Ah ha, grün scheint die neue Trendfarbe des Alternative Rocks zu sein! Legten STURCH zu Beginn des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes ein grünes Album vor („The Green Album“), so ziehen die ebenfalls aus dem Norden Deutschlands stammenden MINDWISE mit „After All“ mitten im Herbst mit einem Album nach, das vom Äußeren her, ziemlich, na ja, grün ist. Zufall oder Absicht? Musikalisch liegen jedenfalls keine Welten zwischen den eben erwähnten STURCH und den Hannoveranern MINDWISE, die nach kurzfristiger Auflösung im Jahre 2007 jetzt wieder in neuer Besetzung und mit ihrem zweiten Album am Start sind. Das MINDWISE Debüt hat bereist einige Jährchen auf dem Buckel, „Why Start Breathing“ erschien vor über fünf Jahren, von daher ist „After All“ sozusagen eine Art Neustart für die fünf Jungs. Wollen wir mal schauen, ob dieser gelungen ist, oder ob es besser gewesen wäre, wenn MINDWISE in der Versenkung geblieben wären.

Hört man sich den Opener „Inside My Skin“ an, kommt man zu einem etwas widersprüchlichen Ergebnis. Eigentlich eine wirklich schöne Rocknummer, mit der MINDWISE „After All“ eröffnen, auf der anderen Seite aber auch ein extrem berechenbares Stückchen Musik, mit dem man scheinbar keinem weh tun möchte; REAMONN auf dem Alternative Trip, so würde ich den Opener umschreiben. „More Than A Lot“ setzt diese Richtung fort, allerdings schon besser, und als man sich schon gedanklich auf ein stinknormales durchschnittliches Rockalbum eingestellt hat, kriegen MINDWISE mit den energetischen Rockern „What For“ und „Bore Me“ die Kurve.

Was vorher noch berechenbar geklungen hat, kommt jetzt mitreißend aus den Boxen, und man fragt sich, warum MINDWISE nicht andere Songs zum Einstieg verwendet haben - „Inside My Skin“ und „More Than A Lot“ könnten an anderer Stelle eine deutlich bessere Wirkung entfalten. Wie auch immer, insgesamt machen MINDWISE bei den 13 Songs auf „After All“ vieles richtig.

Die Songs haben größtenteils Pfeffer, wobei natürlich die altbewährte Laut/Leise-Dynamik nicht fehlen darf, wir reden hier schließlich von Alternative Rock. Sänger Crossi, einer der Gründungsmitglieder der Band, verfügt über eine variable und angenehm kraftvolle Stimme, die die Songs am Leben und Pulsieren hält. Dafür sorgen auch die ab und zu eingestreuten Screams, die zwar nicht unbedingt weltklasse vorgetragen werden, aber als Mittel zum Zweck akzeptabel sind. Zudem verfügen MINDWISE über zwei Gitarristen in ihren Reihen, was natürlich auch nicht verkehrt ist, sorgt das doch für zusätzliche Feinheiten und den nötigen Druck.
Auch über die Produktion von „After All“, für die sich Frank Bornemann und Henning Rünemapp (Langweile gehabt, während der GUANO APES' losen Zeit?), verantwortlich zeichnen, kann ich nichts Schlechtes sagen, da hört man schon die intensive Arbeit heraus; „After All“ entstand über einen Zeitraum von zwei Jahren!

Trotz alledem will mich „After All“ nicht ganz zufrieden stellen, irgendetwas stört mich noch am zweiten MINDWISE Album, und ich denke es ist ganz einfach das letzte Quäntchen an Klasse, das MINDWISE im Vergleich zu anderen Bands fehlt. Sei es jetzt, was die Abwechslung der 13 Songs angeht, oder sei es die fehlende Eigenständigkeit oder sei es die mangelnde Hooklinequalität. Gute Alternative Rock Songs müssen sich einfach im Ohr festsetzen! Ich habe „After All“ jetzt mehrfach gehört, und als Gesamtes funktioniert die Scheibe auch prima, aber dass sich einzelne Songs als Hits bemerkbar machen, will sich noch nicht einstellen. Bis zur Spitze fehlt da noch ein Stück, für MINDWISE dürfte aber sowieso viel wichtiger sein, dass sie nach den unsicheren letzten Jahren, jetzt wieder auf der Bildfläche zurück sind. Wer sich angesprochen fühlt, hört am besten mal in den Titelsong rein. (Maik)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 48:48 min
Label: 7Hard/H'Art
Veröffentlichungstermin: 09.10.2009