Tim "Ripper" Owens - Play My Game

tim_ripper_owens_solo1b.jpgIch muss zugeben, dass ich in den Anfangstagen meiner Metalleidenschaft eher wenig von TIM OWENS hielt. Sein seltsames Gebaren bei JUDAS PRIEST und die anschließenden Patriotismusscheiben mit den vollends erledigten ICED EARTH riefen bei mir nur wenig Sympathie hervor. Erst mit dem BEYOND FEAR-Album und dem ungemein freundlichen Auftritt mit Gitarrenhexer YNGWIE J. MLAMSTEEN auf dem Bang-Your-Head 2008 in Balingen ließen mich mein doch sehr hartes Urteil über ihn schnell revidieren. Doch eine Sache musste ich dem ehemaligen Hohepriester auf Probe auch früher schon lassen. Er ist einer der wenigen, schmerzlich vermissten, echten Typen der neueren Metal-Generation. Nun steht sein erstes Solo-Album „Play My Game“ in den Läden.

Der erste Blick aufs Cover lässt einen dann doch erst einmal schlucken. Was hat sich der Zeichner (oder die Zeichnerin?) den dabei gedacht? Mieseste knallige Pop-Art Farben und ein „Ripper“ der hierauf nicht unbedingt als gestandener Metal-Sänger wirkt, sondern eher wie ein Ghetto-Gangster.
In musikalischer Sichtweise gestaltet sich Mr. Owens glücklicherweise besser, hat er doch unzählige namhafte Gastmusiker auf seinem Album zum Tanz aufspielen lassen. James Lomenzo (MEGADETH, ex-WHITE LION, ex-DAVID LEE ROTH, ex-BLACK LABEL SOCIETY, ex-SLASH’S SNAKEPIT), Rudy Sarzo (DIO, ex- QUIET RIOT, ex- WHITESNAKE, ex-OZZY OSBOURNE) oder Doug Aldrich (WHITESNAKE, ,ex-HOUSE OF LORDS, ex-DIO) um hier nur einige zu nennen.

Nach der Cover-Kritik scheint es auch so, als ob das Album nicht übermäßig gut sei, da sich der Opener „Stripping Over“ lediglich textlich durchsetzen kann; musikalisch sehr lahm und dröge, vor allem schnell wieder aus dem Gedächtnis gelöscht. Doch glücklicherweise erweist sich diese Stück als negative Ausnahme, denn schon mit „Believe“ und dessen Nachfolgesong „The Cover Up“, präsentiert sich Mr. Owens wieder von seiner gewohnten Seite, kurz gesagt, Lieder die sofort ins Ohr gehen, ohne unnötigen Schnörkel oder aufgeblasene Arrangements, sondern ehrlicher handgemachter Heavy Metal.

Auf dem Begleittext wird der „Ripper“ so zitiert, dass „er sich vor allem beim Songschreiben spürbar weiterentwickelt habe“. Dem kann nur zugestimmt werden. Bis auf wenige Ausfälle finden sich gute Melodien und insbesondere verdammt gute Texte hervor, die unweigerlich an den kleinen Mann mit der großen Stimme, DIO, erinnern. Aus dieser Vorliebe macht Tim Owens auch keinen Hehl und beschreibt neben seiner Ex-Kapelle JUDAS PRIEST besonders BLACK SABBATH mit DIO als seinen Haupteinfluss.
Ein dicker Pluspunkt! Denn wer es fertig bringt Texte in dessen Manier zu verfassen, ohne dass diese jetzt abgekupfert seien, der hat wahrlich große Qualitäten, auch wenn es immer wieder ein paar Stänkerer gibt, welche behaupten, dass Lyrics solcher Art nicht mehr zeitgemäß seien.
Sogar stimmlich zeigen sich Parallelen zum guten Ronnie, wobei der „Ripper“ niemals vergisst seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Wer sich davon überzeugen will sollte gerade auf Track Nummer sieben, „To Live Again“ sein Hauptaugenmerk werfen, da man hier den Eindruck gewinnt, dass sowohl gesanglich als auch textlich nicht der vielseits geschmähte TIM OWENS, sondern eher der „Holy Diver“ Hand angelegt hätte. Überhaupt sind sämtliche Stücke mit diesen typisch düsteren BLACK SABBATH-Stimmungen unterlegt.

Bei diesem Album kann definitiv eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden, wenn auch angemerkt werden muss, dass auch weniger Songs ausgereicht hätten und er sich so den ein oder anderen Lückenfüller hätte sparen können. Auch die Produktion ist kann sich sehen, pardon, hören lassen. Druckvoll, kraftvoll und dennoch ehrlich. Gerade letztere empfinde ich als besonders wichtig, da viele neuere Produktionen steriler sind als manches Krankenhaus. (David)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:59 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 15.05.2009

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