VOLBEAT, immer wieder VOLBEAT. Die Dänen sind derzeit in aller Munde
und feiern neben erfolgreichen Sommer-Festivals auf ihrer Europa-Tour
eine ausverkaufte Show nach der anderen (Review vom Gig in Saarbrücken hier ).
So war es für mich schon eine Ehre, Mastermind Michael Poulsen für
NECKBREAKER vor das Mikrofon zu bekommen. Der Sänger und
Rockabilly-Lookalike komplettiert den Gesamteindruck, den ich bisher
von VOLBEAT hatte: Sympathisch, fröhlich und offen stellt er sich
beinahe eine halbe Stunde lang meinen Fragen. Let´s go!
Brix: Der Aufstieg von VOLBEAT scheint unaufhaltsam zu sein! In eurem Heimatland Dänemark seid ihr schon Stars und jetzt nehmt ihr Rest-Europa im Sturm ein. Wie ist das für Dich und die anderen Jungs?
Michael: Es ist wirklich erstaunlich! Ich mache schon Musik seit ich
16 bin. Musik ist mein tägliches Brot, ich lebe davon. Es ist, als ob
ein Traum wahr werden würde. Wir arbeiteten sehr hart daran, auf dieses
Level zu kommen und jetzt geht es sogar noch weiter nach oben.
Im Moment fühlt es sich sehr gut an! Wir haben derzeit einfach den
richtigen Draht zum Publikum und stehen immer noch mit beiden Füssen
auf dem Boden (Wie auch nach dem Konzert in Saarbrücken deutlich zu
beobachten war! Anm.d.Verf.). Wir geniessen das natürlich sehr, aber wer
weiß schon, wie lange es so gehen wird? Heute mögen die Leute deine
Scheibe, morgen kann es schon vorbei sein.
Brix: Du sagtest, daß ihr hart für den Erfolg arbeiten müsst. Das kann ich bezeugen, habt ihr doch den Sommer über auf mehr als 20 Festivals gespielt und habt jetzt schon wieder eine weitere Tour durch Europa: Habt ihr nicht mal an "Ferien machen" gedacht?
Michael (lacht): Ja, das stimmt schon so. Wir sind seit Februar unterwegs
und werden vor Anfang Dezember nicht durch sein. Wir waren zwar
zwischenzeitlich immer für ein paar Tage zuhause, aber mehr auch nicht.
Auch wenn wir in der Woche 4-5 Shows spielen und Monate lang nicht zuhause
sind: Wir lieben, was wir tun. Live-Musik zu spielen ist das Größte!
Und natürlich müssen wir Geld verdienen, ganz klar. Manche von uns
haben ja auch Familie mit Kindern zuhause.
Solange man ne Mütze voll Schlaf über Nacht und etwas zu Essen bekommt
und nicht allzuviel säuft, bekommt man das schon auf die Reihe. Es ist
manchmal schon schwer, aber wir versuchen damit umzugehen und es zu
einem Vergnügen zum machen.
Brix: Wir haben euch dieses Jahr auf dem WITH FULL FORCE-Festival (Bericht hier )gesehen. Ihr habt als erste Band am zweiten Tag gespielt und habt sogar doppelte Spielzeit (DAGOBA fielen aus Anm.d.Verf.) bekommen. Für uns wart ihr eh die Gewinner des Festivals, denn auch um uns herum waren die Leute von euch geplättet. Da gab es nur strahlende Gesichter zu sehen. So etwas hab ich vorher noch nir erlebt! Euer Manager Daniel musste nach dem Auftritt ein Shirt-Paket nach dem anderen an den Merch-Stand schleppen...
Michael: Das ist für uns sowieso das Wichtigste: Du musst einen
guten Kontakt mit dem Publikum auch während des Gigs haben. Wir sind
keine bösen Buben oder versuchen besonders "tough" rüber zu kommen.
Klar, wir haben Tattoos und so, aber das bedeutet in dieser Hinsicht
nichts. Es geht nicht darum den harten Macker zu markieren, sondern
darum, die Leute glücklich zu machen und dabei selbst glücklich zu
sein! Du musst dem Publikum zeigen, dass du ihre Anwesenheut schätzt.
Für uns ist jeder Auftritt eine Party auf der Bühne und das Publikum
sol daran teilnehmen! Wir gehen auch nach jedem Auftritt in die Menge
und reden mit den Fans und trinken das ein oder andere Glas mit ihnen.
Wie du schon sagtest, war es grosses Glück, doppelte Spielzeit zu
erhalten und das haben wir auch beim Publikum ablesen können. Das ist
einfach ein großartiges Feedback, wenn du sehen kannst, daß du mit dem
was du tust, Leute zum Lächeln bringen kannst.
Brix: Umso besser ist dann noch, wenn du damit auch noch Geld verdienen kannst! (grins)
Wie liefen die anderen Festivals? Denkst du, daß ihr im nächsten Jahr auf dem Billing nach oben rutschen werdet?
Michael: Kann ich nicht sagen. Wir haben diesen Sommer auf 25 oder
sogar mehr Festivals gespielt, bei manchen als Headliner, bei anderen
in mittlerer Position. Aber das hat für uns keine so grosse Bedeutung.
Es ist uns nur wichtig, möglichst volles Programm spielen zu können.
Den Bookern sagen wir immer, daß es für uns immer eine Ehre ist, Teil
des Festivals zu sein.
Bei manchen steigen wir möglicherweise im Billing auf,ja. Aber solange
wir überhaupt eingeladen werden und Teil des Programms sind, sind wir
zufrieden.
Brix: Wenn ihr solange auf Tour seid: Ist da überhaupt Zeit, neue Songs zu schreiben?
Michael: Ein wenig schon. Wir haben ja eben beim Soundcheck ein paar
Ideen angespielt. Wir arbeiten derzeit nur mit kleinen Teilen. Da ich
das ganze Material schreibe und ich, wenn ich mal zuhause bin, kaum
Zeit oder Ruhe zum Schreiben habe. Da zählen dann die Familie, die
Freundin und meine Freunde. Also muss ich on the road schreiben oder in
ner ruhigen Minute im Hotel die Gelegenheit nutzen. Dann zeichne ich
die Ideen mit nem Aufnahmegerät auf (singt "lülülülölü").
Aber auch die anderen Jungs in der Band kommen mit Ideen, die wir dann
ausprobieren. Also stehen derzeit nur ein paar Ideen, noch keine Texte.
Aber ich denke, daß da einiges an Material für die nächste Scheibe
dabei ist! Im Dezenber nach der Tour ziehen wir uns dann in den
Proberaum zurück um an den Songs zu feilen und im März gehts dann ins
Studio. Ich hoffe, daß wir bis September die Scheibe veröffentlichen
können!
Brix: Super! Das wird dann die wichtige dritte Platte! Jede Band
wird an ihrem Drittwerk gemessen und es entscheidet sich, ob es weiter
nach oben geht oder sie fallen gelassen wird. Ich hoffe natürlich, daß
es für euch weiter bergauf geht. Ich bin mit dem 10 Punkte-Review von
"The Strength/The Sound/The Songs" im Rock Hard auf euch aufmerksam
geworden und habe mir die Scheibe direkt zugelegt. Ich muss sagen, so
etwas habe ich zuvor noch nicht gehört, obwohl ich mir allmögliche
Mucke zu Ohren führe.
Da ich ja hier in Saarbrücken auch als DJ arbeite, habe ich von da an
immer VOLBEAT-Songs gespielt. Diese Art von "Pushen" ist jedenfalls
besser, als so mancher künstlich von der Musik-Industrie angelegten
Hype um neue Bands.
Michael: Ich kann dir sagen: Wir haben schon so manches Angebot von den grössten Labels bekommen. Aber wir ziehen es vor, bei Mascot-Records zu bleiben, da wir hier oberste Priorität und Aufmersamkeit bekommen. Die machen mit uns einen sehr guten Job. Bei grösseren Labels wären nur eine Band von Vielen, hier sind wir die Nummer Eins. Vielleicht werden ja irgendwann zu einem grösseren Label wechseln, aber dann unter zu uns passenden Umständen. Wir haben gerne immer noch den Überblick über das, was die Band angeht. Einen Hype, wie Du ihn angesprochen hast mit vorhergehenden Talent-Contests und ähnlichem bringt kaum jemandem etwas. So wie es gelaufen ist, ist es gut: Langsam,aber kontinuierlich nach oben und nicht mit einem Schlag an die vermeintliche Spitze.
Brix: Genau. Denn ebenso schnell fällt man wieder über den Rand. Ich mag diese Einstellung!
Dann
lass uns doch mal einen Blick auf deine musikalische Vergangenheit
werfen. Du sagtest schon, dass du schon seit langer Zeit Musik machst;
du hast in einer Thrash/Death-Metal Band namens DOMINUS gepsielt. Wie
kam es dazu den musikalischen wie auch persönlichen Stil ändern zu
wollen?
Michael: Ich habe mit DOMINUS vier Scheiben veröffentlicht, wo ich auch das gesamte Material geschrieben habe. Ich war damals noch ein Teenager und die Death Metal-Szene war interessant. Da passte es zu mir, solche Musik zu schreiben. Mit der Zeit verlor ich aber das Interesse daran und meine andere Einflüsse kamen zum Tragen: Meine Eltern haben schon immer Old-School-Rock´n´Roll zu Hause gehört mit Dingen wie ELVIS, JOHNNY CASH, LITTLE RICHARD, CHUCK BERRY... die ganzen Oldies halt. Sowas bleibt natürlich im Kopf hängen, da gibt es so viele großartige Songs. Als ich mit DMOINUS abgeschlossen hatte, hatte ich nur Ideen, für Rock´n´Roll-Songs mit einem heavy Sound zu schreiben. Ich wollte das unbedingt irgendwie kombinieren. Es sollte simpel gestrickt, aber trotzdem heavy gebaut sein. Daraus entstand dann letztendlich VOLBEAT!
Brix: Ja, ich denke dieser Stilmix ist einzigartig. Noch, jedenfalls. Es wird nicht lange dauern, bis die ersten Kopien auf dem Markt sind...
Michael: Ja, aber das fassen wir dann als Kompliment auf!
Brix: Passend zum Gesamtstil trägst du auch dieses "Rockabilly"-Image auf. Du erscheinst schon als "Tough Guy" nach Aussen mit den Tattoos und so. Aber auch diese Kerle haben einen weichen Kern, oft reicht ein Lächeln einer Lady und man schmilzt dahin (Uuargh! Das passt ja in jede Elvis-Schmonzette! Und das in einem Metal-Magazin! Anm.d.Verf.) Glaubst da an so etwas, wie "wahre Liebe"?
Michael: Natürlich. Ich glaube aber nicht an die "eine Liebe". Sondern eher in Bezug auf zum Beispiel deine Eltern. Natürlich liebe ich meine Freundin, ich bin jetzt schon 5 Jahre mit ihr zusammen. Und natürlich haben wir diese Idee, für immer zusammen zu bleiben. Das ist auch eine schöne Sichtweise, aber auch irgendwo naiv: Menschen entwickeln sich immer weiter, bekommen neue Interessen, lernen neue Leute kennen. Wer weiss schon, was in ein paar Jahren sein wird.
Brix: Wie sieht es mit dem Thema Sport aus? Ihr wart zum Beispiel mal bei einem Fussballspiel als Pausenunterhaltung eingeladen. Bist du Fussball-Fan oder bevorzugst du andere Sportarten?
Michael: Nein, Fussball-Fan war ich nur in meiner Jugend. Ich bin eher
dem Boxen verfallen (Zeigt auf seine KLITSCHKO-Mütze)! Mein Vater war
ein Box-Kämpfer und ich war bei seinen Kämpfen schon als kleines Kind
dabei.
Andere Musiker können den ganzen Tag auf Musik-Seiten rumsurfen, bei mir ist es das Gleiche mit Box-Webseiten.
Brix: Gibt es denn derzeit dänische Boxer, die gut im Geschäft sind?
Michael: Ja, da wäre zum Beispiel Mikkel Kessler, den könntest Du kennen !?
Brix: Naja, Boxen ist nicht wirklich so meins...
Michael: Ah, ok! Nun, er ist der amtierende WBA/WBC Champion im
Supermittelgewicht! Im November wird er den Titel gegen Joe Calzaghe
verteidigen. Bisher ist er unbesiegt (hat u.a. Markus Beyer besiegt,
Google sei Dank! Anm.d.Verf.) und viel größer kann es für ihn kaum werden!
Wir haben in Dänemark schon ein paar gute Kämpfer. Vor längerer Zeit
hatten wir zum Beispiel den "Teddybären" Brain Nielsen. Er war zwar
nicht so begabt, aber durch seinen massigen Körper trat er ganz schön
Arsch im Ring!
Brix: Hehe! Kommen wir zurück zur Musik! Ihr habt schon mit Bands wie ANTHRAX und METALLICA die Bühne geteilt, ein Traum für so ziemlich jede Metal-Band. Wie kam es hierzu?
Michael: Nun, wir haben in den letzten Jahren schon einige unserer
Helden wie zum Beispiel auch Motörhead und Dave Mustaine getroffen! Die
METALLICA-Sache lief so: Sie spielten auf einem Festival in Arhus und
wollten, nach dem THE CULT nicht auftreten konnten, ein rein dänisches
Vorprogramm haben. So waren zum Beispiel auch MNEMIC mit dabei, die
vorher eine US-Tour hatten. Lars Ulrich fragte also den Promoter: "Wer
ist derzeit das heisseste Eisen in Dänemark?" Und er schlug uns halt
vor, da wir zu diesem Zeitpunkt die Band mit den besten Verkäufen und
reihenweise ausverkauften Clubs waren. Lars machte sich also eine Liste
mit dänischen Bands und hörte sie sich der Reihe nach an. Bei uns blieb
er kleben, informierte sich über VOLBEAT und ihre Musik und wählte uns
letztendlich aus!
Das war so grossartig: Nach der Show wusste er einfach alles über
VOLBEAT! Wir mussten gar nichts erzählen oder erklären. Das war das
größte Kompliment überhaupt! Sogar James Hetfield kam vor unserem Gig
zu mir und redete gut 20 Minuten mit mir. Du musst wissen, daß er für
mich schon immer das große Vorbild war, auch die Art zu singen habe ich
mir verinnerlicht.
Er kam also auf mich zu und meinte: "So, ihr seid also die Jungs mit
dem "Elvis-Metal? Ich glaube, das mag ich!" (lacht laut). Dann redeten
wir über Gott und die Welt, meine Einflüsse, Musik im Allgemeinen,
Autos, Familie, Kinder, einfach alles! Er war so nett, eine wirklich
angenehme Person!
Brix: Hm, das hört man nicht so oft! Die METALLICA-Jungs sind eher für ihre Arroganz bekannt.
Michael: Deswegen nehmen wir dies Ganze auch als ein sehr,sehr grosses
Kompliment auf! Denn sie kamen auf uns zu und redeten mit uns. Er war
wirklich sehr ruhig und nett. Ich fragte ihn auch, wie es war nach
Dänemark zurückzukehren und er meinte: "Lars hat da so ein riesen Zelt
mit Freunden und Familie drinne...wir sagen immer "the Prince" zu ihm,
aber hier in seiner Heimat ist der der "King". Aber weisst du was: In
Wahrheit nennen wir ihn "The Pricess" " (Gröhl!)
Es war so toll, mit ihm über diese ganzen Autos zu reden oder auch über
Mike Ness von SOCIAL DISTORTION (zeigt stolz seinen tättowierten
"Michael Ness"-Schriftzug am Unterarm). Es war wirklich ein klasse
Erlebnis...nach der Show hatten wir mit Lars noch tüchtig einen
getrunken, es war einfach schön! James hat bei den ersten sechs
VOLBEAT-Songs sogar auf der Bühne gestanden und ständig mitgenickt, was
kann es Grösseres geben?
Brix: Wirklich der Wahnsinn! Was denkst du, wird in der Zukunft aus VOLBEAT werden?
Michael: Das kann ich Dir nicht sagen, die Zukunft kann ich nicht vorraussehen. Aber so lange wir das tun, was wir jetzt tun und weiter hart arbeiten, können wir wirklich auf eine grössere Ebene vorstossen. Es ist auch eine Sache des Zeitgeistes: Manchmal ist eine Band nur für ein paar Jahre interessant. Aber wir wollen weiterhin eine gute Band auf und um die Bühne herum bleiben.
Brix: Mit welchen Bands würdet ihr noch gerne mal spielen?
Michael: Wir haben schon mit vielen gespielt, es gibt so viele Helden, mit denen wir noch spielen wollen. Eine Tour mit SOCIAL DISTORTION oder MOTÖRHEAD wäre natürlich ein Traum! Mit METALLICA haben wir schon gespielt, vielleicht ist da eine gemeinsame Tour gar nicht so abwegig.
Brix: Ja, vielleicht ist das der nächste große Schritt: Groß werden in Amerika!?!
Michael: Das ist auch in Planung, aber wir brauchen dafür ein gutes Package. Im Moment können wir mit Erfolg als Headliner durch Europe touren, aber in den Staaten sind unser Alben noch nicht einmal offiziell erhältlich, das kommt erst Ende des Jahres. Also wäre eine Headliner-Tour, als ob du dir selbst in den Fuß schiessen würdest. Aber ich weiss, daß MASCOT RECORDS fieberhaft daran arbeitet und dann wird das auch!
Brix: Ok! Damit wären wir auch am Ende des Interviews. Ein paar letzte Worte für NECKBREAKER?
Michael: Erst einmal "Danke", daß ihr das Interview gelesen habt; kommt am Besten auf einen Live-Auftritt von uns, denn Live Musik ist immer die beste Methode, Bands abzuchecken. Oder kauft einfach unsere CD´s, das macht uns natürlich auch froh *lol*
(Brix)