Interview mit Fritz (Nuclear Warfare)

interview nuclearwarfareNUCLEAR WARFARE sind seit 18 Jahren dabei und mittlerweile eine feste Größe im deutschen Thrash Metal Untergrund. Mit „Lobotomy“ veröffentlichte die Band vor kurzem ihr sechstes Album. Daher nahm sich Bassist und Sänger Fritz die Zeit für ein ausführliches Interview, in dem er unter anderem erklärt warum die Geschichte hinter „Death By Zucchini“ nicht fiktiv ist und warum man erneut in Brasilien aufnahm. Doch lest selbst.

Matthias: Hallo Fritz, erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Wie geht es euch?

Fritz: Hallo Matthias, uns geht es soweit ganz gut. Die aktuelle Untätigkeit nervt etwas. Alex hängt halt in Brasilien fest, wann er wieder rüber kommen kann ist noch nicht sicher. Wir hoffen alle, dass er ab nächstem Jahr wieder nach Europa kommen kann. Listl und ich wir proben im Moment einmal im Monat mit einem Kumpel am Schlagzeug. Aber alle sind gesund. Das ist die Hauptsache.

Matthias: Lass uns über euer neues Album sprechen. Wie kamt ihr eigentlich auf den Titel „Lobotomy“?

Fritz: Im Verlauf des Songwritings hatte es sich ergeben, dass wir alle das für eine gute Idee hielten „ Lobotomy“ war auch einer der ersten Songs den wir für das Album geschrieben hatten.

Matthias: Das Cover der neuen Scheibe unterscheidet sich ja sehr von denen der Vorgänger. Erstmals ist auch der Warmaster nicht zu sehen. War das so beabsichtigt?

Fritz: Der Warmaster hat eine Weiterbildung gemacht (hahaha), Er darf jetzt auch Lobotomien durchführen. Wir haben Bandintern diskutiert und nachdem wir uns für „Lobotomy“ als Titel entschieden hatten, war auch schnell die Idee da wie wir das Cover gerne hätten. Alex hat dann Edu vorgeschlagen um das Cover auszuarbeiten. Wir haben ihm unsere Vorstellung mitgeteilt und seinen ersten Entwurf fanden wir alle sehr geil.

Matthias: Ihr habt erneut in Brasilien aufgenommen. Wie kam es dazu und habt ihr während der Aufnahmen etwas von der Corona Situation dort mitbekommen?

Fritz: Wir hatten im Vorfeld viele Ideen wo wir aufnehmen können. Letztlich fiel die Entscheidung aber leicht. Friggi ist ein Freund von uns den wir schon seit vielen Jahren kennen. Er hat auch 2016 auf der Brasilien Tour an der Gitarre bei uns ausgeholfen, als Pit eine Woche später kam. Wir kennen seine Arbeit mit CHAOS SYNOPSIS und CORPSIA. Wir waren uns sicher, dass er einen guten Job machen würde. Die Aufnahmen fanden zwischen dem 2. und 10. Januar 2020 statt, da gab es in Brasilien noch keine Probleme mit Corona. Da war alles noch weit weg.

Matthias: „Lobotomy“ erscheint mir deutlich gitarrenlastiger als „Empowered By Hate“. War das so geplant?

Fritz: Ja, wir wollten unbedingt die Gitarre dominanter haben. Das ging beim Songwriting schon los. Es nutzt ja nix die Gitarre einfach nur lauter zu machen, da müssen auch die Lieder zu passen. Wir sind etwas weg von den Hardcore-Punk Riffs hin zu mehr Heavy Metal. Ich denke bei „Gladiator“, „Fuckface“, „The Bloodlord Will Return“, „They Live“ und „Ages Of Blood“ kann man das ganz gut hören.

Matthias: Wie kamt ihr eigentlich auf die Idee zu „Death By Zucchini“ und um was geht es da eigentlich?

Fritz: Das ist eine wahre Geschichte. Das ist wirklich jemanden passiert. Zucchini ist eine Unterart des Gartenkürbis. Ähnlich wie die Zierkürbisse können Zucchini unter bestimmten Voraussetzungen Giftstoffe entwickeln (Cucurbitacin). Und genau das ist einem älteren Hobbygärtner passiert. Davon handelt der Song „Death By Zucchini“.

Matthias: Ihr hattet in der Vergangenheit immer einen deutschsprachigen Song über Bier auf den Scheiben, „Dosenpfand muss weg“ oder „Ich mag Bier“ sind Kult. Warum seid ihr mittlerweile davon abgekommen?

Fritz: Das war für uns nie Bedingung einen deutschsprachigen Song zu schreiben. Das kann man auch nicht erzwingen. Ich bin mir sicher wenn einem von uns wieder was Cooles einfällt haben wir auch wieder ein deutschsprachiges Sauflied. Oder vielleicht auch in einer anderen Sprache. Hahahaha.

Matthias: Euch gibt es jetzt seit 18 Jahren und ihr seid fest im Untergrund verwurzelt. Würdest du sagen, dass es gut ist wie es gekommen ist oder wünscht du dir manchmal NUCLEAR WARFARE wären bekannter?

Fritz: Wenn NUCLEAR WARFARE bekannter wären, wäre das sicher nochmal geiler für uns. Daran arbeiten wir auch, mit jedem Album. Aber wir wollen uns nicht beklagen, wir können live spielen und Alben veröffentlichen. Das ist schon viel wert.

Matthias: Ich nehme an, dass ihr alle noch euren normalen Jobs nachgeht, lässt sich die Band leicht damit vereinbaren?

Fritz: Im Großen und Ganzen ja, natürlich muss man Abstriche machen. Mit den normalen Jobs bestreiten wir unseren Lebensunterhalt. Die gehen dann halt vor. Natürlich versuchen wir so viel wie möglich mit der Band zu realisieren, Da ziehen wir alle an einem Strang.

Matthias: Ihr seid ja vom Quartett zum Trio geschrumpft. Vermisst du manchmal einen zweiten Gitarristen auf der Bühne?

Fritz: Ich persönlich vermisse die zweite Gitarre auf der Bühne. Aber eine Band hat auch eine Struktur und ein Gefüge. Ein zweiter Gitarrist muss halt auch zu uns passen und wir zu ihm. Deswegen haben wir auch entschieden nach dem Ausstieg vom Pit als Powertrio weiter zu machen. Würde auch keinen Sinn machen, wenn wir an der Stelle ständige Wechsel hätten. Vielleicht ergibt sich ja mal der Tag und es kommt jemand und alles passt. Dann sind wir wieder zu viert. Aber es funktioniert auch so.

Matthias: Ich finde deinen Gesang recht einzigartig. Gibt es Sänger an denen du dich orientierst?

Fritz: im Prinzip alle Sänger, die mir gefallen, da könnte ich jetzt 50 Namen nennen und ich hätte immer noch welche vergessen.

Matthias: Habt ihr noch Kontakt zu euren ehemaligen Mitgliedern?

Fritz: Zu manchen mehr zu anderen weniger, ich hab noch regelmäßig Kontakt zu Börni unserem ersten Schlagzeuger. Und schreib manchmal mit dem Pit unserem letzten Gitarristen (der ist nach Brasilien ausgewandert). In wie weit Listl und Alex noch Kontakt zu ehemaligen Mitgliedern haben, weiß ich gar nicht. Das Leben geht halt weiter.

Matthias: Was waren die lustigsten und schlimmsten Erlebnisse in eurer Karriere?

Fritz: Uhhh das ist eine feine Frage, wenn ich 60 bin werde ich meine Memoiren schreiben. Da steht dann alles drin. Dem Listl schlottern schon die Knie. Hahahhahahahaha.

Matthias: Wie kamst du ursprünglich zum Metal?

Fritz: Das war sehr früh mit 9 Jahren, ich habe beim Nachbarn IRON MAIDEN und HELLOWEEN gehört. Meine Schwester (ist älter als ich) hat zu der Zeit Punk gehört. Mit 10 hab ich zu Ostern einen Walkman bekommen (ob heute noch jemand weiß was das ist?) Daraufhin hab ich mir mein erstes Tape gekauft von METALLICA die „Master of Puppets“. Und so ging das dann los.

Matthias: Denkst du, dass sich der Thrash Metal seit euren Anfängen verändert hat?

Fritz: Es gibt halt jetzt auch modernen Thrash, nicht nur den der Alten Schule. Hahahahaha.

Matthias: Momentan finden ja keine Touren und Konzerte statt. Wie stark seid ihr davon betroffen? Und meinst du die Branche wird sich durch die Krise verändern?

Fritz: Bei uns hat das voll reingehauen, durch die enorme Distanz zwischen uns ist jetzt im Augenblick alles doppelt so schwer. Bisher konnten wir das immer ganz gut bewältigen, weil ja Alex doch häufig hier war. Wir können es kaum erwarten wieder zusammen zu rocken. Ich befürchte für einige, die ihren Lebensunterhalt in der Branche verdienen, wird das nichtmehr möglich sein. So ein langer Zeitraum kaum bis keine Einnahmen und nur Ausgaben. Das werden leider nicht alle überleben.

Matthias: Wie sieht es denn überhaupt mit Auftrittsmöglichkeiten in eurer Ecke aus? Mit der Rockfabrik ist ja eine wichtige Location weggefallen.

Fritz: Es gibt schon mehr als nur die Rockfabrik. Es ist zwar schade, dass es sie nicht mehr gibt, aber für Underground Konzerte gibt es ja auch noch andere Locations. Wobei mal abwarten wie viele davon die Krise überleben.

Matthias: Erinnerst du dich noch an das erste Konzert, dass du je besucht hast?

Fritz: Das war 1997. Die SCORPIONS in Stuttgart auf dem Schlossplatz. Vorband war SABRINA SETLUR. War auch eine seltsame Kombination.

Matthias: Was war deine erste selbstgekaufte Platte?

Fritz: „Master Of Puppets” von METALLICA.

Matthias: Habt ihr Kontakt zur brasilianischen Szene und gibt es Bands, die du empfehlen könntest?

Fritz: Ja da reißt der Kontakt nicht ab. Wir sind nach wie vor mit Bands, Veranstaltern und Fans im Kontakt. Das sind dort echte Metalmaniacs .Bands gibt es da auch jede Menge richtig gute, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Und wahrscheinlich werde ich die Hälfte vergessen. Hahaha. ANDRALLS, DISGRACE AND TERROR, CLAUSTROPHOBIA, CHAOS SYNOPSIS, WARSICKNESS, EXECUTER, IMMINENT ATTACK, CORPSIA, HEAD KRUSHER, JACKDEVIL, ANEUROSE; VENOMOUS. Nur um mal einige zu nennen.

Matthias: Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Fritz: Die kann immer und überall kommen. Auf der Toilette, beim Singen unter der Dusche, wenn ich Filme schaue, beim Durchstöbern im Internet, Zeitungsartikel. Da gibt es kein bestimmtes Ritual.

Matthias: Was war das letzte Buch das du gelesen hast?

Fritz: Das war wohl das Tabellenbuch Metall. Hahahaha.

Matthias: Wie kamt ihr eigentlich auf den Bandnamen?

Fritz: Wir wollten uns ursprünglich DEATH SQUAD nennen, aber Bands mit dem Namen gab es schon zu oft. Also bei einer bierseligen Runde mit Musik hörten wir kurz hintereinander was von NUCLEAR ASSAULT und von SLAYER „Chemical Warfare“. Von da an war es nicht mehr weit zu NUCLEAR WARFARE.

Matthias: Möchtest du den Fans noch etwas mitteilen?

Fritz: Bleibt gesund und immer weiter Thrash Metal hören.

Matthias: Danke für deine Zeit.

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