Axel Rudi Pell - Sign Of The Times

axelrudipell signofthetimesnb mehrfachwertungAuch ein Arbeitstier wie der Wattenscheider muss sich durch das derzeit beherrschende Thema von seinem üblichen Plan abbringen lassen. Standen in den geraden Jahren immer die Veröffentlichungen neuer Studioalben und eine Tour im Frühjahr und Herbst auf dem Plan, muss der Saitenhexer nun alles umwerfen. Das neue Werk erscheint mit Verzögerung, die Frühjahrstour wurde um ein ganzes Jahr geschoben und die späteren Termine stehen noch in den Sternen. Dabei war AXEL RUDI PELL auch dieses Mal wieder klar im Soll und lieferte pünktlich wie immer ab. Zuletzt zeigte die zwischendurch niedrigere Formkurve nach oben, wo ordnet sich jetzt das fast schon programmatisch betitelte "Sign Of The Times" ein?

Ungefähr da wo sich seine Longplayer immer einsortieren, zumindest stilistisch, da wird kaum einen Deut von der Heavy Rock-Marschroute abgewichen. Ohne Intro geht erst einmal gar nichts, "Black Serenade" heißt es hier und liefert gleich zwei Minuten Gitarrenshowdown. Nach einem schnellen Opener kann man ebenfalls die Uhr stellen, der offenbart mit dem Titel "Gunfire" eine allzu inflationäre Benutzung des Wortes "Fire" in den letzten Jahren. Pell und Schlagzeuger Bobby Rondinelli überholen sich gegenseitig, während Ersterer beim Solo zuerst mit hoher Geschindigkeit zockt, haut der andere die DoubleBass raus, wenn die sechs Saiten etwas Fahrt heraus nehmen.

In der Folge mischen sich bei "Bad Reputation" der Shuffle-Groove von "Wildest Dreams" und der hymnische Rock von "Long Live Rock" aus dem Vorgänger-Album. Hier lässt allerdings das Gitarrenlead aufhorchen, denn das kommt düster daher und geht mit den Tönen nach unten, anstatt wie gewohnt euphorisch nach oben, was fast schon grungige Atmosphäre einbringt. Ähnliches kommt einem auch im leicht orientalischen Rausschmeißer "Into The Fire" zu Ohren, dazu gibt es ein paar moderne Licks im fast doomigen "Wings Of The Storm" zu bewundern. Das war es allerdings auch schon mit den klangtechnischen Upgrades, mehr gibt es nicht, selbst wenn der Meister sein Opus klar im Jahr 2020 verorten will.

Wo wir gerade von doomig reden, auch der Titeltrack trägt Spuren von BLACK SABBATH, aber eher aus der DIO-Phase, welche einst bei "The Crest" noch auffälliger gestreift wurden. Synthesizerschwaden bilden die Grundlage für den Bass, der mächtig darüber pumpt und so "Heaven And Hell"-Flair evoziert. Ferdy Doernberg ist wie bei "Knights Call" an den Tasten sehr präsent heraus gemischt, doch weder seine Synthieschleier noch die Orgeleinsätze können ernsthafte Akzente setzen, sondern dienen lediglich der Untermalung.
Wenn er denn auf sich aufmerksam machen kann, dann in "The End Of The Line", wenn er einen knalligen Achtziger-Ansatz unterstützt, den der Hörer im Laufe von "Sign Of The Times" öfter finden kann. So locker und flott rockte AXEL RUDI PELL seit seinen Anfangstagen nur noch selten nach vorne, auch wenn er selbst an seiner Strat nur wenig Input bringt. Über seinen Horizont schielt das Blondchen auch in "Living In A Dream", wo er sonst auf der Bühne bei der Improvisation zu "Casbah" mit Reggea flirtet, tut er das jetzt zu Beginn des Songs auf Platte.

Man muss dem Mann und seiner Truppe zuerkennen, dass es ihnen gelingt innerhalb ihrer engen Grenzen mit nur ein paar spärlichen Überraschungen viel Abwechslung herein zu bringen. Das ist von Tempo, über Epik bis hin zu Groove alles vertreten, auf der neuen Scheibe vielleicht noch mehr als sonst. Als Manko erweist sich aber erneut der Gitarrensound, den das Duo Pell/Bauernfeind zuletzt wieder im Griff hatte, weshalb der Wechsel zu Mischer Tommy Geiger nicht ganz nachvollziehbar ist.
Einige Riffs kommen doch sehr schwammig aus den Boxen, glücklicherweise konnte man Rondinellis Drumming ebenso gut einfangen wie auf dem Vorläufer. Das führt allerdings dazu, dass der Amerikaner sich bei der einzigen Ballade "As Blind As A Fool Can Be" zu deutlich in den Vordergrund schiebt. Ebenso groß heraus kommt Johnny Gioeli, der schon lange nicht mehr so gut gesungen hat wie hier, gerade beim angesprochenen ruhigsten Lied phrasiert er großartig und kraftvoll. Auch wenn das Niveau nicht ganz gehalten dürfte der achtzehnte Studiodreher keinen Anhänger enttäuschen. (Pfälzer)



Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 54:58 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 08.05.2020

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


David7,5 7,5 / 10

Maik7,5 7,5 / 10

Alex28,0 8 / 10

Anna 8,08 / 10

sarahjane 8,58,5 / 10


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