Powerwolf + Gloryhammer (08.11.2019, Esch-sur-Alzette)

vorbericht powerwolfEs war mir selbst gar nicht so bewusst, aber ich habe POWERWOLF tatsächlich seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Dabei ist die Band so präsent wie nie. Nur haben sie dieses Jahr nur auf den Festivals gespielt, die ich nicht besucht habe. Umso schöner, dass sie ihre „Sacrament Of Sin Tour“ 2019 im heimatnahen Luxemburg starten. In der Rockhal in Esch-sur-Alzette werden sie den großen Saal rocken. Und da lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, vor Ort zu sein, um POWERWOLF, quasi in der Heimat, an einem Freitag zu sehen – wer da nicht hinfährt, bei dem weiß ich auch nicht. Rechtzeitig starten wir, doch dank einem Unfall kurz vor Esch und entsprechendem Stau sind wir dann doch nicht so früh da wie geplant und schaffen es gerade so, genau zum Intro von GLORYHAMMER in den großen Saal der Rockhal zu laufen. Etwas erstaunt bin ich jedoch, dass die Halle mit einem Vorhang abgeteilt ist und man noch sehr gut relativ weit nach vorne kommt – da hätte ich doch mit etwas mehr Andrang gerechnet.

 

GLORYHAMMER
Die sind für mich persönlich eine der besseren POWERWOLF-Vorbands der vergangenen Jahre. Die Saarländer neigen ja dazu zwar stilistisch passende, meist aber doch eher unaufregende Vorbands dabei zu haben – zumindest für meinen persönlichen Geschmack. GLORYHAMMER sind wenigstens witzig und nehmen sich selbst nicht so ganz ernst. Wobei das Ernstnehmen ja schon bei den ewig langen Songtiteln wie „The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)“ oder „Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!“ schwer fällt. Schon recht früh beim Auftritt gibt es die selbstbetitelte Hymne „Gloryhammer“, bei der natürlich der glorreiche Hammer zum Einsatz kommt, den Sänger Angus McFife XIII immer wieder heroisch über seinem Kopf schwingt oder die intergalaktischen Feinde damit bedroht. Dabei müsste man eigentlich eher die Mighty Warriors aus den Enchanted Lands fürchten, so unverfroren wie man sich hier teilweisen bei RHAPSODY bedient. Besonders stolz ist man, dass man zum ersten Mal in „einem der kleinsten Länder der Welt“ spielt (wir verraten an dieser Stelle nicht, dass es über 30 Länder gibt, die noch kleiner als Luxemburg sind…).

Musikalisch bietet man Songs, die klingen wie aus der Power Metal-Wühlkiste zusammengeklaubt und Titel wie „The Land Of Unicorns“ lassen eigentlich nur noch rosa Glitter vermissen. Bei all dem sollte man jedoch nicht vergessen, dass sich GLORYHAMMER in der Tat auf einer immens wichtigen Mission befinden. Und dabei benötigen sie natürlich die volle Unterstützung des Publikums. Und wenn GLORYHAMMER „ride“ sagen, dann meinen sie natürlich „crowdsurfen“ und wenn sie „galactic fortress“ sagen, ist natürlich die Bar gemeint. Ich denke, das Publikum hat sich in diesen Disziplinen ganz gut geschlagen. Zu „Hoot!“-Rufen verlässt man die Bühne, nur um zu den Klängen von „Also sprach Zarathustra“ wieder zurückzukehren und heroisch ein Bier zu leeren. Kein Wunder, dass man da einen Kater hat. Ich muss ja sagen, dass es mir so langsam reicht mit GLORYHAMMER – aber nein, zunächst erzählt man uns die Heldensage, wie Angus McFife XIII im All den Sound eingeführt hat. Und nebenbei noch Goblins zermatscht hat. Und auf fliegenden U-Booten Dienst geschoben hat. Oder vielleicht war das auch der Drummer. Ich komme schon nicht mehr mit. Man hat nicht nur Geräusche im luftleeren Raum erzeugt, nein, man hat auch gleich das ganze Universum in Brand gesetzt. Und jede Menge ALESTORM-Songs, die wohl mal irgendwo liegengeblieben sind, verwurstet.

Und so langsam gehen sie mir doch auf den Geist. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich die Band wirklich anstrengend finde. Zum Glück findet das Ganze mit „The Unicorn Invasion Of Dundee“ ein Ende. Ich meine, es ist ja echt nett von POWERWOLF, der Vorband eine ganze Stunde Spielzeit zuzustehen. Aber ich fand das gerade echt – nun ja – etwas grenzwertig. GLORYHAMMER sind für eine Weile ja ganz witzig, aber irgendwann werden mir die ganzen Unicorns, Universes, Galaxies und das Gedudel einfach zu viel. Zudem finde ich, dass die Band auf kleineren Bühnen, auf denen sie besser mit dem Publikum interagieren kann, viel besser rüber kommt als auf diesen riesigen. Auf dem Dong Open Air als Headliner fand ich die Truppe nämlich nie so nervtötend.

Setlist GLORYHAMMER:
The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)
Gloryhammer
Angus McFife
The Land Of Unicorns
Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!
The Hollywood Hootsman
Goblin King Of The Darkstorm Galaxy
Hootsforce
Masters Of The Galaxy
Universe On Fire
The Unicorn Invasion Of Dundee

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POWERWOLF
Doch dann ist es endlich an der Zeit für POWERWOLF. Die haben einen Vorhang gespannt, so dass man nicht sehen kann, was dahinter liegt und machen es spannend. Zum Intro sieht man die von hinten angestrahlten Silhouetten von Attila und Falk Maria. Leider formt keiner von beiden mit der Hand einen Wolf. Das ist etwas traurig. Dass Attila die Haare ab hat auch. Dabei hat er sich doch immer für uns „ein Schwanz gemacht!“. Dafür geht es dann, als der Vorhang fällt, mit „Fire & Forgive“ gleich ordentlich zur Sache. Attila Dorn darf mit zwei Flammenwerfen spielen und man sieht ihm an, dass sich die jahrelange Plackerei alleine dafür gelohnt hat. Wahrscheinlich wird er dafür von tausenden Männern beneidet. Attila versucht sich in Ansagen auf Französisch (wo ist denn da der rumänische Akzent?), was nicht von allen wohlwollend aufgenommen wird. Man hört so manche Buhrufe und Sachen wie „Red deutsch!“. Finde ich doch etwas befremdlich. Ja, es waren viele Deutsche vor Ort. Aber eben mindestens genauso viele Luxemburger, Franzosen und Belgier. Und die sprechen nun mal Französisch. Da einen Sänger auszubuhen, weil er diesen Leuten einen Gefallen tun will – da kann ja nun jeder seine eigenen Schlüsse ziehen (ach nee, ich sag’s: Ihr seid asozial!). Viel witziger hätte ich noch gefunden, wenn Attila sich mal an Luxemburgisch versucht hätte. Aber dann hätte es wohl endgültig einen Kurzschluss im Dorn’schen Gehirn gegeben, haben ihn doch schon die französischen und deutschen Ansagen so sehr verwirrt, dass er immer mal wieder ins Englische fiel.

Nach „Amen & Attack“, bei dem das Publikum wie immer ordentlich mitging, hatte man bereits fast alle „And“-Songs abgefrühstückt, nun ging es mit etwas anspruchsvoller benannten Titeln weiter. „Killers With The Cross“, einer der stärksten Titel des neuen Albums kommt schon früh in der Setlist. Die Melodie von „Armata Strigoi“ muss Attila nur kurz ansingen, dann singt das Publikum alleine weiter – jedoch nicht zur Zufriedenheit des Sängers und so werden die Zuschauer ermahnt: „Erst hören, dann singen!“. Zu dem Kracher wird auch das Backdrop gewechselt, denn POWERWOLF geben sich ja längst nicht mehr mit einem einzigen Bühnenbild je Auftritt zufrieden. Neu dabei sind jedoch die Ministranten, die regelmäßig Weihrauch oder Feuer auf die Bühne bringen. Auch das „Stoßgebet“ kommt bei den Fans gut an, allerdings um Längen (höhö!) geschlagen von „Resurrection By Erection“, dessen Ansage Attila dann doch nur auf Deutsch machen kann. Das war auf Französisch dann doch eine zu heikle Angelegenheit. Man freut sich anschließend über „Blessed & Possessed“, schließlich gab es schon lange keinen Song mehr mit dem „and“ im Namen.

Richtig romantisch wird es dann jedoch mit „All We Bleed“ als alle ihre Handybildschirme leuchten lassen (was eine kalte Romantik; früher hatten wir dafür Feuerzeuge – ich kann mich an sowas einfach nicht gewöhnen). Und dann gibt es den Song, auf den ich insgeheim am längsten gewartet habe: „Kiss Of The Cobra King“. Natürlich in der neuen Version, die grade erst vor wenigen Tagen rausgekommen ist. Aber die ist ja auch nicht schlecht. Ich freue mich einfach, mal wieder einen der alten POWERWOLF-Songs zu hören. Denn so sehr ich die neuen Songs mag, so sehr vermisse ich doch die Stücke aus der Anfangszeit. Da gab es doch so manche Perle (z.B. „Lucifer In Starlight“, „Mr. Sinister“, „Moscow After Dark“, „When The Moon Shines Red“ oder „Mother Mary Is A Bird Of Prey“) und es ist schade, dass die Wölfe das bei ihren Konzerten immer so konsequent ausblenden. Ein oder zwei (außer „Lupus Dei“) könnte man sicher in der Setlist unterbringen. Das Backdrop wird noch einmal gewechselt und nach „We Drink Your Blood“ setzt Attila zu einer heroischen Ansage an, die er einmal auf Deutsch und einmal auf Französisch macht, er reckt dramatisch die Faust in die Höhe und – bleibt stumm. „Scheiße – ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte!“

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Dabei ist die Ansage für das Schlusslied doch eigentlich immer gleich. Aber egal. Soviel Französisch an einem Abend kann jeden mal verwirren. Viel zu früh geht der Auftritt der Wölfe zu Ende, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend und selbstverständlich gibt es noch eine Zugabe. Dabei wird auch noch ordentlich Zeit geschunden. So fragt Attila mal im Publikum rund, wer aus Frankreich, wer aus Luxemburg, wer aus Belgien gekommen ist. Oder aus Japan, wie ein verrückter Fan in der ersten Reihe. Deutschland wird dabei vergessen – vielleicht ist das auch die Retourkutsche für die Meckerer von vorhin. Nicht fehlen darf natürlich der obligatorische Wettbewerb zwischen Falk Maria und Attila, die versuchen herauszufinden, wessen Hälfte des Publikums lauter brüllen kann. Falk Maria ist dabei ohne Mikro deutlich im Nachteil und versucht das durch eigene Stimmkraft wettzumachen, was dann doch dazu führt, dass Herr Dorn sich Sorgen um die Schlegel’schen Stimmbänder macht. Die eigenen braucht er nur noch für „Wherewolves Of Armenia“.

POWERWOLF konnten – wieder einmal – auf ganzer Linie überzeugen. Was die Truppe mittlerweile an Show bietet ist sagenhaft, insbesondere wenn man an die Anfangstage denkt. Ich kann’s immer noch nicht so ganz fassen, wie groß (und super professionell) die Jungs mittlerweile geworden sind. Die Bühnenshow mit wechselnden Backdrops, toll gestalteter Bühnendeko, jeder Menge Flammen und Pyros macht echt was daher. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt und es wird einem noch wirklich was geboten fürs Geld. Allerdings hätte ich eine etwas längere Spielzeit nicht schlecht gefunden. Vor allem, weil GLORYHAMMER gefühlt eine halbe Ewigkeit und POWERWOLF nur gefühlte 30 Minuten gespielt haben. So vier bis fünf Songs mehr dürften es gerne sein. Dann passt auch noch der ein oder andere ältere in die Setlist. Kommt schon, ihr seid doch noch jung und wohltrainiert! (Anne)

Setlist POWERWOLF:
Fire & Forgive
Army Of The Night
Incense And Iron
Amen & Attack
Killers With The Cross
Demons Are A Girl's Best Friend
Armata Strigoi
Stoßgebet
Resurrection By Erection
Blessed & Possessed
Where The Wild Wolves Have Gone
Kiss Of The Cobra King
We Drink Your Blood
Lupus Dei
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Sanctified With Dynamite
Coleus Sanctus
Werewolves Of Armenia

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