 9 / 10

Label: Nuclear Blast Records
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43:03 min
Veröffentlichungstermin: 01.09.2023

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