Eluveitie + Lacuna Coil + Infected Rain (03.12.2019, Saarbrücken)

live 20191203 0001Es gab Zeiten, da habe ich ELUVEITIE sieben Mal in einem Jahr gesehen. Nicht unbedingt, weil ich wollte, sondern weil die Band sprichwörtlich an jeder Steckdose spielte. Sänger Chrigel hatte ich irgendwann auch mal persönlich kennengelernt und ich kannte die Band recht gut. Doch dann begann sich das Besetzungskarussell zu drehen. Eine Zeitlang kam ich da auch noch mit, aber spätestens 2016 habe ich dann aufgegeben. Irgendwie hatte ich keinen Bezug mehr zur Band, da standen lauter unbekannte Gesichter auf der Bühne – und das letzte Album ist komplett an mir vorbeigegangen. Und dann habe ich es tatsächlich geschafft, die Schweizer viereinhalb Jahre überhaupt gar nicht live zu sehen. Auch nicht unbedingt, weil ich das wollte, sondern weil es sich so ergeben hat. Aber nun, wenn sie in der Heimat spielen, noch dazu mit LACUNA COIL als Vorband – was hält mich da noch? LACUNA COIL entwickeln sich zwar auch in eine Richtung, die mir nicht unbedingt zusagt, aber live sind sie meistens gut. Also nichts wie hin in die Garage.

INFECTED RAIN
Dank Weihnachtsmarkt und zahlreichen Baustellen brauche ich genauso lange einen Parkplatz zu finden wie ich überhaupt nach Saarbrücken gebraucht habe. Als ich endlich an der Garage ankomme ist die Schlange am Einlass immer noch ziemlich lange. So bin ich dann erst drinnen, als INFECTED RAIN bereits angefangen haben. Ich weiß nicht, wie viel ich verpasst habe, aber ich schätze mal maximal einen Song. Das geht also noch. Trotzdem schade, dass die Band schon anfangen muss während noch einige Leute in der Schlange am Einlass stehen. Ich hatte mit den Moldawiern bisher noch keinerlei Kontakt. Was daran liegen dürfte, dass ihre bevorzugte Spielrichtung, die doch deutlich Richtung Nu Metal bzw. Metalcore geht, einfach nicht mein Ding ist. INFECTED RAIN dagegen können zumindest live überzeugen. Innerhalb kürzester Zeit können sie das Publikum auf ihre Seite ziehen und zum Mitmachen bis in die hinteren Reihen bewegen. Einen großen Anteil hat daran Sängerin Elena Cataraga, die im leuchtend gelben Top und mit beeindruckender Dreadlockfrisur alle Blicke auf sich zieht. Aber nicht nur optisch, auch stimmlich hat die Dame so einiges zu bieten und wechselt spielerisch zwischen Cleangesang und Growls, dazwischen gibt es auch immer mal Screams. Die Songs der Band sind energiegeladen, schnell und kurz. Einzig bei „The Earth Mantra“ gönnt man sich eine kurze Pause, während der Drummer Eugene Voluța schon mal seine Sticks ins Publikum wirft. INFECTED RAIN waren ein würdiger Opener, der den meisten Anwesenden offensichtlich Spaß gemacht hat. Sollte man sich ansehen, wenn man mal die Gelegenheit dazu hat.

Setlist INFECTED RAIN:
Intro
Mold
Passerby
Orphan Soul
Lure
Black Gold
The Earth Mantra
Sweet, Sweet Lies

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LACUNA COIL

Die Italiener waren schon früher zusammen mit INFECTED RAIN unterwegs, jetzt gibt es also ein Wiedersehen. LACUNA COIL entwickeln sich langsam, aber sicher in eine Richtung, die ich nicht mehr so wirklich nachvollziehen kann. Das letzte Album „Black Anima“ ist in meinen Augen grundsätzlich ein gutes Album - aber keine so gutes LACUNA-COIL-Album. Cristina Scabbia hat so eine tolle Stimme – warum die auf dem Album ständig verfremdet und mit Effekten belegt werden muss, verstehe ich einfach nicht. Genauso wenig wie das „neue“ Bühnenoutfit der Band. Neu in Anführungszeichen, weil der Fünfer damit ja auch schon ein paar Jahre unterwegs ist. Ich verstehe es einfach nicht. Es passt nicht zur Musik, wirkt vor diesem Kontext fast schon lächerlich – und warum man unbedingt hässlicher aussehen muss als man ist, erschließt sich mir nicht. Aber egal, hauptsächlich geht es ja mal um die Musik. Nachdem es zum Einstieg einen relativ neuen Song gibt, geht man gleich danach weit in die Bandgeschichte zurück und präsentiert mit „Our Truth“ einen Song vom 2006er Album „Karmacode“. Das macht Lust auf mehr. Doch die Hoffnung auf viele alte Songs erfüllt sich nicht, kein Wunder bei der doch recht kurzen Spielzeit. Warum man dann unbedingt noch ein Cover spielen muss, wenn man doch genügend eigene, richtig gute Songs hat, erschließt sich mir nicht. Andererseits ist „Enjoy The Silence“ halt auch ein Klassiker, den wirklich jeder mitsingen kann. Und das klappt auch ganz hervorragend. Und obwohl ich kein großer Fan der Albumversion dieses DEPECHE-MODE-Covers bin, so kommt der Song live doch jedes Mal deutlich besser rüber. Ansonsten legt man den Schwerpunkt natürlich auf das neue Album, das mit gleich vier Songs in der Setlist vertreten ist. Ein Schmankerl für die älteren Fans gibt es dann noch gegen Ende: „Heaven’s A Lie“ von der „Comalies“ war schon immer einer meiner Favoriten. Den Abschluss markiert dann „Nothing Stands In Our Way“, bei dem die Italiener das ganze Publikum „WE FEAR NOTHING!“ skandieren lassen. Auch hier zeigen sich die Zuschauer sehr willig und machen begeistert mit. Und Andrea Ferro sammelt mit Ansagen auf Deutsch Sympathiepunkte. Ich muss sagen: Ich habe die Band schon schlechter gesehen. Aber auch schon besser. Insbesondere der Sound war nicht optimal, die Drums standen zu sehr im Vordergrund, die Gitarre war oft gar nicht zu hören. Etwas schade, aber im Großen und Ganzen doch ein schöner Auftritt.

Setlist LACUNA COIL:
Blood, Tears, Dust
Our Truth
Reckless
Layers Of Time
Enjoy the Silence
The House of Shame
Sword of Anger
Heaven's a Lie
Veneficium
Nothing Stands in Our Way

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ELUVEITIE

Die Schweizer betreten die Bühne mit viel Tamtam und zwei Krampusse (gibt’s die in der Schweiz überhaupt) schlagen auf Drums ein. Macht optisch was daher, hätte man jetzt aber nicht unbedingt gebraucht. Chrigel hat bei den ersten paar Songs stimmlich ein paar Probleme, später ist es aber ok, anscheinend muss er einfach nur warmwerden. Statt „De Ruef Vo De Bärge“ hätte ich eigentlich lieber die englische Version des Songs gehört, die gefällt mir doch deutlich besser – aber am Ende ist es dann halt doch einer der wenigen Songs, die ich noch kenne. Denn auch ELUVEITIE legen natürlich den Schwerpunkt auf das neue Album. Ziel des Spiels ist es ja, dieses zu promoten. Und da ich das neue Album noch nicht kenne, fehlen mir halt einfach mal sieben Songs. Vielleicht habe ich da doch Nachholbedarf. Chrigel begeistert derweil das Publikum damit, dass er sich freut, endlich wieder in Saarbrücken zu spielen und erntet prompt laute ELUVEITIE-Sprechchöre. Ganz ruhig wird es bei „Artio“, wo Fabienne Erni zeigt, wie gut sie singen kann. Auch bei „Epona“ kann sie begeistern. Und „A Rose For Epona“ ist ohnehin einer meiner Lieblingssongs der Band. Einzig das Drumsolo hätte ich jetzt wirklich nicht gebraucht. Aber immerhin gibt es anschließend mal ein paar Songs, die ich kenne. Mit „Havoc“, „Thousandfold“ und dem großartigen „Helvetios“ können ELUVEITIE restlos begeistern. Da kommt das Ende des Auftritts eigentlich schon etwas überraschend. Jetzt, wo man grade in Stimmung ist. Apropos Stimmung: Die habe ich in der Garage schon lange nicht mehr so erlebt. Sobald Chrigel eine Ansage machen will, wird er von ELUVEITIE-Sprechchören übertönt. Und jedes Mal freut er sich aufs Neue drüber. Aber der Mann ist eben auch einfach sympathisch. Bei der Zugabe gibt es natürlich den Song, auf den insgesamt schon alle warten – „Inis Mona“. Und auch wenn ich mich noch immer an die neuen, runderneuerten ELUVEITIE gewöhnen muss – das hier hat mir wirklich gut gefallen. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass die Schweizer in Saarbrücken dann doch so viele begeisterte Anhänger haben. Aber schön. Ich habe dann auf jeden Fall eine Aufgabe (neues Album hören) und ELUVEITIE kommen hoffentlich bald wieder. (Anne)

Setlist ELUVEITIE:
Ategnatos
King
De Ruef Vo De Bärge
Deathwalker
Quoth The Raven
The Slumber
Worship
Artio
Epona
A Rose For Epona
Ambiramus
Drum Solo
Havoc
Thousandfold
Breathe
Helvetios
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Rebirth
Inis Mona

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Fotos: Klaus


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