Bigelf - Cheat The Gallows

bigelf_cheatthegallows.jpgBIGELF? BIGELF? Da war doch was? Die sind mir doch schon mal begegnet? … Stimmt! Im Zuge des 2000er Albums „Money Machine“ bin ich anno damals über den gleichnamigen Titeltrack auf irgendeinem Sampler des Eclipsed Magazins über BIGELF gestolpert, eine Band, die für mich damals so klang, als sei sie im Jahre 1970 hängen geblieben. Zu einer Zeit, als Bands wie HAMMERFALL, RHAPSODY, GAMMA RAY, ICED EARTH und Konsorten Hochkonjunktur hatten, nicht gerade alltäglicher Stoff für den Verfasser dieser Zeilen; und irgendwie war mir das damals alles ZU extrem. Von daher verschwanden BIGELF ruckzuck wieder aus meinem Gedächtnis, bis, ja bis vor einigen Wochen „Cheat The Gallows“, das inzwischen vierte Studiowerk der Amis seit 1995, in unserer Redaktion eintrudelte; man sieht schon, BIGELF lassen sich Zeit für ihre Taten. Und knapp 10 Jahre nach "Money Machine" sieht das Ganze schon wieder anders aus, heuer rennen BIGELF mit ihren einzigartigen und bizarren Klängen bei mir offene Türen ein. Und das sollte bei euch da draußen nicht anders sein, denn BIGELF sind etwas ganz besonderes!

Das wird schon deutlich, wenn man nur einmal einen Blick in den Promozettel wirft, ohne überhaupt einen Ton von „Cheat The Gallows“ gehört zu haben. Da wird geredet vom „Soundtrack einer neuen Weltordnung“, von einem „pop-kulturellen Phänomen“, von „kinetischem Zeitgeist“ oder von einer „cinematischen Klangexplosion“, um nur mal ein paar von unzähligen Beispielen aufzuführen. Das klingt sonderbar und krank, irgendwie so, als gehöre man in die Irrenanstalt, und ganz genauso kann man sich das musikalische Schaffen von BIGELF vorstellen.

BIGELF verwursten auf „Cheat The Gallows“ so ziemlich alles, was die Rockmusik in den Sechziger und Siebziger Jahren so ausmachte, sie bewegen sich irgendwo zwischen Progressive und Psychedelic Rock, irgendwo zwischen THE BEATLES, PINK FLOYD und BLACK SABBATH. Sie vereinen das feine Gespür für tolle Melodien der BEATLES, man höre „Money It's Pure Evil“ oder „Gravest Show On Earth“, mit der Durchschlagskraft und dem Mystischen der unerreichten BLACK SABBATH, man höre „Blackball“ oder „The Evil's Of Rock & Roll“ und den abgedrehten und irrwitzigen Klangspielereien von PINK FLOYD, man höre den abschließenden Longtrack „Counting Sheep“! Dazu gesellen sich weitere diverse Einflüsse von Bands und Künstlern wie DEEP PURPLE (die Hammond Orgel), QUEEN (das Majestätische), ALICE COOPER (das Theatralische) und nicht zuletzt FRANK ZAPPA, der seine Spuren in der Ironie und dem Sarkasmus hinterlassen hat, mit denen das Quartett zu Werke geht! Und am Beeindruckendsten ist, dass alles ganz am Ende nur nach einer einzigen Band klingt: BIGELF.

Neben den vier Protagonisten, die ausnahmsweise mal an dieser Stelle namentlich vorgestellt werden sollen -  Damon Fox, Ace Mark, Duffy Snowhill und Froth - lebt „Cheat The Gallows“ auch von der Vielzahl an Streichern und Bläsern, die zum Einsatz kommen und die den bizarren Charakter dieses Werkes ebenso ausmachen.      
Ganz vorne thront allerdings Frontmann Damon Fox, der nicht nur die schrägsten Töne aus den Tasten haut, sondern auch mit seinem Gesangsorgan für Ausrufezeichen sorgt. Sicherlich ist er nicht der beste Sänger, das war Ozzy, an den Mr. Fox stellenweise erinnert, bekanntlich auch nicht, aber im Gegensatz zu vielen gesichtslosen Könnern verfügt er über etwas, was mindestens genauso wichtig ist: Charisma und Ausstrahlung! Etwas, was ihn mit Leuten wie Daniel Gildenlöw, Steven Wilson, Neal Morse oder um in den Siebzigern zu bleiben, Alice Cooper, verbindet.

Kommen wir gegen Ende noch mal kurz auf die Songs von „Cheat The Gallows“ zu sprechen, denn die sind immer noch das Wichtigste. Die erste Hälfte des Albums, sprich die ersten fünf Songs, ist schlicht und einfach ÜBERRAGEND! Fast logisch, dass die zweite Hälfte an dieses Qualitätslevel nicht ganz heranreichen kann, diese muss sich mit dem Urteil „gut“ abfinden, zumal man mit „Hydra“ auch einen etwas schwächeren Song im Gepäck hat.

Wer sich jetzt angesprochen fühlt, sollte sich schleunigst mal mit „Cheat The Gallows“ beschäftigen, eigentlich braucht man nur dem Opener „Gravest Show On Earth“ zu lauschen und man weiß, ob man was mit BIGELF anfangen kann oder nicht; die Amis sind definitiv nichts für jedermann!
Besser als mit den eröffnenden Worten des Plattenfirmeninfos könnte ich mein Review nicht abschließen. „Nichts am fabelhaften Quartett aus Los Angeles ist gewöhnlich!“ (Maik)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 56:55 min
Label: Powerage Records/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 25.09.2009
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