Amon Amarth - Berserker

amonamarth berserker200nb mehrfachwertungEs war ja abzusehen, dass diese Band einmal groß werden würde, doch wie groß, das war freilich nicht zu ahnen. Vom Fanfavoriten ging der Weg zum Headliner namhafter Festivals, die Konzerte sind ein Reigen an Showelementen und das letzte Album "Jomsviking" erklomm die Chartspitze des wichtigen deutschen Marktes. Der Erfolg rührt auch daher, dass sich AMON AMARTH treu blieben wie sonst vielleicht nur IRON MAIDEN oder SAXON, daneben haben sie wohl einiges richtig gemacht. Und wären da nicht RAMMSTEIN, es wäre das am spannendsten erwartete Album des Jahres in der harten Szene. Klar wird "Berserker" Wellen schlagen, die Hallen größer werden und den Status zementieren, denn man sich mit harter Arbeit aufgebaut hat. Für eine Todesblei-Combo beachtlich, wobei sie den in den letzten Jahren etwas hinter sich gelassen haben, wo geht die Reise auf dem elften Album hin?

Zwei Dinge sind sicher, es geht in die Sagenwelt der Wikinger und die Schweden werden an ihre Frühphase nicht mehr anknüpfen. Dabei muss gefragt werden wie viel davon heutzutage noch übrig geblieben ist. Veränderungen hat der Fünfer immer in homöopathischen Dosen angeboten, sie unter dem Deckmantel des Vorwurfs, alles würde sich gleich anhören sehr gut verkauft und so die Kritik für sich genutzt. So einen Bruch wie beispielsweise METALLICA haben sie nie hingelegt, wobei man sich auch bei ihnen wunderte, wie man mit so extremer Mucke so erfolgreich werden konnte. Das Gehalt an extremen Inhalten ist zwar gesunken, doch viele Trademarks haben sich nicht verändert.

Unnachahmlich rollt das pfeilschnelle "Wings Of Eagles" heran, welches sich am Ende der Scheibe versteckt hat. So gelingt das nur den Jungs aus Örebro, da werden keine Gefangenen gemacht, im Verbund mit den Leadgitarren eine geradezu archetypische Komposition. Die Achse Olavi Mikkonen und Johan Söderberg funktioniert bestens, den Sound haben sie über all die Jahre perfektioniert. Ein wenig mehr liegt der Fokus bei "Raven´s Flight" auf ihren flotten Leadeinsätzen, die von wuchtigen Drumarrangements getragen werden.
Der scharfe Staccato-Rhythmus verhindert noch mehr Nähe zum Klassiker "Cry Of The Blackbirds", doch in die Richtung tendiert "Berserker" noch öfter. Entgegengesetzt verfährt die Truppe bei "Valkyria", bei der die Leads das Grundtempo geschickt heraus nehmen. Eine Spur düsterer aber nicht weniger alles platt walzend gibt man sich in "Shield Wall", in dem Johan Hegg sehr tief gurgelt. Im Refrain verwandelt sich die Nummer dann in eine stampfende Hymne, welche sich live sehr gut machen dürfte.

Natürlich muss sich eine Band auch entwickeln und das machen die Schweden auch, aber eben immer im Rahmen. Akustiktöne überraschen direkt zu Beginn, der thrashige Galopp des Openers "Fafner´s Gold" kannte man schon vom "Deceiver Of The Gods"-Album. Wie hier kommt auch im weiteren Verlauf die Bassgitarre prominenter zur Geltung als sonst. Vorgeworfen nur noch eine Metalformation mit gutturalen Vocals zu sein wurde es ihnen schon öfter, doch man geht da selbst in die Offensive mit dem Äußern des Wunsches ein klassisches Metalwerk aufzunehmen.
Es wurde auch so in die Tat umgesetzt, rockige Schattierungen fallen immer wieder auf die metallische Landschaft. Nach dem riffbetonten Einstieg in "Where Once Again We Can Set Our Sails" würde es niemanden wundern, wenn plötzlich der Landsmann Joacim Cans erklingen würde. Dafür sind die Harmonien der beiden Axtmänner eher typisch im Gegensatz zu "Skoll And Hati". So vehement die Nummer auch nach vorne treibt, die Twinleads hat man so noch nie auf einem AMON AMARTH-Dreher gehört.

Eine etwas entschleunigte Gangart war ja schon bei den letzten Malen zu vernehmen, doch hier legt man eine gewisse Melancholie in die Waagschale. Sogar in Orchesterklängen versucht man sich im Rausschmeißer "IntoThe Dark" welche die Stimmung unterstützen. "Ironside" lässt nach schneller Strophe den tonnenschweren Chorus tief im Doom waten, unterschwellige Chöre tun ihr Übriges. Und dann folgt "The Berserker At Stamford Bridge", dessen Story nicht nur auf englischen Boden spielt, sondern sich auch tief vor den Peaceville Three verneigt. Todtraurig wälzen sich die Melodien der sechs Saiten dahin, nur selten hebt sich das schleppende Tempo.

Einen Berserker hätte an gleicher Stelle auch die Frankfurter Eintracht an jenem Abend gebraucht, an welchem der Verfasser diese Zeilen schrieb, auf den "Berserker" der Scheibe muss man indes auch lange warten. Nur langsam schälen sich die Hits heraus, so richtig will bei aller Qualität nichts hängen bleiben. Vielleicht hat man sich zu sehr in Details verloren, möglicherweise bringt die trockene Produktion von Jay Ruston den Druck nicht optimal zur Geltung. Dennoch hat sich der Weg zu ihm in die Staaten gelohnt, denn missfallen dürfte die Langrille keinem Fan, dazu wissen die Herren zu genau was sie wollen und können. Aufpassen müssen sie trotzdem, der Status benötigt auch mal wieder einen Klassiker zum Untermauern. (Pfälzer)


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 57:33 min
Label: Metal Blade/Sony
Veröffentlichungstermin: 03.05.2019

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Andreas 6,0 6 / 10

Anne6,5 6,5 / 10

Klaus7,0 7 / 10

Matthias7,0 7 / 10

Alex28,0 8 / 10


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