Hardline - Life

hardline lifeDerweil scheint Johnny Gioeli wohl in einem kreativen Höhenflug zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er neben seinen Verpflichtungen bei AXEL RUDI PELL noch Zeit findet, um einen Longplayer nach dem anderen heraus zu hauen. Mit GIOELI-CASTRONOVO ging er zurück in die Anfangstage von HARDLINE, "One Voice" wurde fünf Monate später sein erstes Soloalbum, weitere fünf Monate später führt er das Werk seiner ersten Combo wieder fort. Trotz einigen Wechseln zu rein italienischem Personal hat man mit knapp drei Jahren die kürzeste Zeitspanne zwischen zwei Veröffentlichungen hinter sich gebracht. Da kommen einem schon Bedenken, dass auf "Life" der Quell irgendwann versiegt sein könnte.

Zumindest das Cover ist nach den beiden farbenfrohen Vorgängern deutlich schlichter ausgefallen, was allerdings wenig über die Musik der Scheibe aussagt. Der Hard Rock ist immer noch ebenso bunt ausgefallen, wobei der zuletzt eingeschlagene Weg zu erwachseneren Strukturen auf der Scheibe weiter geführt wird. Der Blues hat auf dem Vorgänger Einzug gehalten und gibt auch dem neuen Langeisen etwas mehr Ernsthaftigkeit und Tiefe. In diese Richtung gingen Ende der Achtziger viele Bands, bevor die Szene leider komplett weg gefegt wurde, der Fünfer orientiert sich mit der dicken Produktion ebenfalls an jener Ära.

Sogar deutlich im Mainstream fußende Titel wie "Take A Chance" mit seinen "Oh, Oh"-Chören haben diesen Blues-Groove verinnerlicht und knackige Riffs am Start, die nicht so naiv klingen. Man kann gerne auch das eigene Debüt "Double Eclipse" in diesem Kontext nennen, das ähnlich gelagert seinerzeit gute Kritiken erhielt, aber zu spät kam. Am deutlichsten wird die stilistische Direktive in "Hold On To Right", welches mit eher sanftem Groove rockt und diese typischen an die Hammond angelegten Synthsounds benutzt. Vor allem hinsichtlich der Riffarbeit weckt das Erinnerungen an DEEP PURPLE in der Coverdale-Phase, als diese den Hard Rock gen Blues und Soul bürsteten.

Natürlich lassen es HARDLINE auch gerne krachen, schon der Opener "A Place To Call Home" geht wie gewohnt nach vorne, der neue Mann an den sechs Saiten Mario Percudani baut noch ein paar coole Leads ein. Im schwerfälligeren dennoch hymnischen "Story Of My Life" duelliert er sich im Soloteil schön mit den Orgelklängen von Alessandro Del Vecchio. Knallig arrangiert hat die Formation "Helio´s Sun", das vom lässigen Rockrhythmus auch auf "Flesh & Blood" von POISON hätte stehen können.
Nicht an eine andere Legende angelehnt, sondern gleich komplett gecovert wurde "Who Wants To Live Forever" von QUEEN, in dem Johnny Gioeli die Kraft seines Organs eindrucksvoll unter Beweis stellt. Überhaupt schlägt man sich bei so einer großen Vorlage passabel, auch wenn die Version nicht ganz die Strahlkraft des Originals hat, doch das wäre vermessen. Leider vergibt man etwas die Wirkung des Stücks, indem mit "Page Of Your Life" und "This Love" zwei weitere Pianoballaden auf der Platte gepackt wurden.

Insgesamt fällt "Life" etwas ruhiger aus, was dann doch zu dem schlichten Artwork passt. Auf "Human Nature" ging die Band einfach mehr Risiko ein, lotete die Grenzen mehr aus, indem sie mit "Trapped In Muddy Waters" den Blues konsequenter zitierte. Im Gegensatz dazu gab es ein paar Tracks mit metallischer Kante wie "Fighting The Battle", die wurde hier in "Out Of Time" etwas abgeschliffen. Am zwingendsten schiebt noch "Chameleon" um die Ecke das mit ruhigem Beginn eine Dynamik wie "Hold On To Right" besitzt, bevor die Powerchords loskrachen.
Es lässt sich jetzt müßig erörtern, ob es nun die gesetztere Gangart verantwortlich ist, dass die Scheibe nicht ganz so zu begeistern vermag wie der Vorläufer, oder aufgrund der vielen anderen Projekte die Kräfte nicht für das Songwriting gebündelt werden konnten. Dem Goldkehlchen ist aber bei der Performance noch der geringste Vorwurf zu machen, denn wie erwähnt legt er wieder alle seine Seele und Inbrunst in die Lieder. Vielleicht funktionierte das letzte Line-Up auch besser als das von Frontiers gecastete, wobei ich hier immer noch auf einem hohen Niveau jammere. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:59 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 26.04.2019

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