Sie sind zurück, sechs Jahre nach „Vicious Cycles“ steht mit „God & Guns“ endlich wieder neuer Stoff in den Läden. LYNYRD SKYNYRD, die Southern-Rock-Legende schlechthin, die am meisten gebeutelte Band der Rockgeschichte. Traurig, dass nicht nur der tragische Flugzeugabsturz 1977 die Band so dezimierte, auch in der Zwischenzeit hat es wieder Tote gegeben. 2007 verschied Gitarrist und ex-OUTLAW Hughie Tomasson, im Frühjahr erwischte es Gründungsmitglied und Pianist Billy Powell sowie den Wilkeson-Ersatz Ean Evans am Bass.
Doch sie wären nicht Männer des Südens, wenn sie sich unterkriegen lassen würden, immer wieder ist diese Band aufgestanden. Das Rückgrat bilden heute das einzige verbleibende Gründungsmitglied Garry Rossington und der ebenfalls in den 70ern schon aktive frühere BLACKFOOT-Häuptling Rick Medlocke an den Gitarren, sowie die einzig wahre Alternative für den Sängerposten bei der Reunion, van Zandt-Bruder Johnny.

Um ihre Unbeugsamkeit unter Beweis zu stellen hauen die Südstaatler gleich zu Beginn das programmatische „Still Unbroken“ hinaus. Dabei streifen sie den bei Blues-Fans eher verpönten Stadionrock, verzichten aber auf allzu aufdringliche Plakativität und schmieden aus den Zutaten eine grandiose Hymne.
Die Zutaten, das sind neben dem Bluesrock natürlich auch Anleihen aus Country und Folk und vor allem Gitarren. Denn mit Mark Matejka wurde das Trio wieder vervollständigt, welches jedes ihrer Alben prägt. Doch richtig Gas gegeben wird nur selten, ein einziges Mal heulen alle drei Äxte gleichzeitig auf, wenn sich der Rausschmeißer „Gifted Hands“ zum Ende hin steigert und vage Erinnerungen an den „Freebird“ aufkommen lässt.
Vielmehr zeichnen sich die drei Herren durch Feeling, tolle Harmonien und blindes Zusammenspiel aus. Slide – und Steel - Gitarren unterstützen die klassischen Rock-Riffs wie in „Comin´Back For More“ oder dem treibenden „Skynyrd Nation“. Dazu zaubern sie melodische Leads bei „That Ain´t My America“ und akustische Töne im schweren, dezent CASH-inspirierten „Floyd“ hervor.

Auch der Rest der Band versteht ihr Handwerk, sei es Peter Keys, der nun Hammond und Honky Tonk-Piano bedient, die trockene und dennoch wuchtige Rhythmusgruppe oder die beiden Damen, die immer wieder soulige Backgrundgesänge einstreuen. Über allem thront die Stimme des Mannes, der wohl endgültig aus den Fußstapfen seines unvergessenen Bruders heraus getreten ist, er packt sein raues Timbre in großartige Melodien, dass es einen berühren muss.

„God & Guns“ lebt von seinen feinfühligen Arrangements und dem tighten Spiel aller Beteiligten. Hier zeigt sich die ganze Erfahrung aus fast 40 Jahren Karriere, jeder Ton sitzt da wo er hingehört, nichts wirkt überladen, auch wenn alles detailgenau ausgefeilt ist. Dabei klingen sie nicht hoffnungslos altmodisch, sondern erstaunlich frisch.
LYNYRD SKYNYRD müssen sich nicht mehr wie auf „Edge Of Forever“ mit knalligem Hardrock beweisen. Die Zeiten der Zeitgeistanbiederung durch die Zusammenarbeit mit KID ROCK auf „Vicious Cycle“ gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Heute konzentrieren sie sich auf das, was sie am besten können, nämlich zeitlose, ehrliche Rocksongs schreiben. Davon zeugen auch die schöne Ballade „Unwrite The Song“ oder die Verbeugung vor ihrem größten Hit (nicht größtem Lied) mit „Southern Ways“.

Obwohl die Scheibe nie heftig zupackt ist für gestandene Metalheads ebenfalls eine Empfehlung wert. So singen sie von Freiheit, die aus dem Herzen kommt, treuer Verbundenheit, dem Staub der Straße, Dinge die in jedem Rockstil von Bedeutung sind. „God & Guns“ gelingt das Kunststück ohne hart zu klingen, die Härte des Lebens zu thematisieren und auch das wieder aufstehen nach dem Fall, so wie es diese Band so oft geschafft hat. Tolles Spätwerk einer unsterblichen Legende! (Pfälzer)