Amaseffer - Slaves For Life

amaseffer_slavesforlife.jpgHeavy Metal aus Israel genießt nach wie vor einen Exotenstatus. Neben ORPHANED LAND und BETZEFER hat es bislang keine Band geschafft, außerhalb des Landes im Nahen Osten für Aufmerksamkeit zu sorgen. Mit AMASEFFER macht sich nun ein Newcomer auf, mit den Kollegen ein Triumvirat zu bilden und die Chancen der drei Israelis Hanan Avramovich (Gitarre), Yuval Kramer (Gitarre), und Erez Yohanan (Schlagzeug, Percussions, Erzählstimme) stehen gut.
Ähnlich wie ihre Kollegen von ORPHANED LAND widmen sich auch AMASEFFER einem musikalischen Mix, der so bunt ist wie die Kultur dieses einzigartigen Landes. Metal, Rock, Klassik, Filmmusik, Oper und Weltmusik paaren sich mit den orientalischen Klängen des Nahen Ostens; alle 10 Songs sprengen jegliche Genregrenzen. Das ist nach wie vor ungewöhnlich, aber auch alles andere als leichtverdaulich, zumal AMASEFFER die Grenzen des Machbaren noch weiter ausloten als ORPHANED LAND. Im übertragenen Sinne stellt "Slaves For Life" vielleicht so etwas wie ein Metal-Hörbuch dar. Von daher brauchen Metaller, die nur auf Standardkost stehen, erst gar nicht weiter zu lesen, denn als Hintergrundmusik ist "Slaves For Life" absolut untauglich; das Album fordert die volle Aufmerksamkeit des Hörers, größtenteils verdient es diese aber auch.
Und genau so ambitioniert wie die Musik, ist das thematische Konzept von "Slaves For Life": Der Auszug des israelischen Volkes aus Ägypten, wie er auch im Alten Testament geschildert wird (daher auch der Untertitel "Exodus"). 


Wie euch bereits aufgefallen sein wird, fehlt in Reihen der Band ein Vokalist und die Drei machten aus der Not eine Tugend und besorgten sich einfach zwei der profiliertesten Sänger der internationalen und nationalen Szene. Für den Lead-Gesang konnte man Mats Leven (Ex-KRUX, Ex-MALMSTEEN) gewinnen, der bereits als Gastsänger bei THERION unter Beweis stellen konnte, dass er für solche Art von Songs bestens geeignet ist, und der auf "Slaves For Life" sein Meisterstück abliefert. Und für die orientalischen Vocals sorgt niemand Geringeres als der Repräsentant schlechthin der israelischen Metalszene, Kobi Farhi (ORPHANED LAND).

Der Einstieg in die Reise aus Ägypten erfolgt in Form eines akustisch gehaltenen Instrumentals ("Sorrow"), das in 3 Minuten auf beeindruckende Art und Weise das Leid widerspiegelt, das dem Land und seinen Einwohnern in der Geschichte widerfahren ist. Auf diesen ruhigen Beginn folgen mit "Slaves For Life" und "Birth Of Deliverance" zwei düstere, orientalische Metalopern, die vor allem von den dramatischen Spannungsbögen und der majestätischen Stimme Leven’s leben, der einen immer wieder in den Bann ziehen kann.
Doch dieses hohe Niveau bei den ersten 3 Songs halten AMASEFFER noch nicht über die gesamte Spielzeit von immerhin fast 80 Minuten; ab und an verlieren die drei Israelis den roten Faden wie im anschließenden "Midian", mit fast 12 Minuten längster Song des Albums. Dafür bringen die bestialischen Growls von Angela Gossow (ARCH ENEMY) eine brutale Note mit ein, was "Midian" wieder etwas aufwertet. Dieses Element hätte ich mir an noch mehr Stellen gewünscht. Und auch beim fast komplett instrumental gehaltenen Doppel "Wooden Staff"/"Return To Egypt" (der Vocalanteil beschränkt sich auf Chöre und Spoken-Word-Parts), schnappt man öfters mal nach Luft und wünscht sich, dass die Songs kompakter arrangiert wären. Insbesondere diese häufig eingestreuten rein instrumentalen Teilstücke und die längeren Erzählungen machen das Hören von "Slaves For Life" nicht immer zu einem Vergnügen.

Doch das Durchhaltevermögen wird belohnt, denn kurz vor Schluss haben AMASEFFER mit "Ten Plagues" noch ein bombastisches Epos biblischen Ausmaßes in Petto, das als herausragendster Track des Albums durchgeht und auch das abschließende "Land Of The Dead" kann vor allem wegen seines tollen Refrains überzeugen. Und zum Verschnaufen gibt’s zwischendurch mit "Zipporah" eine sehr schöne Ballade, die mit Gesängen einer unbekannten Holde beginnt, und im Verlauf durch die Flamenco-Gitarren spanisches Flair verbreitet.
Dennoch fällt es trotz aller Stärken und der leichten Schwächen von "Slaves Foe Life" ungeheuer schwer, einen Anspieltipp zu nennen, zumal das Album sowieso nur als großes Ganzes funktioniert.

Unterm Strich fehlt dem jungen Trio zum ganz großen Kino, sprich zu ORPHANED LAND, noch ein wenig, nicht desto trotz ist "Slaves For Life" ein faszinierendes Werk geworden, wenn man sich erst einmal durch die komplizierten Songs gekämpft hat. Wenn es AMASEFFER bei den Fortsetzungen der Trilogie gelingen sollte, ihre Stärken zu bündeln und die Songs besser auf den Punkt zu bringen, dann können wir von den Teilen 2 und 3 noch einiges erwarten. Bis dahin sollten sich sowohl Fans von ORPHANED LAND als auch alle Metaller, die nach musikalisch Neuem und Außergewöhnlichen Ausschau halten, "Slaves For Life" zulegen. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 77:50 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 06.06.2008

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