Dania O. Tausen - Ja/Nei – Og Restin Av Vikuni

daniaotausen janeiogrestinavvikuniDie junge färöische Künstlerin DANIA O. TAUSEN hat nun mit „Ja/Nei – Og Restin Av Vikuni“ den Nachfolger zu ihrem Debüt-Album „gonguteigatúnatos“ veröffentlicht. Auf den ersten Blick wirkt der Titel etwas arg sperrig – ergibt jedoch durchaus Sinn. Denn das Album ist hauptsächlich als LP erschienen und hier entspricht Seite A der Ja-Seite und Seite B der Nein-Seite. Und der Rest der Woche steht für all die Grauzonen dazwischen.

Nun ist Dania aber nicht einfach nur Sängerin bzw. Musikerin, sondern sie ist eine holistische Künstlerin die außer ihrer Musik auch schon einen Gedichtband veröffentlicht hat und auch schon vor der Kamera stand. Auch die Gestaltung von „Ja/Nei – Og Restin Av Vikuni“ im Scrapbook-Stil spiegelt das wieder. Hier ist eben nicht nur die Musik wichtig, sondern das ganze Drumherum. Weil ihre Musik auch nicht ein gesonderter Teil ihres Lebens ist, sondern ein Teil des Alltags und so werden in ihren Texten auch ganz alltägliche Dinge beschrieben, in denen sich wohl die allermeisten wiedererkennen werden.

Dabei versteht Dania die Kunst, ihre Texte auf der einen Seite nicht abgehoben oder pseudointellektuell klingen zu lassen, sondern sie in der färöischen Alltagssprache zu verfassen und dennoch sind die Worte sehr geschickt und durchdacht gewählt und oft mit einem Augenzwinkern versehen. Obwohl sie oft auf den ersten Blick beinahe simpel wirken, versteckt sich dahinter häufig noch eine tiefere Bedeutung. Es ist eine Freude, einfach nur ihre Texte zu lesen. Aber wir reden hier ja nicht nur über die Texte, sondern eben auch über die Musik, die diese Texte begleitet (und ich bin begeistert, wie sie es schafft, Zeilen wie „Kann eg hava armin soleiðis her?“ zu singen, ohne sich dabei die Zunge zu verknoten).

Bei den ersten Takten des Openers „At Siga Ja Er Nei“ hat man den Eindruck, da hat jemand die Gitarren vom letzten SON OF FORTUNE-Album geklaut. Damit liegt man falsch, aber auch nicht so falsch, wie sich später noch zeigen soll. Schon bei diesem Song bekommt Dania am Mikro auch männliche Unterstützung in Form von Ragnar Finsson (HORRSE, RASKE DRENGE), der hier einen Teil des Gesangs übernimmt, was – gerade vor dem ja/nei-Hintergrund - einfach perfekt passt. Aber auch Chöre sind hier zu hören, die dem Song ein schönes Volumen verleihen.

Mein Lieblingsstück auf dem Album ist – auch aufgrund des Textes – „Eg Burdi Keypt Mær Hús Í Bergen“. Hinter dem sperrigen Titel versteckt sich ein ganz wundervoller Text über das (Alltags-)Leben auf den Färöern, in den auch eine Telefonansage von TAKS eingeflochten ist. Mit leichter Ironie beschreibt sie die alltäglichen Schwierigkeiten, die das Leben auf den Färöern so mit sich bringt, z.B. dass die Leute in Tunneln weit unter 80 km/h fahren oder dass man im Flieger sitzt, der dann aber aufgrund des Wetters nicht landen kann und dann nach Bergen umgeleitet wird (lustigerweise saß ich im Februar 2022 im gleichen umgeleiteten Flieger wie Dania und durfte unfreiwillig eine Nacht im gleichen Hotel in Bergen verbringen. Ob die Idee zu dem Stück so entstanden ist und sie sich dachte „Ich hätte mir ein Haus in Bergen kaufen sollen“?). Aber auch die Musik geht sofort ins Ohr.

Doch nicht nur die. Dania hat eine wahnsinnig sanfte, freundliche und angenehme Stimme, die zu hören ein Genuss ist. Außerdem fügt sie sich sehr harmonisch mit der Musik zu einer Einheit zusammen. Hier passt einfach alles. Auf „Ja/Nei – Og Restin Av Vikuni“ gibt es keine einzigen Ausreißer nach unten, hier ist alles auf einem hohen Niveau. Besonders hervorzuheben sind aber z.B. „Og Tað Er Tað“, dem Benjamin Petersen (SON OF FORTUNE) seine Stimme leiht und dem Song auch sonst seinen Stempel aufdrückt. In der Form hätte das Stück auch gut auf das letzte SON OF FORTUNE-Album gepasst. Die Stimmen von Benjamin und Dania harmonieren ganz wunderbar miteinander und zum Ende steigert sich der Song fast schon in Richtung QUEEN.

Aber es gibt auch Songs, die zwar mit einem Augenzwinkern zu sehen sind, aber im Kern eben doch einfach wahr sind. Z.B. das gerade einmal 18 Sekunden lange „Tú Pjøvist Ikki At Leggja Alt Tú Hugsar Á Facebook“ („Du solltest nicht alles, was du denkst, auf Facebook posten“), das sich vor allem an die Verfasser von Hassnachrichten richtet. Vokal wird Dania hier, wie auch noch bei anderen Stücken, vom Chor CANTABILE unterstützt.

Wunderschön ist auch „Nú Eru Vit Tvey Fólk“ in dem es um ein Paar geht, das sich langsam auseinander lebt. Die Thematik ist sowohl textlich als auch musikalisch einfach großartig umgesetzt. Musikalisch gefallen mir auch die Songs sehr gut, die etwas rockiger und härter geraten sind, wie „Vit Bíða At Breyðið Skal Poppa“ und „Eg Vil Frysta Løtuna“ - auch das steht Dania gut zu Gesicht und ich würde mich freuen, wenn es in Zukunft mehr rockigere Songs gibt (das ist jetzt aber ein ganz persönlicher Wunsch).

Insgesamt ist „Ja/Nei – Og Restin Av Vikuni“ ein ganz wunderbares Popalbum geworden, das ich immer wieder hören könnte, obwohl Pop normal nicht so meine Richtung ist. DANIA O. TAUSEN hat eine einzigartige Art und Weise, Songs und Texte zu schreiben, die den Hörer sofort berühren. Das Album hat nicht nur zwei, sondern sehr viele Seiten: mal ist es ganz sanft, mal geht es Richtung Rock, mal Richtung Trip Hop – aber immer schön harmonisch und richtig gut. Sie hat ein echtes Händchen für Ohrwurmmelodien. Und wenn man bedenkt, wie jung Dania noch ist, so kann man gespannt sein, was man in der Zukunft von dieser Künstlerin noch zu hören bekommt. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 40:02 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 15.09.2023

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