Dark Funeral - Attera Totus Sanctus

Mit ihrer selbstbetitelten Debut-Mini und ihrem ersten Album „The Secrets Of The Black Arts“ schrieben DARK FUNERAL Mitte der 1990er Black Metal-Geschichte und legten schwedische Genre-Standardwerke vor, die bis dato nahezu unerreicht geblieben sind. Auch die beiden Nachfolgealben blieben deutlich hinter ihren Vorgängern zurück, und auch wenn sie überaus gutklassige Schwarzmetall-Bolzer waren, als richtige Klassiker würde ich sie nicht wirklich bezeichnen wollen. Vier Jahre nach „Diabolis Interium“ erscheint nun das vierte Werk „Attera Totus Sanctus“, mit dem das Quartett um Lord Ahriman versucht, den nordischen Evil-Thron zurückzuerobern. Neben dem obligatorischen Wechsel an der zweiten Klampfe (ein Kollege namens Chaq Mol ersetzt Herrn Dominion) stechen schon beim ersten Höreindruck ein paar Änderungen ins Auge bzw. Ohr. So wurde diesmal nicht wie sonst seit „Secrets…“ Peter Tägtgrens Abyss Studio besucht, sondern das Dug Out von Daniel Bergstand. Dessen etwas dreckigere und druckvollere Produktion steht „Attera Totus Sanctus“ äußerst gut zu Gesicht und hebt sich spürbar vom ziemlich sterilen letzten Abyss-Sound ab. Auch der Gesang von Emperor Magus Caligula (früher als Masse Broberg erster Hypocrisy-Vokalist) hat eine leichte Modifikation erfahren, statt hohem, relativ standardisiertem Gekeife geht er heuer etwas gutturaler und deathmetallischer zu Werke, was ihm eine deutlich höhere Eigenständigkeit verleiht. Über die sonstigen Instrumental-Leistungen braucht man ansonsten wohl nicht mehr viele Worte verlieren, Drummer Matte Modin (bekannt auch durch die kürzlich aufgelösten Defleshed) gehört sicherlich zur Spitzenklasse internationaler Schlagzeug-Zerleger, und Leadgitarrist und Hauptsongwriter Lord Ahriman schafft es, den Songs trotz größtenteils unmensch hoher Geschwindigkeit noch ein Höchstmaß an Abwechselung und Wiedererkennungswert aufzudrücken. Dass die Zeiten, in denen die Metalwelt durch schiere Schnelligkeit und Brutalität noch groß beeindruckt werden kann, heutzutage vorbei sind, scheinen die vier Schweden erkannt zu haben, und bauen daher in ihre gewohnten Prügelorgien wie „King Antichrist“ oder „Godhead“ gekonnt subtile Harmonien und Melodien ein, ohne dass dieses auf Kosten der Krassheit geht. Mit „Atrum Regina“ ist sogar wieder ein gänzlich langsames Lied dabei, das eine willkommende Atempause darstellt, und zum beschwingten Refrain von „666 Voices Inside“ ließe sich gar vortrefflich evil schunkeln.

Mit „Attera Totus Sanctus“ legen DARK FUNERAL meiner Meinung nach ihr bestes Werk seit dem überragenden „Secrets…“ ab, im Vergleich zu „Vobiscum Satanas“ und „Diabolis Interium“ ist eine deutliche Steigerung bemerkbar. Einer Rückkehr in die Runde des zwar quantitativ überschaubaren, aber qualitativ illustren schwedischen Spitzen-Black Metals steht somit nichts mehr im Wege. Ob diese Scheibe das Zeug zum Genre-Klassiker hat, mag ich jetzt noch nicht zu beurteilen, aber ich prognostiziere trotzdem einfach mal, dass sie zumindest in der Langzeitwirkung nicht so schnell abbaut wie ihre beiden Vorgänger. Und da bis zur nächsten DARK FUNERAL-Attacke ja durchaus noch ein paar Jährchen vergehen können, wenn man sich ihre bisherigen Veröffentlichungszeiten anschaut, ist das ja auch schon mal was wert. Eines der diesjährigen Black Metal-Highlights ist „Attera Totus Sanctus“ auf jeden Fall.

(Kai)

Bewertung: 8,5 / 10 Punkte

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 42:51 min
Label: Regain Records
Veröffentlichungsdatum: 24.10.05
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