Andre Matos - Time To Be Free

andrematos_timetobefree.jpgViele Gesichter hatte bislang die Karriere von Andre Matos. Bis Anfang/Mitte der Neunziger sammelte er mit VIPER erste Erfahrungen und internationale Aufmerksamkeit. Anschließend war er maßgeblich an der Gründung und am Erfolg von ANGRA beteiligt, die über Jahre zur Speerspitze der Melodic Metal Szene gehörten. Zu Beginn des neuen Jahrtausends verließ Matos seine Landsleute von ANGRA (die seitdem nie mehr so richtig auf die Beine kamen), um mit einigen Kollegen die Band SHAMAN zu formieren, mit denen er 3 Alben ("Ritual", "Reason" und der begeisternde Livemitschnitt "Ritualive") veröffentlichte. Doch schneller als erwartet war 2006 mit SHAMAN wieder Schluss und der brasilianische Ausnahmesänger nahm sich eine wohlverdiente Auszeit, um Kraft zu tanken und sein künstlerisches Leben neu zu ordnen. Doch nun ist Andre Matos wieder am Start, dieses Mal unter eigenem Namen; passenderweise hat er seinen Einstand auf den Namen "Time To Be Free" getauft. Um sich herum geschart hat er eine fähige Band aus alten Mitstreitern (diverse Musiker von ANGRA bzw. SHAMAN sind auch auf "Time To Be Free" zu hören) und jungem Blut (der erst 16 Jahre junge Schlagzeuger Eloy Casagrande). Und auch in Sachen Produzent geht er auf Nummer Sicher und holte sich erneut seinen Partner In Crime Sascha Paeth mit ins Boot, der sich zusammen mit Roy Z für die gesamte Produktion verantwortlich zeichnet.


Hatte man im Vorfeld der Veröffentlichung von "Time To Be Free" vielleicht spekuliert, Andre Matos würde seinen Stil einer Kurskorrektur unterziehen, so kann man sich beruhigt wieder zurücklehnen. Auch auf seinem Solodebüt widmet er sich wie bei seinen anderen Betätigungsfeldern dem symphonisch-progressiven Melodic Metal und der Name EDGUY kommt einem nicht nur einmal in den Sinn (vermutlich hat die Zusammenarbeit mit Tobias Sammet bei AVANTASIA abgefärbt).

Doch in einem Punkt unterscheidet sich "Time To Be Free" von der Vergangenheit: die Qualität der einzelnen Songs kommt nicht an den Standard heran, den Matos mit seinem bisherigen Schaffen gesetzt hat. Auf "Time To Be Free" befindet sich der ein oder andere Song, der einfach nicht so ganz zünden will, wie z.B. das experimentelle "Reason", die langatmige epische Halbballade "A New Moonlight" oder der vielschichtige Titeltrack, dem irgendwie der rote Faden fehlt. Gerade im letzten Drittel der Scheibe kommen die Songs nicht mehr auf den Punkt, die Ideen werden nicht konsequent umgesetzt. Euphorie sieht jedenfalls anders aus, zumal an einigen Stellen alles zu glatt und perfekt wirkt, da vermisse ich die Ecken und Kanten. Vielleicht hätte Andre Matos die Produzentenlegende Roy Z besser zusätzlich auch als Songwriter verpflichtet.  

Aber nicht, dass wir uns jetzt falsch verstehen. "Time To Be Free" ist keineswegs ein schlechtes Album. Dafür sorgt typisches Matos-Futter wie der flotte Opener "Letting Go", das heftige und für Matos’ Verhältnisse düstere "Rio" oder die Doublebassnummer "Remember Why". Und mit dem fröhlichen Midtemporocker "How Long" und dem wegen seiner ANGRA Zitate pragmatisch betitelten "Looking Back" gibt’s immerhin auch 2 herausragende Tracks. An der gesanglichen Darbietung des Brasilianers gibt’s selbstverständlich nicht im Geringsten was auszusetzen.
 
Jeder, der bislang was mit dem musikalischen Schaffen von Andre Matos anfangen konnte, kann auch bedenkenlos "Time To Be Free" abgreifen und auch Fans von EDGUY oder MASTERPLAN sollten dem Album eine Chance geben. Alles in allem aber zu wenig, um einen verwöhnten Metalfan richtig begeistern zu können. (Maik)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 64:20 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 22.02.2008

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