Steelheart - Rock´n Milan

steelheart rocknmilanMit ihrem Debüt Anfang der Neunziger kamen dieses Hair Metal-Outfit für ihre Zeit zu spät, auch wenn sie die damals angesagte bluesige Schiene perfekt bedienten. Ein Album und ein kleiner Hit später sollte alles wieder vorbei sein, doch glücklicherweise kam Sänger Mike Matijevic das Engagement im Film "Rock Star" entgegen. Da spielte er nicht nur mit, sondern trug auch den Soundtrack bei, wodurch STEELHEART nicht ganz in der Versenkung verschwanden. Bei ihren wenigen Europakonzerten spielten sie in Mailand auf dem Festival ihrer Labels Frontiers, von dem diese nun einen Mitschnitt veröffentlichen. Auf "Rock´n Milan" ist letztmals Gitarrist Kenny Kanowski zu hören, der leider ein paar Monate später verstarb.

Wie so viele ehemalige Hair Metalbands sind auch die Mannen um Matijevic beim italienischen Label untergekommen, wo sie wieder regelmäßig neues Material veröffentlichen können. Das tat diese Truppe zuletzt Ende 2017 mit "Through The World Of Stardust", das zum Zeitpunkt des Gigs am 27. April 2017 noch nicht veröffentlicht war. Dennoch bekommt man hier mit "My Dirty Girl" bereits die erste Hörprobe, während in dem Jahr beim SwedenRock noch "You Got Me Twisted" gespielt wurde.
Überhaupt war die Setlist dort nahezu identisch mit der des vorliegenden Dokuments, für den fehlenden neuen Song gibt es zusätzlich einen weiteren vom legendären Erstling. Das Zweitwerk wird erneut außen vor gelassen, auf der DVD-Version erhält der Hörer mit "Live To Die" noch einen dritten Beitrag von "Wait", wobei ich mich immer noch frage was für einen Narren Matijevic an der angegrungten dritten Scheibe gefressen hat.

Selbst die Songreihenfolge ist nahezu identisch, zu Beginn gibt es die Coverversionen der STEELDRAGON-Geschichte ihres Frontmannes, der fiktive Bandname aus dem angesprochenen Film ähnelt nicht ganz zufällig dem eigenen Bandnamen. Nun gibt es ja viele Bands, die den Stahl im Namen tragen, weswegen das nicht so weit weg war. Das beim stampfenden Opener "Blood Pollution" das komplette Intro auf Konserve gebannt wurde offenbart eine Schwäche des Mitschnitts. Hier gibt es das ganze Konzert quasi unverändert mit allen Ansagen, Singalongspielen, Intros sowie Soli und Improvisationen. Das kann beim reinen Audioerlebnis schon einmal zu Langeweile führen, bringt dafür aber die unverfälschte Energie des Gigs rüber.

Klangtechnisch wird das auch ebenso umgesetzt, im Gegensatz zu den geschliffenen Studioversionen gehen STEELHEART hier viel kantiger zu Werke, die Axt von Karnowksi rockt ordentlich. Leider macht sich auch bemerkbar, dass er die einzige spielt, ursprünglich sind gerade die alten Stücke mit zwei Gitarren eingespielt worden. Gerade beim Hit "Everybody Loves Eileen" können sich die Harmonien aus semiakustischen Klängen und den Riffs nicht voll entfalten.
Obendrein fehlt auch etwas Rhythmusunterstützung bei den Soloeinlagen des zu früh von uns gegangenen Saitendehners, das können "Rev" Jones und der starke Drummer Mike Humbert nicht wettmachen. Da kommt das in Schweden nicht gebrachte "Rock´n´Roll (I Just Wanna) schon besser, dass hier stark in Richtung MOETLEY CRÜE tendiert. Auch "Livin´ The Life", der zweite Track aus dem Soundtrack-Ausflug oder "Gimme Gimme" wissen richtig voran zu treiben und leben vom rauen Sound.

Doch es ist ohnehin eher die Performance des Frontmannes, welche die Liveshows seiner Formation prägen. Stimmlich holt er auch hier alles heraus, wechselt ansatzlos zwischen den Tonlagen und schraubt sich in schwindelerregende Höhen. Vor allem seine beiden Paradeballaden werden natürlich bis zum Exzess zelebriert und noch länger als normal gestreckt. Immer wieder baut er kleine Pausen ein, um die Spannung noch zu steigern, dazu schafft er es bei "She´s Gone" sein Können aufzubieten, ohne den Song kaputt zu röhren. "I´ll Never Let You Go" lässt er zuerst von den Zuschauern singen, dann bedächtig akustisch, bevor er sich gegen Ende hinein steigert.

Die Menge scheint er gut im Griff zu haben, er ist ein geborener Showmann, doch all kann der Hörer sich auf der mir vorliegenden Fassung halt nur bedingt vorzustellen. Wer den Mann erlebt hat, weiß wie er alleine mit seiner Mikrofonakrobatik eine Bühne alleine füllen kann, solch grandiose Posen habe ich selten gesehen. Und von der Spiellaune zufolge, welche schon der Audiomitschnitt versprüht, muss er in hervorragender Verfassung zu sehen sein. Auch seine Interaktionen mit dem Publikum kommen an, und all das sollte man sich nicht entgehen lassen, denn nur die wenigsten werden schon einmal in den Genuss eines Konzertes von ihm gekommen sein. Von daher kann ich jedem von "Rock´n Milan" nur die DVD ans Herz legen, wobei schon die Scheibe hier Spaß macht. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 73:21 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin:07.12.2018

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