Epitaph - Danger Man

epitaph_dangermanSie waren eine der Aushängeschilder des Krautrock, auch wenn sie musikalisch nur bedingt dazu zu zählen sind. Das lag vor allem am britischen Einschlag des in Deutschland gestrandeten Sängers und Gitarristen Cliff Jackson. Doch das Bandgefüge war alles andere als stabil und so war 1980 schon zum zweiten Mal Schluss. Aber man raufte sich mit den Originalmitgliedern Bernd Kolbe und Klaus Walz zusammen und legte 1982 "Danger Man" vor. Danach wandelte man sich zum KINGDOM und kurz darauf DOMAIN, um melodischen Hardrock zu spielen. Mittlerweile besteht die Formation wieder und brachte im letzten Jahrzehnt zwei Alben heraus und spielt regelmäßig Konzerte und Festivals. Im Rahmen von Neuveröffentlichungen ist nun eben jenes "Danger Man" an der Reihe, das damit zum ersten Mal auf CD erscheint.

Nachdem die Truppe schon auf  "See You In Alaska" auf gradlinigeres Songmaterial setzte geht man hier noch einen Schritt weiter in genau die Richtung  aus der später eben die anderen Projekte entstammen sollten. Schon zu Beginn wird mit wuchtigen Drums heftig losgestampft, es verbreitet sich Stadionatmosphäre. Sehr knallige Akkorde treiben "Long Live The Children" voran, die aber ebenso wie die Rhythmusarbeit völlig überproduziert wirkt. Dazu kommen noch die künstlichen Stadionchöre im Refrain, mit derartiger Effekthascherei ging in den Achtzigern schon so manches Album baden. Rückblickend betrachtet gehörte "Danger Man" wohl dazu.

Die beiden folgenden Songs bieten straighten, aber erdigeren Hardrock mit sehr viel Melodie, der auf den Spuren von UFO und APRIL WINE wandelt. Vor allem "High Wire" kann mit seinen doppelstimmigen Leadgitarren punkten, die ein wenig die alten EPITAPH-Fans bedienen dürften. Kernigen Hardrock liefert auch  "Snake Charmer", bei dem im Chorus eine gewisse Glam-Affinität nicht zu verhehlen ist.
"Small Town Girl" wartet dann mit Riffrock und Boogie-Anleihen auf, der allgemeine Trend zu der Zeit einwenig in Richtung AC/DC zu schielen ist also auch bei EPITAPH angekommen? Nicht ganz, denn vor allem Boogie gab es schon beim Bandklassiker "Going To Chicago" Richtig heavy wird es dann beim schwerfälligen "Ain´t No Liar", welches schön nach vorne pumpt. Ruhige Töne wie man sie eher von dem Quartett gewohnt ist sucht man auf der Langrille fast vergeblich. Lediglich das abschließende "The Daughter" kann mit seiner dichten Atmosphäre an die Siebziger anknüpfen.

Als Zugabe bei der Wiederveröffentlichung gibt es mit "GoodTimes" noch die einzige Coverversion, die EPITAPH je aufgenommen haben. Das Original stammt von den EASYBEATS jener Kapelle um die AC/DC Produzenten Harry Vanda und George Young. Abgerundet wird das ganze mit einer Live-Version von "Ain´t No Liar", die im letzten Herbst aufgenommen wurde. Hier weicht man aber stark von der Albumversion ab und agiert rhythmisch fast im Reggae-Bereich.

Für die Fans der Truppe war das seinerzeit schon schwer verdauliche Kost, da das Album für eine deutsche Band damals schon recht heftig ausfiel. Mit dem bisherigen Stil hatte man nicht mehr viel gemeinsam, auch wenn "Danger Man" heute handzahm wirkt. Doch wirklich durchsetzen konnte man sich damit nicht, weil kurz darauf in der Rockszene die Zeichen auf Sturm standen und man da nicht mehr mithalten konnte.
Hinzu kommt eben die an manchen Stellen die unnatürliche Produktion, ein wenig mehr Bodenhaftung hätte dem Sound gut getan. Aber man versuchte damals mit der zeit zu gehen und türmte Gitarrenspuren aufeinander. Die Rechnung ging nicht auf, dennoch ist das Album alles andere als schwach, da die Kompositionen der Herren wie eh und je überzeugen können. Für Fans ist dieses CD-Release ein netter Bonus, für alle die Rockgeschichte nachvollziehen wollen ein netter Tip. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 42:31 min
Label: MiG Music
Veröffentlichungstermin: 30.03.2012

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