Jimi Hendrix Experience - Hollywood Bowl August 18, 1967

JimiHendrix Hollywood Bowl 1967Bereits das schlichte psychedelische Sixties-Cover mit der Silhouette des einzigartigen, stilprägenden Bluesrock-Gitarristen des 20. Jahrhunderts, führt dazu, dass man in euphorischer Vorfreude zitternd den Longplayer auf den Plattenteller legt. Trotz zahlreicher, bis heute durch die Nachlassverwalter veröffentlichten Live-Mitschnitte, kommt nun ein äußerst interessantes Relikt des unsterblichen JIMI HENDRIX dazu.

JIMI HENDRIX EXPERIENCE, „Hollywood Bowl, August 18, 1967“, zeigen Jimi Hendrix und seine Band EXPERIENCE mit Mitch Mitchell an den Drums und Noel Redding am Bass in einer musikalischen Frühphase, die trotz bereits erfolgreicher Charterfolge in England (3 Top-Ten-Singles) noch vor dem absoluten Durchbruch beim legendären Woodstock-Festival in den USA standen. Die enorme Popularität in Europa konnte 1967 noch nicht auf sein Heimatland übergreifen.

Es war die Zeit des Summers Of Love, als der nach England übergesiedelte JIMI HENDRIX auf Empfehlung von Paul McCartney beim Monterey Pop Festival spielte und mit einer bis dahin unbekannten Bühnenpräsenz, geprägt von animalischer Sexualität und mit einer bis dato nie gehörten Härte des Gitarrenspiels, nur ungläubige und fassungslose Menschen im Zuschauertrakt hinterließ. Fünf Auftritte im Fillmore in San Francisco erwiesen sich als völlige Fehlplanung des Managements, das die Band als Support für die MONKEES buchte, deren Fans überwiegend aus Kindern und 12-jährigen Mädchen bestand. Schließlich engagierte der Co-Produzent des Monterey Pop Festivals, John Philips, die JIMI HENDRIX EXPERIENCE als Support für das am 18. August stattfindende Konzert im Hollywood Bowl seiner Band THE MAMAS AND THE PAPAS.

Die ungezügelte Intensität kann man deutlich bei diesem Konzertmitschnitt spüren, fünf Tage vor Veröffentlichung des Debutalbums „Are You Experienced“ in den USA. Das Tondokument zeigt die psychedelische Improvisations- und Interpretationsgabe des jungen Gitarristen in ungeahntem Ausmaß mit allen Facetten: dem Gitarrenspiel hinter dem Rücken oder mit den Zähnen, dem angedeutetem Sex mit seiner Gitarre und dem Feuerritual im brachialen Schluss-Track „Wild Thing“ der TROGGS, in dem JIMI HENDRIX sein Instrument dem Feuer „opfert“. (Zitat: „Als ich meine Gitarre verbrannte, war das wie ein Opfer. Man opfert die Dinge, die man liebt. Ich liebe meine Gitarre.“)
JIMI HENDRIX und seine Band veränderten an diesem Abend im Hollywood Bowl die Rockmusik durch ein ohrenbetäubend lautes Gewitter. Auf dem Logplayer finden sich fantastische rohe Live-Versionen von „Purple Haze“, das genial schöne „The Wind Cries Mary“ und das zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichte „Foxey Lady“. Herausragend sind auch die Coverversionen, die JIMI HENDRIX durch veränderten Sound und experimentell differenzierte Songstrukturen auf der Gitarre intoniert.

Der Opener „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ huldigt den BEATLES. „Killing Floor“ von „Howlin`Wolf“ ist brachial hart, Bob Dylan`s „Like A Rolling Stone“, oder Muddy Waters „Catfish Blues“ werden fast zu eigenständigen Songs.

Fazit: Für alle JIMMY HENDRIX-Fans besteht für die Scheibe Kaufzwang. Man spürt förmlich an dem verhaltenen Applaus der damals 17000 Konzertbesucher die Verblüffung und offenstehenden Münder, die diese Art neuer Rockmusik von drei Typen mit Afro-Frisuren und bunter Hippie-Kleidung verursachte. Immerhin waren alle Zuschauer gekommen, um die Hippie-Ikonen „THE MAMAS AND THE PAPAS“ zu sehen, eine Band, die nicht gegensätzlicher sein konnte als HENDRIX. Michelle Phillips, das einzig heute noch lebende Mitglied der MAMAS AND THE PAPAS, äußerte sich zu dem Support-Auftritt von JIMI HENDRIX wie folgt:“ Wir hatten noch nie von ihm gehört und hatten keine Ahnung, was uns erwartet. Als er loslegte, waren wir wie versteinert. So etwas hatte ich noch nie erlebt, ich hatte noch nie jemanden gesehen, der sein Instrument so behandelt. Ich war echt geschockt. Es war mein erster Kontakt mit dieser Art von Rock`N Roll-Theater“.

Der Konzertmitschnitt ist, immerhin 55 Jahre alt, soundtechnisch sehr gut gemastert. Natürlich gelingt nicht immer eine perfekte Aussteuerung aber die Aufnahme ist weit weg von dumpfen Bootleg-Klängen und dröhnt ordentlich aus den Boxen. Das beiliegende Booklet lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Rare Fotoaufnahmen in sehr guter Qualität (u.a. Michelle Phillips und Jimi Hendrix beim gemeinsamen kiffen) und interessante Liner-Notes. (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi8,5 8,5/ 10

Label:Experience Hendrix L.L.C/Legacy Recordings
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:00 min
Veröffentlichungstermin: 10.11.2023

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden