Creedence Clearwater Revival - Live At Woodstock

creedenceclearwaterrevival liveatwoodstockDerzeit ist das größte Rockspektakel aller Zeiten wieder in aller Munde, das fünfzigjährige Jubiläum von Woodstock zieht seine Kreise. Daher ist das Jubiläum eine gute Gelegenheit sich mal wieder die damalige Aufbruchszeit und ihre Ideale vor Augen zu führen. Woodstock war für alle Bands die dort spielten ein Meilenstein in der Karriere, JIMI HENDRIX befand sich auf dem Höhepunkt, während es für andere Künstler wie SANTANA oder JOE COCKER zum Sprungbrett wurde. Ebenfalls einen Schub zu jener Hitmaschine, zu der sie im folgenden Jahr avancieren sollten, bekamen CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL. Schon 1969 war ein geschäftiges Jahr für das Quartett, das Happening in Bethel nahm man fast am Rande mit und war mit den Aufnahmen so unzufrieden, dass man sie nicht einmal für den Sampler freigab. Nun endlich bekommt man die Aufarbeitung des Gigs unter dem Titel "Live At Woodstock" käuflich zu erwerben.

Ob bei der vorliegenden Version jetzt noch etwas nachbearbeitet wurde, lässt sich schwer sagen, aber anhand des auf Vinyl Gehörten ist die damalige Entscheidung nur schwer nachzuvollziehen. Natürlich sind Musiker oft perfektionistisch, aber aufgrund des ganzen Chaos auf dem Höhepunkt der Flower Power-Ära konnte man nicht unbedingt eine High End-Aufnahme erwarten. Wenn man sich heute Bilder vor Augen führt, wie dilettantisch da teilweise die Aufbauten waren, verwundert es, dass man klangtechnisch überhaupt etwas zustande bringen konnte. Ohrenzeugen zufolge hatte die PA auch nicht für das ganze Gelände ausgereicht, doch das war damals egal, es zählte allein der Spirit.

Von dem ist auf der Langrille indes wenig zu vernehmen, zu unaufgeregt zocken sich Tom Forgety und seine Mitstreiter durch ihr Set. Man kann nun auch Dienst nach Vorschrift rufen, doch das war zu jener Zeit eben auch bei den meisten Acts nicht anders. Und wenn ich mir heute so manchen bunten Aufbau ansehe, dann hat diese unprätentiöse Herangehensweise sicher ihren Reiz. Denn CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL waren nicht nur Hitlieferanten, in der Livesituation zeigten sie auch ein ungemein tightes Zusammenspiel.
Schon die eröffnenden "Born On The Bayou" und der Titelsong des zwei Wochen zuvor erschienenen "Green River" liefern den unverkennbaren Swamp-Groove, für den die Truppe und ihr Chefdenker John Fogerty berühmt wurden. Neben seinem Bruder Tom an der Rhythmusgitarre unterlegen noch Doug Clifford am Schlagzeug und Stu Cook am Langholz die Kompositionen Fogertys mit diesem stoischen Rhythmus, der so unnachahmlich nach vorne geht, ohne dass die Herren wirklich druckvoll gespielt hätten.
Es ist vor allem Cooks Bass, der im Mix sehr präsent ist und eine unglaubliche Wärme mit einbringt, welcher diesen Sog entstehen lässt, der einen unausweichlich mitswingen lässt. Clifford hält sich deutlich zurück, doch das war zu der Zeit üblich, lautes Trommeln war noch verpönt. Erst mit dem größer werdenden Einfluss von John Bonham oder Don Brewer wurde das kraftvolle Drumming salonfähig, selbst ein Ian Paice durfte damals noch nicht so auf die Pauke hauen, wie man es später von ihm gewohnt war.

Eher relaxt kommen dagegen die beiden Hits, die man damals schon hatte, gegen Mitte des Sets rüber. Im Angesicht des Peace-Zeichens im Backdrop wirkten die Country-basierten "Bad Moon Rising" und "Proud Mary" ein bisschen zu Redneck-mäßig. Allerdings muss man auch erwähnen, dass der Mastermind bei den Stücken solistisch auch an der Klampfe zu überzeugen weiß. Doch an dann spielte sich das Quartett in einen Rausch, und ließ viele Improvisationen zu. Das fängt zu Beginn der zweiten Scheibe mit dem Screamin´ Jay Hawkins-Cover "I Put A Spell On You" an, mit dem sie eine ungeheure Atmosphäre verströmen. Die alten Blues-Klassiker werden auch bei "The Night Time Is The Right Time" wach, welches sie ebenfalls für das damals aktuelle Album eingespielt hatten.

Hier wird öfter der Groove gehalten, mit einem guten Händchen für Dynamik variiert, so dass sich John Fogerty austoben kann. Das Tut er in "Keep On Chooglin´" zuerst mit der Mundharmonika, und geht dann zur Sechssaitigen über. Noch hypnotischer wird der Groove beim frühen Klassiker "Suzie Q.", in dem sich der Gruppe nachdem sie in der Mitte etwas das Tempo heraus genommen hat, immer weiter steigert. Repetive Flächen, die immer mächtiger herein schieben erhöhen die Dynamik, bevor sich alles im Solo und dem große Finale entlädt.
Wie erwähnt ist am Klangbild wenig zu beanstanden, klar klingt das teilweise etwas angestaubt, doch stets authentisch. Dass dennoch nicht das große Live-Feeling aufkommen will, liegt vor allem daran wie die Zuschauer eingefangen wurden, oder eben nicht eingefangen wurden. Die 500.000 klingen auf Konserve wie ein kleiner Club, einzelne Stimmen oder Klatschen ist wohl eher aus dem Bereich um die Bühne aufgenommen worden. Dabei ging der Auftritt fast zur besten Zeit am Samstag, den 17. August kurz nach Mitternacht über die Bühne.
Ob CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL das Material deswegen jahrelang nicht freigaben, kann nur spekuliert werden. Ihnen dürfte es ohnehin egal gewesen sein, als der Mythos um Woodstock richtig losging, waren sie lange Geschichte. Dennoch war das Festival das Sprungbrett zum endgültigen Superstar-Status. Schon im Dezember erschien der nächste Langspieler "Willy And The Poor Boys", der dritte in diesem Jahr, und der Schub durch das Festival puschte Hits wie "Fortunate Son".

Was freilich am Erbe von Woodstock übrig geblieben ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, mir persönlich fehlen die Werte der damaligen Zeit. Musikalisch bekommt man nur noch belanglose Instant-Mucke serviert, gegen Rock formiert sich so etwas wie Hass, die Euphorie der Machtübernahme von MTV durch YouTube verpuffte schnell und das Wort Freiheit evoziert heute eher Angst als Zuversicht. Von daher ist diese Zeitdokument so wichtig, ruft es eine Zeit des Aufbruchs zurück ins Bewusstsein,  in der so viel möglich schien, Dinge die ich auch heute nicht als Utopie abtun will. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs:  11
Spielzeit: 55:29 min
Label: Fantasy Records
Veröffentlichungstermin: 02.08.2019 (CD) / 30.08.2019 (Vinyl)

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