Interview mit Richard "Ricky" Wagner (Rezet)

interviews 20210321 rezet1REZET legten kürzlich ihren neuen, fünften Longplayer vor. Dieser ist sehr stark ausgefallen und bedient alle Fans von speedigen Metal bis hin zum Thrash und beweisen, dass man auch hier kreativ sein kann ohne dien Bezug zu den Wurzeln zu verlieren. Sänger und Gitarrist Ricky stand Rede und Antwort.

Ralf: Hi, hier der Ralf vom Neckbreaker-Webzine. Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. In Corona-Zeiten hat es der Musiker nicht leicht. Wie geht ihr in der Band damit um?

Ricky: Wir haben die Zeit so effizient wie möglich bisher genutzt. Als das ganze Chaos Anfang März letzten Jahres begann, waren wir quasi kurz davor ins Flugzeug nach Russland für eine zweiwöchige Tour zu steigen. Wir hätten es tun können, doch wussten wir nichts über die aktuelle Lage und obwohl die russische Agentur uns bestätigte Touren zu können, haben wir kurzerhand entschieden zu Hause zu bleiben und diese Tage anders zu nutzen. Wir haben direkt weiter am neuen Album „Truth In Between“ geschrieben und in den zwei Wochen einen großen Teil des Writings bewerkstelligt, würde ich sagen. Danach ging es dann in Abständen immer mal weiter mit Writing Sessions und Vorproduktionen, ehe wir dann im Spätsommer ins Studio sind. Danach ging es dann direkt mit Videodrehs und Promotion-Arbeit weiter. Wir haben uns mit allen Beteiligten mächtig ins Zeug gelegt und ich würde sagen, das Resultat spricht für sich selbst. Wir sind jedenfalls immer noch stolz!

Ralf: Das neue Album „Truth In Between“ ist raus und wieder ein Knaller. Wie lange dauerte die Vorbereitung und wie waren die Aufnahmen?

Ricky: Wir hatten mit dem Schreiben etwa Ende 2019 begonnen. Im September des gleichen Jahres waren wir auf der KILLFEST-Tour durch Europa, zusammen mit OVERKILL, DESTRUCTION und FLOTSAM & JETSAM. Nach einer Tour ist man oft kreativ beflügelt und voller Ideen, so auch diesmal. Wir hatten indes auch geplant in der zweiten Hälfte 2020 ins Studio für das neue Album zu gehen. Den weiteren Verlauf hatte ich ja eben erklärt. Man kann also sagen dass sich der Schreibeprozess von Ende 2019 bis Mitte 2020 erstreckte und danach die Aufnahmen folgten. Wir hatten – Corona sei Dank – diesmal eben alle Zeit der Welt für das Album, weswegen es wohl auch dreizehn Tracks geworden sind. Sonst schreibst und recordest du ein Album meist eher zwischen Tür und Angel...

interviews 20210321 rezet2Ralf: Gibt es ein Konzept oder hat der Titel eine Message?

Ricky: Es als Konzept-Album zu bezeichnen wäre übertrieben. Wir haben uns aber diesmal gesagt, dass wir weniger plakative Texte und Messages wollen, sondern mehr Raum zur eigenen Interpretation geben wollen, weshalb ich jetzt auch nicht textlich ins Detail gehen werde. Der Albumtitel und das Cover haben natürlich einen Hintergedanken, den man aber auch nicht per se definieren könnte, selbst wenn ich es jetzt wollte. Für mich bedeutet es Meinungsfreiheit und Toleranz.

Ralf: Das Album ist etwas lang geraten, macht ihr Euch darüber Gedanken?

Ricky: Ne und ich verstehe auch nicht, warum wir ständig danach gefragt werden. Wie gesagt, hatten wir diesmal extra viel Zeit um Material zu schreiben und zu produzieren. METALLICA-Alben sind meist viel länger!

Ralf: Woher nehmt ihr im Allgemeinen die Inspiration für die Texte?

Ricky: Auf unserer Facebook-Seite steht: „our everyday world“ und dem kann ich eigentlich nur so zustimmen!

Ralf: Ihr seid ja mittlerweile recht etabliert und schon einige Zeit dabei. Gibt es irgendwas, was ihr rückblickend anders machen würdet oder seid ihr mit dem Erreichten zufrieden?

Ricky: Ach, eigentlich habe ich aufgehört mir darüber Gedanken zu machen. Ich und wir sind oft mit blauen Augen davongekommen und haben stets dazugelernt und das wird wohl auch immer so weitergehen. So bleibt es wenigstens nicht langweilig und im Mickey Mouse Land der Musikindustrie kannst du sowieso nicht allzu viel planen.

Ralf: Ich finde, deutsche Bands werden öfters belächelt, während internationale Acts abgefeiert werden. Dabei sind die großen Acts wie SLAYER, TESTAMENT oder METALLICA kaum noch kreativ, während bei Euch die Ideen sprudeln..

Ricky: Das liegt daran, dass wir uns einfach noch beweisen müssen und oben genannte Urgesteine ausgesorgt haben. Ich wurde schon oft gefragt, ob REZET nicht noch viel bekannter wären, kämen wir aus LA oder so. Aber ich glaube in Zeiten des Internets kannst du vom Nordpol oder aus der Gartenhütte von nebenan kommen. Wen interessiert das heute schon noch?

Ralf: Ihr habt einen neuen Bassisten? Warum musste der alte gehen?

Ricky: Dazu will ich jetzt nicht ausholen, aus mehreren Gründen. Die ganze Geschichte findet man auf unserer BACKSTAGE-Plattform auf GetNext. Ich kann nur so viel sagen, dass wir Lorenz viel früher dabei haben hätten sollen!

Ralf: Wie kam es zur Gründung einer Band wie REZET. Was war damals Euer Ziel?

Ricky: Spaß haben und Musik machen. Da hat sich tatsächlich nicht allzu viel dran geändert, wobei du deine Ziele natürlich immer höher steckst. Aber das liegt wohl in der Natur des Menschen...

Ralf: Was waren/sind die Haupteinflüsse? Welche Bands hört ihr privat?

Ricky: Mich haben die damaligen Radio-Bands und die Musik aus meinem Umfeld dazu motiviert, Gitarre zu lernen und direkt eine Band zu gründen. Es waren dann METALLICA, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin. „St. Anger“ kam damals raus, als ich anfing und als ich „Master Of Puppets“ gehört hatte, wusste ich, wohin die Reise gehen würde. Meine Haare fingen auch direkt an zu wachsen.

interviews 20210321 rezet3Ralf: Wie siehst du die Zukunft der Musik und insbesondere der Metalszene: Wird es mehr Musik online geben und wie denkst du darüber?

Ricky: Internet ist Fluch und Segen, so wie die Liebe, Alkohol und Drogen und wahrscheinlich auch professionell Musik zu machen. Die Metalszene ist so aktiv wie nie und das macht mich zum Einen glücklich und zum Anderen stolz, ein Teil davon zu sein und ein stückweit den Soundtrack dazu mitzugestalten.

Ralf: Zukunftspläne?

Ricky: Mir selbst treu bleiben und „immer weiter geh'n“, wie die STRASSENJUNGS es einst besangen!

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