Faroese Music Awards 2021

kolumne fma2021 01Die Faroese Music Awards 2020 standen ganz im Zeichen von Corona, es war eine der ersten, wenn nicht sogar die erste große Veranstaltung auf den Färöern, die wegen Corona abgesagt wurde. Alles war extrem kurzfristig und wirkte dadurch leicht chaotisch und die Preisverleihungen hatten jede Spannung verloren. Auch war die Show sehr abgespeckt und es gab keine Laudatoren.

2021 hatte man nun auf der einen Seite genügend Zeit, sich auf die Situation vorzubereiten, auf der anderen Seite unterliegen die Färöer nicht ganz so strengen Coronaregeln wie der Rest der Welt, denn auf den Färöern gibt es derzeit so gut wie keine Fälle. Eine richtige Liveveranstaltung mit Zuschauern, so wie es vor Corona war, ist dennoch nicht möglich. Daher hat man sich dieses Mal etwas Neues ausgedacht. Die jeweiligen Gewinner einer Kategorie werden vom Moderatorenteam Rólant Waag Dam und Marianna Nagata überrascht, entweder an einem Ort, den sie ohnehin besuchen, oder aber man lockt sie unter einem Vorwand irgendwohin.

So überrascht man z.B. TEITUR im Farbhandel, HØGNI LISBERG auf dem Rückweg vom Kindergarten (wo dieser sich nicht ganz zu Unrecht über hinter Steinen versteckte Moderatoren wundert, die aber behaupten, das täglich zu machen) und EINANGRAN lockt man unter dem Vorwand eines Interviews in ein Café. Wie auch im letzten Jahr wurden auch dieses Jahr die Auftritte der Bands vorab aufgezeichnet und werden nun für die Fernsehzuschauer eingespielt.

Damit ist das Ganze schon mal um Längen interessanter geworden als die Notlösung im letzten Jahr. Zumal die meisten Preisträger dieses Mal dann wirklich überrascht sind. Auch eine Art Laudatoren gibt es in diesem Jahr, die vom Moderatorenduo interviewt und auch hier und da besucht werden. Daneben hat man aber auch verschiedene färöische Musiker zum letzen Jahr befragt und die Antworten in Einspielern zusammengeschnitten. So hat man z.B. die Musiker gefragt: Was war, aus musikalischer Sicht, das Beste an 2020? Und es zeigt sich, dass doch viele die Zeit, die sie plötzlich hatten, sinnvoll nutzen konnten und 2020 nicht alles schlecht war.

Grundsätzlich weiß man aber schon vorher, dass die Preisvergabe nicht allzu spannend werden wird, da sowohl EIVØR, als auch TEITUR im Jahr 2020 ein Album veröffentlicht haben. Wer die FMA schon seit ein paar Jahren verfolgt, der weiß: Die beiden werden ordentlich abräumen. Da muss man sich dann nur noch fragen, welche Preise die beiden wohl jeweils bekommen werden. Bei TEITUR hält es sich mit zwei Preisen (Sänger des Jahres und Album des Jahres) ja noch in Grenzen, EIVØR bekommt gleich vier Auszeichnungen (Sängerin des Jahres, Video des Jahres, Plattencover des Jahres, Text des Jahres). Dabei ist sie z.B. für das Video des Jahres gleich zweimal nominiert, obwohl insgesamt 63 färöische Musikvideos im Jahr 2020 veröffentlicht wurden. Da hätte man ruhig auch noch jemand anderes berücksichtigen können. Das kann auch verstehen, wer will. Dafür entschädigt dann allerdings EIVØRs ehrliche Freude über die errungenen Preise und ihre herzliche Art.

Insgesamt war es aber eine lustige Variante der Preisverleihung, bei der auch der ein oder andere Behind-the-scene-Moment mit eingebaut wird. Z.B. wenn Rólant eine Autofahrerin bitten muss, doch bitte den Motor abzustellen, damit sie in Ruhe drehen können. Auch hat man viel Ideenreichtum und Kreativität beim Überraschen der Musiker eingebracht, oft mit versteckter Kamera gefilmt und so auch sehr intime Momente erwischt.

Schade ist, dass – wie so oft – die Sparte Rock/Metal weitestgehend ignoriert wurde, obwohl gerade hier 2020 wirklich großartige Werke geschaffen wurden. Da wären JOE & THE SHITBOYS, die zwar schon mehrfach bei den FMA aufgetreten sind bzw. ausgezeichnet wurden, aber ausgerechnet nun, wo sie ihr Debütalbum veröffentlicht haben, nicht einmal erwähnt werden. Oder ASYLLEX, die 2018 den Zuschauerpreis gewonnen haben (es gibt also offensichtlich genügend Leute, die die Band mögen) und 2020 ein fantastisches Album („Ephemeros“) herausgebracht haben. Gleiches gilt für GORESQUAD, auch wenn es nur eine EP war. Geradezu eine Sünde ist es jedoch, dass die herausragenden Alben von SON OF FORTUNE und ÓTTI überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Lieber hat man die immer gleichen Künstler in vielen Kategorien nominiert, statt die fantastische Musik, die im Land geschaffen wird, auch entsprechend zu würdigen. Oder was ist mit den Konzerten von TÝR und dem färöischen Symphonieorchester? Es waren die am schnellsten ausverkauften Konzerte, die jemals im Nordlandhaus stattgefunden haben – und das ist noch nicht einmal eine Nominierung wert?

Da kann man sich schon fragen, ob das hier noch die Faroese Music Awards, oder die Faroese Pop Awards sind. Und ja, ich weiß, bei der großen Anzahl und Bandbreite färöischer Musiker hat man die Qual der Wahl, aber dennoch – Rock und Metal kommt hier seit Jahren leider nur am Rande vor. Aber nichtsdestotrotz sind die Faroese Music Awards immer wieder eine tolle Veranstaltung, die einen guten Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der färöischen Musikszene bieten. Und ich hoffe und wünsche mir, dass sie im nächsten Jahr wieder in gewohnter Form stattfinden können.

Nominiert waren die folgenden Musiker/Bands:

In der Kategorie Pop/Rock:

Sängerin des Jahres:
Tamara
Jasmin
Eivør
Lea Kampmann
Brimheim

Sänger des Jahres:
Teitur
Bárður á Lakjuni
Heiðrik
Hallur Joensen
Jóan Jakku Guttesen

Album des Jahres:
TEITUR – „Modern Era“
EIVØR – „Segl“
STONGUM OG GUTTESEN – „Stongum Og Guttesen“
EINANGRAN – „Einangran“
KAJ KLEIN & BENDAR SPÓNIR – „Síðsta kvøldmáltíðin“

Song des Jahres:
STONGUM OG GUTTESEN – „Rumbuldós“
BRIMHEIM – „Exquisite Bliss“
EINANGRAN – „Kanska“
TEITUR – „Clara“
HALLUR – „Mín vakra, ljósa Lilja“


In der Kategorie Offene Gruppe:

Künstler des Jahres:
Eli Tausen á Lava
Janus Rasmussen
Jákup Lützen

Veröffentlichung/Konzert des Jahres:
KATA – „1902“
ELI TAUSEN Á LAVA – „Impressions“
Nýggjárskonsertin við Føroya Symfoniorkestri (Neujahrskonzert des färöischen Symphonieorchesters)

Komposition des Jahres:
KONSØRN – Bei
ATLI K. PETERSEN – Siriusly
SUNLEIF RASMUSSEN – Viola Sonata no. 1

Video des Jahres:
LEA KAMPMANN – Higher (Heiðrik á Heygum)
KÓBOYKEX – Eitt Sunnukvøld (Heiðrik á Heygum)
EIVØR – Sleep On It (Einar Egils & Elias K. Hansen)
EIVØR feat. ÁSGEIR – Only Love (Anna Maggý)
SAKARIS – Breathe (Tom Hannay)

Newcomer des Jahres:
EINANGRAN
DANIA O. TAUSEN
LAND OF MAYBE
RASKE DRENGE
ÆÐRASOPPAR
BRIMHEIM
PÁLL BRIM
LEIÐLAND

KONSØRN
JÓN ELISASEN
KÓBOYKEX

Produzent des Jahres:
Eivør und Tróndur Bogason für „Segl“
Kim Hansen und Terji Rasmussen für „Stongum og Guttesen“
Høgni Lisberg und James Thomas für „Within A Man“

 


Die Gewinner sind:

In der Kategorie Pop/Rock:

Sängerin des Jahres:
EIVØR

Sänger des Jahres:
TEITUR

Album des Jahres:
TEITUR – „Modern Era“

Song des Jahres:
EINANGRAN – „Kanska“

In der Kategorie Offene Gruppe:

Künstler des Jahres:
JÁKUP LÜTZEN

Veröffentlichung/Konzert des Jahres:
KATA – „1902“

Komposition des Jahres:
KONSØRN – „Bei“

Video des Jahres:
EIVØR – „Sleep On It“ (Einar Egils & Elias K. Hansen)

Cover des Jahres:
Snorri Eldjarn Snorrason für EIVØR – „Segl“

Text des Jahres:
EIVØR – „Mánasegl“ (Marjun Syderbø Kjelnes)

Newcomer des Jahres:
BRIMHEIM

Produzent des Jahres:
Høgni Lisberg und James Thomas für „Within A Man“

Zuschauerpreis:
HALLUR JOENSEN

Ehrenpreis des Jahres:
ROBERT MCBIRNIE


Allen Gewinnern sei herzlich gratuliert!


In der Show aufgetreten sind:
TAMARA
KÓBOYKEX
LAND OF MAYBE
KATA
BÁRÐUR Á LAKJUNI
RÁNI NOLSØE
SAKARIS
STONGUM OG GUTTESEN
DANIA O. TAUSEN
HØGNI

 

 

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