Myrath - Shehili

myrath shehiliMYRATH sind mir ja schon länger bekannt, allerdings fand ich immer, dass sie musikalisch zu sehr ORPHANED LAND ähneln, obwohl sie mit den Israelis ja grundsätzlich nicht viel zu tun haben. Ich habe immer mal versucht, die Band live zu sehen, um mir ein genaueres Bild machen zu können, aber irgendwie habe ich das nie geschafft. Also soll es jetzt das neue Album „Shehili“ sein, das mir einen genaueren Einblick in die Band und ihr Schaffen ermöglichen soll.

Und ich muss meinen ersten Satz hier gleich revidieren. Zwar klingen sie durchaus stellenweise durch die orientalische Instrumentierung und Melodieführung wie ORPHANED LAND, unterscheiden sich ansonsten jedoch sehr von den Kollegen aus Nahost. Zwar firmieren MYRATH unter dem Banner Prog Metal, allerdings geht es meiner Meinung nach doch auch deutlich Richtung Power Metal. Eingängige Melodien und Mitsingrefrains tun ihr übriges. Nichtsdestotrotz ist die Musik des Fünfers anspruchsvoll, das unterstreicht nicht zuletzt auch der Einsatz des Tunisian Symphony Orchestra für die Streicherparts.

Und auch mit Lotfi Bouchnak hat man einen hochkarätigen Gast am Start, der den Hörern in der übrigen Welt zwar nicht allzu viel sagen dürfte, in der arabischen Welt jedoch sehr bekannt ist. Mit ihm liefert sich Sänger Zaher Zorgati in „Mersal“ ein wunderschönes Duett. Rein instrumental klingt der Song wie eine Mischung aus FAUN und ORPHANED LAND, was in diesem Fall als Qualitätsmerkmal verstanden werden soll.

Aber auch sonst ist man der Heimat auf diesem Album sehr verpflichtet. So steht mittendrin auf einmal ein Cover und zwar „Lili Twil“, das im Original von LES FRÈRES MEGRI stammt und im mittleren Osten sehr bekannt ist. Gesungen wird es in Darija, einem marokkanischen Dialekt. Dabei stricken MYRATH den Song so um, dass er sich perfekt in den Rest des Albums einfügt und man gar nicht merkt, dass es sich um ein Cover handelt, wenn man es nicht weiß.

Und dann setzt man auch noch die Story fort, die man auf dem letzten Album mit „Believer“ begonnen hat. Das merkt man zwar im Video deutlich mehr als beim Hören des Albums, aber das tut der Sache ja keinen Abbruch. Und weil die Story eine Trilogie ist, gibt es mit „No Holding Back“ auch kurz drauf die nächste Fortsetzung. Die Videos dazu sind zwar mit viel Mühe entstanden, aber für meinen Geschmack zu übertrieben künstlich und videospielartig animiert. Ich bin mir sicher, das soll so sein, aber es ist optisch einfach nicht mein Fall.

Im Gegensatz zur Musik. Denn mit „Shehili“ können mich MYRATH endgültig überzeugen, dass sie eben nicht „wie ORPHANED LAND“ klingen, sondern sich im Gegenteil sehr von den Israelis unterscheiden. Ich mag beide Bands und ihre Eigenheiten. Und auch wenn mir „Shehili“ stellenweise fast schon etwas zu eingängig ist, so finde ich das Album im Großen und Ganzen doch sehr gelungen und werde die Band in Zukunft mit Sicherheit im Auge behalten. Vielleicht klappt’s dann auch mal mit dem Liveerlebnis. (Anne)


Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 47:32 min
Label: earMusic / Edel Germany
Veröffentlichungstermin: 03.05.2019

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