Silentium - Amortean

silentium_amortean.jpgFinnland, das Land der tausend Seen und tausend Bands; eine davon nennt sich SILENTIUM, passt ja gut zu dem skandinavischen Land mit seinen ruhigen, introvertierten Einwohnern. Und wie das mit den Seen so ist, ist es auch mit den Bands aus diesem Land, wer kennt die schon alle! Also wenn ich z.B. ehrlich sein darf, ist mir der Name SILENTIUM in der letzten Dekade noch nicht begegnet; dabei haben die Finnen seit ihrer Gründung 1995 bereits eine bewegte Vergangenheit hinter sich, inklusive diverser Besetzungswechsel. Ist dieses Unwissen nun eine Schande? Wirft man einen Blick auf die bislang erfolgsarme Diskographie der Band, die bereits 5 Full-Length-Veröffentlichungen umfasst („Amortean“ miteingerechnet), sicherlich nicht! Das Aufregendste an SILENTIUM dürfte wohl sein, dass man sich auf die Fahnen schreiben darf, die allererste Band zu sein, die beim finnischen Kultlabel Spikefarm eine Platte veröffentlichen durfte („Infinito Plango Vulnera“ 1999). Wirft man, nach anfänglicher Skepsis, die Scheibe dann doch mal in den Player, fragt man sich schon eher, warum SILENTIUM bislang so untergegangen sind, denn „Amortean“ entwickelt sich schnell zu einer sehr angenehmen Überraschung.

Wenn man bedenkt, dass im Genre „Female Fronted Gothic Metal“ im Prinzip, und eh spätestens seit dem NIGHTWISH Überhammer „Once“, schon alles gesagt wurde, was es zu sagen gibt, sind neue Veröffentlichungen in dieser Szene immer eine heikle Angelegenheit, und es gelingt nur selten, wirklich noch Akzente zu setzen, wie es z.B. die holländischen AUTUMN schaffen.

Ich gebe zu, dass es auch SILENTIUM nicht gelingt, ein Genre zu revolutionieren, und den ein oder anderen Plagiatsvorwurf wird sich die Band schon gefallen lassen müssen. Aber das ist halb so wild, denn „Amortean“ hat durchaus einiges an Charme, sowohl was Frontfräulein Riina Rinkinen als auch was die 9 Songs angeht.
Bereits beim ersten Song „Leave The Fallen Behind“ werden zwei Dinge ganz deutlich. SILENTIUM versuchen aus der übervollen Schublade „Gothic“ vor allem dadurch auszubrechen, indem sie eine gehörige Portion „Symphonic“ mit einbeziehen, was den Songs erst einmal gar nicht schlecht zu Gesicht steht. Jedenfalls gelingt es, die größtenteils bereits gelungenen Songs, mit Hilfe durchdachter orchestraler Untermalungen noch spannender zu machen. Ob es sich dabei um ein echtes oder ein künstliches Orchester handelt, lässt sich anhand vorliegender Infos nicht endgültig klären. Wegen des Status der Band vermute ich mal stark Letzteres, dennoch klingen die Streicher und dergleichen keineswegs nach Second Hand; da habe ich in den letzten Monaten schon weitaus Schlechteres gehört. Dass wir uns bei einer Band wie SILENTIUM nicht auf einem Niveau wie NIGHTWISH's „Once“ oder WITHIN TEMPTATION's „The Heart Of Everything“ bewegen, dürfte wohl klar sein.

Und das Zweite, was recht schnell positiv hängen bleibt, ist die gesangliche Leistung von Sängerin Riina Rinkinen, die im Gegensatz zu anderen Trällerelsen des Genres über eine sehr angenehme, wohltuende Stimme verfügt, vor allem weil sie sich gesanglich irgendwo zwischen Alt und Mezzosopran bewegt, anstatt ständig in den höchsten Tönen zu singen. Vom sog. „Opernmetal“ sind SILENTIUM also ein Stückchen entfernt. Natürlich ist es auch hier nicht so, dass sie ihre Kolleginnen in Grund und Boden singt, zur Spitze der klassisch ausgebildeten Sängerinnen im Heavy Metal fehlt ihr schon noch etwas die Klasse, dafür passt ihr Gesang sehr harmonisch zur Musik, und das ist im Zweifelsfall immer mehr als die perfekte Technik. 

Abgesehen vom zu langen und zu überfrachteten „The Fallen Ones With You Tonight“, das in der Tat etwas abfällt, bewegen sich alle Songs von „Amortean“ qualitativ im guten bis sehr guten Bereich. Herausragend sind für meinen Geschmack das wunderbare „A Knife In The Back“ und die emotionsgeladene Halbballade „My Broken Angel“. Als Anspieltipp sei das an zweiter Stelle platzierte „The Messenger“ genannt, das direkt ins Ohr geht.
 
Wer auf Bands wie WITHIN TEMPTATION, EDENBRIDGE, NIGHTWISH oder EPICA steht, dem sei  „Amortean“ ans Herz gelegt, denn das finnische Sextett macht seine Sache über weite Strecken überraschend gut. Vielleicht klappt's dann auch irgendwann mal mit dem kommerziellen Erfolg, das Potential dazu haben SILENTIUM. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 50:30 min
Label: Dynamic Art Records
Veröffentlichungstermin: 20.02.09    
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