Tarja - In The Raw

tarja intherawNach anfänglichen Startschwierigkeiten nach dem "Rauswurf" bei NIGHTWISH mit dem eher durchwachsenen Debütalbum „My Winter Storm“ ist die Solokarriere von Tarja Turunen in den letzten Jahren eigentlich ganz gut in Fahrt gekommen und Alben wie „Colours In The Dark“ (2013) und „The Shadow Self“ (2016) kann man guten Gewissens als gelungen bezeichnen.

Als neutraler Beobachter und auch als Fan der finnischen Sängerin muss man es einfach als gegeben hinnehmen, dass TARJA bei ihren Solowerken eben nicht auf die kreativen Qualitäten eines Tuomas Holopainen zurückgreifen kann, da kann sich die Sängerin noch so viel Mühe geben mit ihren Songwritern. Das ist insofern schade, dass sie auch nach über 20 Jahren im Business immer noch zu den wirklich beeindruckenden Sängerinnen des Symphonic Genres gehört.

Das beweist TARJA wie nicht anders zu erwarten auch auf ihrem Ende des Monats erscheinenden neuen Album „In The Raw“, das meiner Meinung nach etwas runder und in sich geschlossener klingt als der direkte Albumvorgänger.
Interessant ist, dass man „In The Raw“ schön in eine A-Seite und eine B-Seite teilen kann, die ersten fünf Songs fallen alle recht geradlinig und songdienlich aus, wohingegen die fünf Songs der zweiten Albumhälfte deutlich komplexer und experimenteller geraten sind.

Dieses Konzept gefällt mir auf jeden Fall sehr gut, wobei ich nicht sagen kann, ob die Songreihenfolge Absicht war oder eher dem Zufall geschuldet ist. Was die Songs selber angeht bietet auch „In The Raw“ das bereits von TARJA bekannte Licht und Schatten Spiel. Wie bereits angedeutet klingt „In The Raw“ durchaus rund, man hat aber als Hörer immer noch das Gefühl, dass alles noch besser wäre, wenn TARJA nicht so viele Musiker beteiligt hätte. Wenn man nur mal die Basics aus Gitarre, Gesang, Bass, Schlagzeug und Keyboard nimmt, ist man schnell bei 20 (!) Personen, die gelistet werden, und das führt automatisch dazu, dass „In The Raw“ zuweilen überproduziert klingt und es entsteht auch bei manchen Songs der Eindruck, dass zu viel programmiert wurde. So etwas raubt einem Album einfach immer ein Stück weit den natürlichen Fluss. Andererseits kann man zumindest insofern froh sein, dass es bei dieser Vielzahl an beteiligten Musikern nicht noch schlimmer gekommen ist.

Außerdem fällt es generell etwas schwer, sich emotional in die Texte von TARJA hineinzuversetzen, weil häufig nicht wirklich ersichtlich ist, um was es in den einzelnen Songs überhaupt geht.

Auf der positiven Seite finden sich unter den zehn Songs aber auch einige Perlen wie „Goodbye Stranger“ (mit Cristina Scabbia) und „Tears In Rain“, das so etwas wie den Hit dieser Platte darstellt. In der progressiveren zweiten Albumhälfte wissen dann vor allem die beiden Epen „Silent Masquerade“ (mit Tommy Karevik) und „Shadow Play“ ganz am Ende des Albums besonders zu gefallen. Gerade diese letzte Nummer hat ähnlich wie „Medusa“ vom „Colours In The Dark“ Album ein ganz besonderes Flair und steht so ein bisschen über dem Rest des Albums.

Weniger gelungen ist hingegen der Mittelteil mit dem Quasi-Instrumental „The Golden Chamber“ und dem recht düsteren, fast schon industrialartigen „Spirits Of The Sea“, da hängt „In The Raw“ durchaus etwas in den Seilen oder um es anders zu sagen. Aus den guten Parts und der interessanten Atmosphäre der beiden Nummern, hätte ein Tuomas Holopainen einen richtig geilen Song gezaubert, so haben wir nun zwei halbgare. Da mit „Silent Masquerade“ und „Shadow Play“ danach noch zwei sehr starke Songs folgen, kann man das im Gesamtkonzept des Albums aber noch als akzeptabel durchgehen lassen.

So oder so begeistert „In The Raw“ vor allem wegen der gesanglichen Darbietung von Tarja Turunen und nach den ersten ausführlichen Höreindrücken ist „In The Raw“ ein Schritt in die richtige Richtung und zumindest ich bin damit für den Moment bei einer meiner Lieblingssängerinnen zufrieden. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 56:08 min
Label: earMusic/Edel
Veröffentlichungstermin: 30.08.2019

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden