Toto - 40 Tours Around The Sun

toto 40toursaroundthesunEin vierzigstes Bandjubiläum will natürlich gefeiert werden, da sahen sich die AOR-Giganten in der Pflicht, die derzeit gerade einen weiteren Frühling erleben. Doch beim Songwriting haperte es, so bleiben drei Titel für eine Best Of mit neu überarbeiteten Stücken, die aber nicht an die Qualität des Vorgängers "XIV" heran reichten. Was TOTO nicht davon abhielt "40 Trips Around The Sun" auf einer ausgiebigen Welttournee vorzustellen, bei der sie wieder alle Register zogen. Treffenderweise war diese "40 Tours Around The Sun" betitelt und machte auch im Ziggo Dome in Amsterdam Station, bei der die Show mitgeschnitten wurde. Unter dem selben Titel erscheinen diese jetzt in mehreren Formaten, kann die Messlatte des vor fünf Jahren veröffentlichten "Live In Poland" erreicht werden?

Neben einer normalen CD und Vinylausgabe erscheint das Livealbum auch digital, sowie als einzelne DVD oder Blu-Ray, ebenso als Package aus DVD + CD und Blu-Ray + CD. Wobei natürlich letztere Varianten am idealsten sind, sichern sie auch den Audiogenuss für unterwegs ebenso wie das Videoformat für das Wohnzimmer. Hier muss man gleich vorweg schicken, dass sich die Audiovariante lohnt, denn die Klangqualität ist superb, alles ist sehr sauber und gut ausbalanciert. Trotz der druckvollen Produktion lässt die Tonspur zu keinem Moment den authentischen Liveklang vermissen. Einzig ein paar längere Ansagen während der Show wurden etwas editiert, was den Konzertfluss aber kaum stört, da sie nur im Vergleich zum Bildmaterial auffallen.

TOTO und Amsterdam, da war doch etwas! Genau, schon die DVD zu ihrem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum wurde in der niederländischen Metropole aufgenommen, damals war man mit dem Coverwerk "Through The Looking Glass" unterwegs. Zu der Zeit stand der 2012 eröffnete Megabau Ziggo Dome noch nicht, weswegen sie zumindest von der Location her Neuland betreten. Da die Formation schon immer einen guten Draht zum Volk des Königreichs hatte und hier große Erfolge feierte, war die Rückkehr dahin durchaus logisch, zumal die Arena eine der größten der Tour gewesen sein dürfte. Mit einem Fassungsvermögen von 17.000 Zuschauern bietet sich natürlich eine imposante Kulisse, die sich während des Konzerts lautstark bemerkbar machte.

Die erfahrenen Cracks auf der Bühne verstehen es auch nur zu gut, die Menge in das Geschehen einzubinden, zudem geben einige Refrains ja die perfekte Vorlage für mächtige Publikumschöre. Teilweise durfte dieses Songparts auch alleine anstimmen und war auch für weitere Singalongs sehr offen. Selbstredend wurden die Leute auch in der Nachbearbeitung sehr gut eingefangen, sowohl im Klangbild als auch im Bildmaterial. Sehr schöne Nahaufnahmen einiger Anhänger vermitteln deren Begeisterung richtig toll und das Handydisplay-Meer beim finalen "The Road Goes On" ist einfach genial in Szene gesetzt. Doch im Vergleich zu dem was der um vier Musiker erweiterte Kernvierer auf den Brettern bietet, ist das nur eine Randnotiz.

Kaum eine andere Formation kann ihren ureigenen Stil so sicher in alle Genres ausweiten wie die AOR-Giganten. Die üppige Setlist bietet Raum für allerlei Exkurse und Überraschungen, die größte ist wohl dass sich die Tournee so gar nicht an die Tracklist der dazugehörigen Compilation hält. Oder vielleicht doch dass "Hold The Line" direkt als zweiter Song nach dem neuen "Alone" kommt? Nicht weniger als ein klarer Fingerzeig mit welchem Selbstbewusstsein die Herren unterwegs sind, andere Künstler würden so eine Jahrhundertnummer schön bis zum Ende aufsparen. Naja, TOTO können es sich erlauben, aus der Kategorie haben sie gleich mehrere Kandidaten, und ein Hit wie "I Won´t Hold You Back" bleibt ganz außen vor.

Von ihrem Referenzwerk "IV" gibt es dennoch genügend Material, "Lovers In The Night" hätte man ebenfalls nicht erwartet. Genauso wie bei "Make Believe" packt Warren Ham das Saxophon aus, mit ihm hat man jemanden an Bord, der ein ganzes Arsenal an Blasinstrumenten aufbieten kann. Ob Mundharmonika bei "No Love", Oboe in "Miss Sun" oder der Querflöte zu "Angela", der Mann beherrscht alles. Und die Band soundso, beim jazzigen "Jake To The Bone" darf sich die Instrumentalfraktion austoben, "English Eyes" bringt knackigen Hard Rock und " I Will Remember" und "While My Guitar Gently Weeps" den Blues. Interessant ist auch der Akustikpart, bei welchem die Musiker vorne auf der Bühne zusammen rücken und mit  launigen Anekdoten aus den Songwritingsessions unterhalten.

Was machte nun aber "Live In Poland" zu dem stärkeren Livedokument als das Vorliegende? Sicher die Besetzung, welche mit Simon Phillips und Nathan East die bessere Rhythmusfraktion hatte. Sicher ist Shannon Forrest stärker als Keith Carlock auf der "XIV"-Tour und Shem Von Shroeck agiler als damals Ur-Bassist David Hungate, doch an die beiden Koryphäen reichen sie nicht heran. Der Mann an den vier Saiten steuert zwar tolle Backgroundchöre bei, wirkt mit Kopfmikro aber etwas wie ein Vorturner im Sportstudio.
Wobei natürlich die mehrstimmigen Arrangements mal wieder ganz großes Kino sind, und sich die drei Leadsänger schön die Bälle zuspielen. Joseph Williams hat noch immer seine Samtstimme aus der Power Pop-Phase und Sechssaiter Steve Lukather sein raues Timbre, welche sie gezielt einsetzen. Steve Porcaro gibt sich an seinen Yamaha-Synthesizern oberlässig und agiert kongenial mit David Paich am Piano. Und ganz hinten sitzt mit Lenny Castro einer der weltbesten Percussionisten, der bei "Africa" völlig durchdreht.
Was mit schon beim Konzert in Offenbach auffiel, ist die etwas reduzierte Lightshow, welche auf Konserve keine Akzente setzen kann. Das liegt daran, dass es anstatt toller Bildspielereien eher hektische Schnitte zu sehen gibt. Ansonsten gibt es aber bei der technischen Umsetzung nichts zu bemängeln, der Gig spricht ohnehin für sich. Abgerundet wird das Ganze mit einer ganzen Reihe zusammengeschnittener Interviewsequenzen, in denen die Musiker sich passend zum Anlass an die Anfänge zurück erinnern. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: XX (DVD) / 15 (CD1) / 11 (CD2)
Spielzeit: ca. min (DVD) / 66:42 min (CD1) / 63:16 min (CD2)
Label: Eagle Vision/Universal
Veröffentlichungstermin: 22.02.2019

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