Lighthouse In Darkness - The Melancholy Movies

lighthouseindarkness themelancholymoviesIch muss ja gestehen, dass FLOWING TEARS seinerzeit eher nicht so mein Ding war. Gothic Metal ist einfach nicht meine bevorzugte Richtung. Obwohl ich die Sachen jetzt so im Nachhinein doch gar nicht schlecht finde. Manchmal fragt man sich ja, wieso man etwas früher mochte oder eben nicht mochte. Nichtsdestotrotz werde ich wohl nie ein Riesenfan der Band werden. Seit Jahren ist es nun aus diversen Gründen still um die Band geworden. Doch nun meldet sich Sängerin Helen Vogt wieder zurück.

Fünf Jahre lang hat sie mehr oder weniger im Geheimen zusammen mit Sascha Blach an ihrem neuen Projekt LIGHTHOUSE IN DARKNESS gearbeitet. Sascha Blach dürften im Metalbereich die meisten wohl von EDEN WEINT IM GRAB kennen. Und gemeinsam haben die beiden nicht etwa ein weiteres Gothic Metal-Album geschrieben, sondern etwas ganz anderes. Trip Hop trifft auf Elektrosounds und Filmmusik. Noch bevor ich überhaupt einen Ton gehört hatte oder wusste in welche musikalische Richtung es geht, fand ich das Projekt schon interessant – alleine aufgrund der Promofotos, die stark an die 50er Jahre erinnern und die Helen von Zeit zu Zeit auf Facebook postete. Diese Fotos strahlen einfach eine klassische, zeitlose Schönheit aus, die schon ausgereicht hat, dass ich mich auch mit der Musik beschäftigten wollte.

Die ersten beiden veröffentlichten Stücke, „Oceanbliss“ und „Photography Of A Ghost“ konnten mich allerdings auch nicht so ganz überzeugen. Dennoch wollte ich mir das ganze Album einmal anhören. Und jetzt frage ich mich, was bei mir eigentlich falsch verdrahtet ist, dass mir die beiden Stücke zunächst nicht so gefallen haben. Vielleicht wirken sie einfach in der Gesamtheit des Albums besser. Und ich muss sagen: Ja! Ich habe zwei, drei Durchläufe gebraucht, bis das Album bei mir gezündet hat, dafür dann aber richtig. Ich habe ja ohnehin eine Schwäche für Elektrosounds und irgendwie auch für Streicher und beides gibt es auf „The Melancholy Movies“ reichlich.

Der Albumtitel kommt übrigens nicht von ungefähr, erinnert das ganze Arrangement doch sehr oft an Filmmusik. Dazu kommen äußerst gefällige Melodiebögen, die rhythmischen Trip Hop-Beats und über allem liegt Helens wunderbare weiche, angenehm tiefe Stimme. Gesanglich gefällt sie mir hier besser als bei FLOWING TEARS und man hört eine deutliche Weiterentwicklung. Auch wenn es auf dem Album nicht ein einziges Stück gibt, das mir nicht gefällt, sticht doch das ein oder andere nach oben raus. Und das sind für mich interessanterweise nicht die beiden vorab veröffentlichten, sondern zum einen „The Soundtrack Of Decline“, dem man auch männlichen Gesang spendiert hat. In diesem wunderschönen Duett erinnert man ein klein wenig an Nick Cave und Kylie Minogue. Dank der omnipräsenten Streicher wirkt das Stück jedoch noch ein wenig klassischer.

Zum anderen hat es mir „Mother Of Creation“ einfach angetan. Eine Botschaft, die man eigentlich in die Welt hinausschreien müsste, wird hier mit beinahe kindlich unschuldiger Stimme geflüstert, als sei es ein heimlicher Wunsch, den man nicht laut aussprechen darf und wirkt dadurch noch intensiver. Langsam steigert sich das Stück zum Refrain hin immer mehr und erinnert an AYREONs „01011001“. Gleich darauf folgt mit „A Nightly Odyssey“ eines der Stücke, die programmatisch für das Album stehen. Melancholisch, düster und dennoch traumhaft schön. Mein Lieblingsstück findet sich jedoch schon gleich zu Beginn des Albums. „The Lights Of The Skyline“ ist ein unbeschreiblich schöner Song, der Soundtrack zu einem einsamen nächtlichen Spaziergang durch die große, kalte Stadt, die einen doch mit ihren warmen Lichtern lockt.

Einen der wenigen Kritikpunkte, die ich bei diesem Album anzubringen hätte, ist, dass die Bonustracks nicht auch auf der regulären Albumversion stehen. Denn diese drei Songs stehen qualitativ nicht im Geringsten hinter dem Rest zurück, und haben es absolut verdient, von mehr Menschen gehört zu werden. Insgesamt ist „The Melancholy Movies“ ein Album geworden, das meine Erwartungen deutlich übertroffen hat. Es steckt voller Ohrwurmmelodien, voll wohlklingender, dunkler Melancholie ohne dabei jedoch in Fatalismus abzudriften. Und immer wieder scheinen auch positive Lichtblicke hindurch. Sowohl die Streicherarrangements als auch der dezente Einsatz des wunderbaren Backgroundgesangs verleihen dem Album einen edlen Schimmer und laden immer wieder dazu ein, einfach nur die Augen zu schließen und zu genießen. Wer offen ist für melodischen, melancholischen Trip Hop, der sollte in dieses Album auf jeden Fall reinhören. (Anne)


Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 63:34 min
Label: Winter Solitude Productions
Veröffentlichungstermin: 22.02.2019

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