Benediction + New World Depression + Realm Of Chaos (19.09.2025, Saarbrücken)

Platzhalter smallNicht nur verkehrstechnisch stehe ich mit Saarbrücken schon längere Zeit auf Kriegsfuß. Lediglich die Konzertangebote ziehen mich noch wirklich dahin. Die Parkplatzsuche an einem Freitag Abend gestaltete sich noch schwieriger als gedacht dennoch habe ich zum Glück nur die ersten Takte des Openers verpasst.

REALM OF CHAOS
Der Schriftzug mit dem Bandnamen ließen es schon erahnen: Diese Truppe huldigt den Veteranen BOLT THROWER. Deren einzigartiger Sound und musikalischer unverwechselbarer Stil beeinflusste schon viele Bands davor, spätestens seit ihrem dritten Album „War Master“.
Allerdings konnte ich so gar keine Parallelen zu den Engländern bei der Band aus Koblenz entdecken. Weder Sound noch Stil passten sich in das Bild ihrer Ikonen ein. Stattdessen gab es recht unspektakulären Death Metal, der dazu auch nicht gerade sehr professionell daher kam. Unüblich für diesen Stil der alten Schule waren auch die beiden 8-Saiter-Gitarren, ebenso ließ der Growlgesang auch noch viel Luft nach oben, vor allem bei den langgezogenen Growls. Zu guter Letzt ließ die sehr uninspirierte und regungslose Bühnenaktion einen eher faden Beigeschmack nach den 30 Minuten Spielzeit zurück. Die paar Leute in der halbierten Garage fanden es dennoch nett und applaudierten höflich.

 

 

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NEW WORLD DEPRESSION
Ganz anders kamen da NEW WORLD DEPRESSION aus Emsdetten daher. Hoch motiviert und durchaus agil ballerten sie direkt nach dem Intro los und rissen das Publikum umgehend mit. Von ausgiebigem Gemoshe bis hin zum Circle Pit ging die Menge mit und ließ sich direkt von der Spielfreude des Fünfers anstecken. Sänger Hütte und Bassist Ssascha teilten sich die Ansagen, verloren dabei aber auch nicht viele Worte, sondern lobten und preisten lediglich die Garage und Saarbrücken wegen der tollen Atmosphäre und des warmen Empfangs. Kein Wunder, konnten die Jungs doch mit dem Tardy meets Van Drunen – mäßigen Gesang und den zu gleichen Teilen melodischen und brutalen Songs auf ganzer Fahrt überzeugen. Von dieser Band wird man bestimmt noch einiges zu hören und zu sehen bekommen.

 

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BENEDICTION
Diese Formation braucht man nicht groß vorzustellen. BENEDICTION gibt es mittlerweile seit über 35 Jahren und überzeugen nach wie vor gerade live, aber auch auf Platte, wenn denn mal eine neue herauskommt.
Ihr letztes Album „Scriptures“ ist schon ein paar Jahre her, aber ehrlich gesagt will man doch eher die alten Schwarten hören. Frontmann Dave Ingram sah kurz vor Showbeginn eigentlich noch ganz korrekt aus, aber schon beim ersten Song bemerkte man bereits deutlich, dass er immer noch ganz der alte ist, dem kein Drink zuviel ist. Auch wenn seine Körperhaltung nicht immer ganz stabil war, so war es doch seine Stimme allemal, genauso wie die Ansagen und Anekdoten zwischen den Songs, die höchst unterhaltsam waren. Die Flüssigkeitsaufnahme ging natürlich während der Show weiter, und da das Bier so schnell alle war, stieg man halt auf Wein um. Damit stieg der Unterhaltungsfaktor simultan zum Alkoholspiegel, und die alten Herren rackerten sich buchstäblich auf der Bühne ab und boten dabei feinsten Death Metal der alten Schule, wenn auch der Sound erst später erträglicher wurde. Ur-Gitarrist Darren Brookes bangte sich die letzten Haare vom Kopf, wobei sein Partner in Crime Peter Rew diese Probleme scheinbar nicht hat, wobei der junge Mann am Bass Nik Sampson seine Locken ebenso bewegte. Der bereits seit sechs Jahren im Amt befindliche Drummer Giovanni Durst beeindruckte an diesem Abend preisverdächtig an der Schießbude durch sein präzises, grooviges und mitreißendes Drumming.
Nach jeder Menge Klassikern und Frischfleisch gab es dann auch noch eine sehr klare Meinungsäußerung zu Donald Trump und allen Faschisten auf der Welt, was die Sympathie der Truppe weiterhin ganz hoch hielt.
Nach 90 Minuten war Schluss, und eine nicht allzu volle Garage wurde mit durchweg grinsenden Gesichtern verlassen. Eine Schande, sollte ein solches Ereignis in Zukunft nicht mehr stattfinden können. (Jochen)

 

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(Fotos: Klaus)