Slipknot - The End So Far

slipknot theendsofarOkay, ich gebe es zu. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hasse Streams! Wo sind nur die Zeiten hin, in denen Plattenfirmen noch Promo-CDs oder zumindest einen Downloadlink geschickt haben? Klar, es gibt noch immer Labels (ja, auch richtig große Firmen), die weiterhin CDs oder sogar Vinyl verschicken, aber die kann man mittlerweile an einer Hand abzählen. Und manchmal gerät es schon zur Farce. Wenn ich mir, um ein Album zu rezensieren, erst mal eine App runterladen, mich registrieren und dann noch vor jedem Hören einen Zahlencode eingeben muss, kann man sich in etwa vorstellen, was das mit meiner Geduld macht. Ist das Ganze dann noch mit einem Wasserzeichen versehen, auf ein Gerät beschränkt und zeitlich limitiert, kann ich, offen gesagt, gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.

Liebe Labels, ihr wollt Reviews von uns? Dann macht uns die Arbeit nicht unnötig schwer. Ich kann ja verstehen, dass niemand will, dass ein Album vor der Veröffentlichung geleakt wird, aber dafür sind dann wohl eher andere verantwortlich und nicht Redakteure unabhängiger Musikmagazine, die sich die ganze Arbeit in ihrer kaum vorhandenen Freizeit und aus reiner Liebe zur Musik machen. Aber das nur nebenbei und mal als kleinen Denkanstoß. Nun aber zum Wesentlichen. Schließlich geht es hier um SLIPKNOT und ihr neues Werk „The End, So Far“.

Eins schon mal vorab: Wer auf ein zweites „Iowa“ hofft, der braucht erst gar nicht weiterlesen. Ich persönlich entdeckte den Neuner aus Des Moines, Iowa erst 2004. Ich gebe ehrlich zu, dass ich SLIPKNOT bis dahin für eine Hip-Hop-Kapelle ähnlich der INSANE CLOWN POSSE gehalten habe. Nachdem ich immer mehr Leute mit ihren Shirts sah, wurde ich neugierig. Also wurde Google bemüht. „Aha, die machen also Metal. Wie sich das wohl anhört?“

Irgendwann lieh ich mir dann in der Stadtbücherei von Lampertheim das damals aktuelle Album „Vol.3: (The Subliminal Verses)“. Nun, bei dem ganzen Theater um die Truppe war mir das Gehörte dann doch eine ganze Nummer zu zahm. „Duality“ und „Vermilion“ gefielen mir. Der Rest ging so. Aber es gab ja noch das 1999 veröffentlichte Debüt „Slipknot“ und das 2001er Zweitwerk „Iowa“. Tja, und genau mit diesem hatten sie mich dann.

Man kann es drehen und wenden wie man will. „Iowa“ ist bis heute das Meisterwerk der Maskenmänner. Das 2004 veröffentlichte „Vol.3: (The Subliminal Verses)“ war dann musikalisch der erste Schritt in eine andere Richtung und in meinen Augen recht zahnlos. Mit „All Hope Is Gone (2008) berappelte man sich noch einmal. Allerdings sollte es auch das letzte Album mit Paul Gray (Bass) und Joey Jordison (Schlagzeug) sein. Gray starb 2010, der 2013 gefeuerte Jordison 2021.

Nach dem 2014 veröffentlichten „.5: The Gray Chapter“, welches Paul Gray gewidmet ist, hörte man 5 Jahre nichts Neues von SLIPKNOT. 2019 wurde dann Perkussionist Chris Fehn gegangen. Mit „We Are Not Your Kind“ folgte 2019 dann endlich ein neues Album. Und die Umbesetzungen, manche notgedrungen, manche freiwillig, hinterließen deutliche Spuren. „We Are Not Your Kind“ ist bis dato das schlechteste Werk der Band. Nun also das am 30.09. veröffentlichte „The End, So Far“.

Finden Corey Taylor (Gesang), Jim Root (Rhythmusgitarre), Mick Thomson (Leadgitarre), DJ Sid Wilson, Craig Jones (Sampling), Shawn Crahan (Perkussion, Hintergrundgesang), Alex Venturella (Bass) und Jay Weinberg (Schlagzeug) mit Album Nummer 7 zu alter Stärke zurück?

Na ja, den ersten Fehler begehen SLIPKNOT gleich zu Anfang. Wer auf die Idee kam, die Scheibe mit dem lahmarschigen „Adderall“ zu eröffnen ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall gehört derjenige geschlagen. Immerhin folgt auf dieses Schlafmittel, das ich mir nicht einmal auf einem STONE SOUR-Album wünschen würde, mit „The Dying Song (Time To Sing)“ ein richtiger Kracher. Geht doch! Gleiches gilt für „The Chapeltown Rag“. Auch das eher ruhigere „Yen“ kann aufgrund seiner düsteren Atmosphäre überzeugen. Genau wie „Medicine For The Dead“ und „H377“. Doch auf „The End, So Far” befinden sich immerhin 12 Songs.

Und hier liegt der Hund begraben. Dass ich ganze drei Anläufe brauchte, um mir das Album endlich komplett anzuhören, zuvor bin ich dabei jedes Mal eingeschlafen, sagt eigentlich alles. Das abschließende „Finale“ ist zwar ganz nett, aber wo bitte ist das ein SLIPKNOT-Song? Die Nummer hätte eher auf Taylors Soloalbum gepasst.

Liebe Freunde, der Hype ist vorbei! Seit „.5: The Gray Chapter“ produzieren SLIPKNOT nur noch Mittelmaß. Auch wenn es viele nicht hören wollen, genau das bekommt man mit dem Großteil der auf „The End, So Far“ enthaltenen Nummern. (Matthias)

Bewertung:

Matthias7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 57:31 min
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 30.09.2022

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